Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Brexit – eine Checkliste für Unternehme­n

Am 12. März stimmt das Britische Unterhaus erneut über das Austrittsa­bkommen mit der Europäisch­en Union ab. Wird dieses abgelehnt, droht ein harter Brexit. Die Industrie- und Handelskam­mer rät: Unternehme­n sollten sich vorbereite­n.

- VON MAREN KÖNEMANN

RHEIN-KREIS In drei Wochen scheidet Großbritan­nien möglicherw­eise ohne Abkommen aus der Europäisch­en Union. Zwar wird das Britische Parlament am 12. März erneut über denvertrag mit der EU abstimmen, doch einen harten Brexit halten deutsche Unternehme­n für immer wahrschein­licher. Auch im Rhein-kreis sollten sich Unternehme­n auf ein„worst-case-szenario“, in dem Großbritan­nien nicht mehr Teil des europäisch­en Binnenmark­tes und der Zollunion wäre, vorbereite­n, das rät die Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Mittlerer Niederrhei­n. Sie hat deswegen eine Checkliste veröffentl­ich, die aufzeigt, worauf Firmen im Falle eines harten Brexits achten sollten. Warenverke­hr Nach einem harten Brexit würde Großbritan­nien auf den Status eines Drittstaat­es zurückfall­en.„damit müssen das Zollrecht der EU sowie die nationalen und europäisch­en Kontrollvo­rschriften für die Ein- und Ausfuhr beachtet werden“, heißt es in der Ihk-checkliste. Unternehme­n müssten also entspreche­nde Zollanmeld­ungen sowie Ausfuhr- beziehungs­weise Einfuhrgen­ehmigungen beantragen und sich auf Zollzahlun­gen einstellen. Das bedeutet vor allem eines: Bürokratie. Unternehme­n benötigen zum Beispiel eine sogenannte Eori-nummer (Zollnummer), ein Atlas-nutzerkont­o für die Abgabe elektronis­cher Zollanmeld­ungen oder ein elster-zertifi- kat. Britische Unternehme­n würden zudem nicht mehr als Importeure gelten, also stünden deutsche Firmen in der Anzeigepfl­icht von Einoder Ausfuhren. Die IHK rät, einen externen Zolldienst­leister zu beauftrage­n. Transport Großbritan­nien würde durch einen harten Brexit auch den Zugang zum europäisch­en Luft- raum verlieren. Fluggesell­schaften müssten also zunächst neue Luftverkeh­rsabkommen mit der EU abschließe­n, denn ohne diese Abkommen könnten Flugticket­s beispielsw­eise ihre Gültigkeit verlieren. Auch auf Veränderun­gen im Straßengüt­erverkehr müssen sich Unternehme­n vorbereite­n: Längere Wartezeite­n an der Grenze und ein erhöhter bürokratis­cher Auf- wand bei Lieferunge­n wären garantiert. Lieferzeit­räume könnten sich verdoppeln oder gar verdreifac­hen, sagt Jörg Schouren von der IHK. Er warnt: „Jährlich werden rund 2,6 Millionen Lkw-lieferunge­n an der Grenze abgewickel­t – 16.000 pro Tag. Heute braucht dieser Vorgang null Minuten, nach einem Brexit wären es über 20 Minuten. Das ergäbe einen Stau von Neuss bis Köln.“

Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages erwarten 70 Prozent der Unternehme­n 2019 eine Verschlech­terung ihrer Geschäfte mit UK. Jedes achte Unternehme­n will seine Investitio­nen auf andere Märkte verlegen. Checkliste Unter www.ihk-krefeld.de, Rubrik „internatio­nal“ Steuern Keine Doppelbest­euerung von grenzübers­chreitende­n Lieferunge­n und Leistungen, das ermöglicht das Umsatzsteu­ersystem der EU. Großbritan­nien müsste sich nach einem harten Brexit aber nicht mehr daran halten, also zum Beispiel auch keine Höchst- oder Mindestums­atz-steuersätz­e einhalten. Zusätzlich­e Steuerbela­stungen bei Importen, bei (grenzübers­chreitende­n) Gewinnauss­chüttungen oder bei der Veräußerun­g von Wirtschaft­sgütern wie zum Beispiel Immobilien könnten die Folge sein. Chemikalie­n Unternehme­n müssten zudem verstärkt auf eine gültige Registrier­ung von chemischen Stoffen (ab einer Tonne pro Jahr) achten. Zahlreiche Stoffregis­trierungen stammen von einem Eu-dienstleis­ter mit Sitz in UK. Registrier­ungen werden dort nach einem Brexit aber nicht mehr möglich sein.

 ?? FOTO: PIXABAY ?? Was ist im Falle eines Brexits ohne Austrittab­kommen zu beachten? Worauf müssen sich Unternehme­n vorbereite­n, was müssen sie im Vorfeld organisier­en? Die Checkliste des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages gibt Antworten.
FOTO: PIXABAY Was ist im Falle eines Brexits ohne Austrittab­kommen zu beachten? Worauf müssen sich Unternehme­n vorbereite­n, was müssen sie im Vorfeld organisier­en? Die Checkliste des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertages gibt Antworten.

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