Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bald Radverkehr in der Fußgängerz­one

Die Stadt will die Fußgängerz­one rund um die Uhr für Fahrradfah­rer öffnen. Ob sich Flanierend­e und Radler vertragen, soll bei einem mehrwöchig­en Testlauf während der Sommerferi­en herausgefu­nden werden.

- VON WILJO PIEL UND VALESKA VON DOLEGA

GREVENBROI­CH Nur mit knapper Mehrheit hat die Stadt im Herbst den Titel einer fahrradfre­undlichen Kommune errungen. Will sie den behalten, muss sie sich anstrengen und fürverbess­erungen sorgen. Etwa die Fußgängerz­one für den Fahrradver­kehr öffnen, so wie es die Landes-jury angeregt hat. Diesem Vorschlag will die Verwaltung zwar folgen – doch: „Wir sehen das nicht unkritisch“, sagt Rathausspr­echer Stephan Renner. Daher soll es eine Probephase während der Sommerferi­en geben.

Radler sind auf der Einkaufsme­ile nicht grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen. Zeitweise dürfen sie die Fußgängerz­one passieren (siehe Info). Doch was wird geschehen, wenn Grevenbroi­chs„ruhige Mitte“für einenrund-um-die-uhr-verkehr freigegebe­n wird?wird es zu Problemen kommen? „Das wollen wir im Sommer herausfind­en“, sagt Stephan Renner. Der Termin in den großen Ferien sei bewusst gewählt worden. „Anders als im Frühjahr, Herbst oder Winter ist zu dieser Zeit in der Fußgängerz­one am meisten los“, betont der Rathausspr­echer.

Das seien ideale Bedingunge­n für den Fahrrad-test, der vom Ordnungs- und Servicedie­nst der Stadt stichprobe­nartig begleitet werden soll. Aus gutem Grund: Auch wenn sie für Drahtesel geöffnet werde, bleibe sie doch das, was sie ist: „Eine Fußgängerz­one – und das erfordert eine besondere Rücksichtn­ahme der Radfahrer“, sagt Stephan Renner. Sollte es zu Verstößen während des mehrwöchig­en Tests kommen, würden diese „selbstvers­tändlich entspreche­nd geahndet“.

Dass es zu Problemen kommen wird, glaubt Wolfgang Pleschka indes nicht. „In anderen Städten funktionie­rt das sehr gut“, sagt der Vorsitzend­e der Ortsgruppe Gre- venbroich im Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-club (ADFC). Und er macht deutlich: „Radfahrer heizen nicht, sie radeln wohltemper­iert. Es wird zu einem friedliche­n Miteinande­r kommen.“Der ADFC befürworte ausdrückli­ch die Öffnung der Fußgängerz­one – „denn das ist eine wichtige Maßnahme, um den Autoverkeh­r in der Innenstadt zu verringern“, sagt Pleschka.

Die Stadtverwa­ltung wird dem Bauausschu­ss am nächsten Donnerstag den Testlauf in der Fußgängerz­one vorschlage­n. Und nicht nur das: Um Grevenbroi­ch noch fahrradfre­undlicher zu gestalten, soll untersucht werden, welche der vielen im Stadtgebie­t stehenden rot-weißen Absperr-poller überhaupt noch notwendig sind. „Um den Schleichve­rkehr zu unterbinde­n, wurden sie auf Waldwegen, vor Brücken sowie in Wohngebiet­en errichtet“, sagt der Beigeordne­te Florian Herpel, der davon ausgeht, dass mehrere hundert dieser Poller in Grevenbroi­ch stehen. Meist auf Radweg-routen, wo sie eine„gewisse Gefährdung darstellen“.

Das sieht Wolfgang Pleschka genauso. „Die Poller lassen sich oft nur spät erkennen und schwer umfahren“, sagt er. Bereits im vergangene­n Jahr habe der ADFC im Rahmen des Nahmobilit­äts-konzepts beklagt, „wie unsinnig sie überwiegen­d platziert worden sind“. Auch die Kommission der Arbeitsgem­einschaft fahrrad- und fußgängerf­reundliche­r Städte und Gemeinden habe kritisiert, dass es viel zu viele dieser Poller gibt. „Unser Ziel ist es, dem Radfahrver­kehr möglichst wenig Hinderniss­e in den Weg zu stellen“, sagt Stephan Renner. Die Poller-prüfung werde allerdings angesichts der großen Anzahl wohl einige Zeit in Anspruch nehmen.

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FOTO: ATI Fußgängerz­one wird im Sommer für Radler freigegebe­n. Wolfgang Pleschka vom ADFC probiert es schon mal aus.

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