Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Unterhalts­ameseineli­ebezum Gruselnhal­bwissen

Sechs Promis finden sich bei „Wer weiß denn sowas XXL“wieder zum lustigen Rätselrate­n ein. Der Schwarzwäl­der „Tatort“huldigt Rio Reiser – nicht nur mit dem Titel „Für immer und dich“. Im Zentrum des Falls steht ein ungleiches Paar: Ein älterer Mann brennt

- VON MARTINA STÖCKER

DÜSSELDORF FREIBURG Es gibt eine Szene in diesem „Tatort“, die wirkt so harmlos und zugleich so schmierig, dass es dem Zuschauer kurz übel wird. Ein mittelalte­r Mann, er heißt Martin (Andreas Lust), will seiner Freundin zum Geburtstag Unterwäsch­e kaufen. Im Geschäft streichelt er mit dem Finger den Schritt eines Slips. Dieser ist rosa, mit kleinen Herzchen, Mädchenwäs­che. Denn seine Freundin Emily (Meira Durand) ist gerade 15 geworden. Sie sind zusammen, seit sie 13 ist.

Der Fall „Für immer und dich“– benannt nach einem Liedtext von Rio Reiser – ist für Eltern sicher schwer zu ertragen. Denn der vierte Fall des Schwarzwäl­der Duos Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-jochen Wagner) erzählt von einer Liebe, die einen gruseln lässt. Emily ist das älteste von vielen Kindern, die unterschie­dliche Väter haben. Mit 13 ist sie mit dem älteren Mann auf und davon, sie reisen quer durch Europa. Es ist das große Abenteuer für sie, vielleicht ist es auch Liebe. Aber eigentlich will das Mädchen nur Aufmerksam­keit, Nähe, Freundlich­keit und knuddelt lieber mit ihrem Hund, um sich den sexuellen Avancen ihres Liebhabers zu entziehen. Mit einer kindlichen Anhänglich­keit bleibt sie an seiner Seite, schämt sich aber auch für den Sex und die Beziehung. Er hingegen hat für sie alles aufgegeben, meint sie zu lieben und kann – auch weil er mit dieser Beziehung kriminell geworden ist – nicht mehr zurück.

Martin und Emily sind nach ihrer Odyssee nach Freiburg heimgekehr­t, weil er seine Mutter um Geld anpumpen möchte. Ihre Mutter hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass ihr Mädchen noch lebt, auch wenn Ermittler Berg das längst nicht mehr glaubt. Tobler nimmt den Fall an sich, und neue Hoffnung wird geweckt, als Emilys DNA in einem Unfallwage­n gefunden wird. Martin hatte mit seinem Wagen einen Rollerfahr­er aus Versehen getötet. Es ist der Anfang vom Ende einer Flucht, auch weil Emily sich durch die Nähe zu ihrer Familie nach einem normalen Teenager-leben sehnt. Nach Unbeschwer­theit, Ausbildung und gleichaltr­igen Freunden.

Vorbild ist ein realer Fall: Die damals 13 Jahre alte Freiburger­in Maria H. verschwand im Mai 2013 mit einem rund 40 Jahre älteren Mann. Mehr als fünf Jahre lang waren die beiden untergetau­cht und lebten im Ausland. Kurz nach dem Ende der „Tatort“-dreharbeit­en kam die inzwischen 18-Jährige freiwillig nach Freiburg zurück, ihr heute 58 Jahre alter Begleiter wurde in Italien festgenomm­en. Er steht in den nächstenwo­chen vor dem Landgerich­t in Freiburg. Die Hochhaussi­edlung, in der die Film-mutter wohnt, ist auch das Zuhause von Maria.

Regisseuri­n Julia von Heinz stellt in ihrem verstörend­en Krimi das Paar, das keines sein darf und auch keines sein sollte, in den Mittelpunk­t. Und sie zieht eine Parallele zu dem wohl berühmtest­en„tatort“: Der Fall „Reifezeugn­is“schilderte eine ähnliche Paarkonste­llation. Deshalb legt sie dieselben Abschiedsw­orte, mit denen der Lehrer (Christian Quadflieg) seine Schülerin (Nastassja Kinski) einst verließ, nun Emily in den Mund. Wer „Tatort weiß – Für denn immer sowas und dich“, XXL, ARD, So., 20.1520.15Uhr,uhr ARD

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FOTO: NDR/MORRIS MAC MATZEN FOTO: SWR/BENOIT LINDER Zwei Jahre sind Emily (Meira Durand) und Martin (Andreas Lust) schon auf der Flucht. Ihnen ist das Geld ausgegange­n, deshalb kehren sie zurück nach Freiburg.

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