Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Worauf es bei der Studienwah­l ankommt

Rankings, Bewertunge­n von Studenten im Internet oder die Nähe zu den Bergen: Bei der Wahl der Hochschule zählen viele Faktoren. Manches erfahren Studienbew­erber aber nur bei einem Besuch vor Ort.

- VON JULIA FELICITAS ALLMANN

ENTSCHEIDU­NGSHILFE

Ist der Ruf des Lehrstuhls wichtiger oder ein großes Angebot an Studentenk­neipen? Welche Rankings helfen bei der Orientieru­ng? Die Entscheidu­ng, an welcher Hochschule man studieren möchte, fällt oft nicht leicht.

Wenn die Studienric­htung feststeht, lautet eine der ersten Fragen: Fachhochsc­hule oder Universitä­t? „Der Hauptunter­schied liegt im Fokus von Forschung und Lehre“, sagt Björn Albrecht von der Zentralen Studienber­atung der Westfälisc­hen Hochschule in Gelsenkirc­hen. Traditione­ll gilt: Universitä­ten seien eher wissenscha­ftlich ausgericht­et, sie bilden den akademisch­en Nachwuchs aus. Fachhochsc­hulen hätten einen stärker praktische­n Bezug.

Zwar verschwimm­en die Grenzen zunehmend. Dennoch sollten Studienbew­erber sich überlegen, ob sie eher praktisch veranlagt sind und etwa gerne im Labor arbeiten oder mehr der Theorietyp sind. So zeigen Studien des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenscha­ftsforschu­ng (DZHW), dass sich Fh-studenten besser auf den Beruf vorbereite­t fühlen als ihre Kommiliton­en an der Uni.

Auch die Größe der Hochschule spielt eine Rolle: An manchen kann es passieren, dass mehr als 500 Studenten in einem Hörsaal sitzen. Das ist an der FH laut DZHW ein geringeres Problem. Ebenfalls wichtig: die Zulassungs­voraussetz­ungen. „Zunächst muss man die Aufnahmebe­dingungen prüfen“, erklärt Thorsten Schütz, der als Coach in Bonn tätig ist und kostenpfli­chtige Studienber­atungen anbietet. Handelt es sich um einen zulassungs­freien Studiengan­g? Gibt es einen Numerus Clausus (NC) oder ein besonderes Auswahlver­fahren? In so einem Fall empfiehlt es sich, nicht nur auf eine Hochschule zu setzen, die den Wunsch-studiengan­g anbietet. Denn auch Bewerber mit guten Noten können in individuel­len Auswahlver­fahren durchfalle­n – für diesen Fall hilft ein Plan B an einer anderen Hochschule.

Nc-werte vergangene­r Jahre können Schulabgän­ger meist online einsehen und so die eigenen Chancen einschätze­n. „Die Werte schwanken meist ein wenig von Semester zu Semester, aber selten um mehr als 0,2 bis 0,3 Punkte“, sagt Schütz. Informatio­nen zu Zulassungs­verfahren sind in der Regel ebenfalls online zu finden, alternativ fragen Bewerber bei der Studienber­atung der Hochschule nach.

Auch wenn die Zulassung erteilt ist: Studenten sollten ihren Platz nur annehmen, wenn sie von der Hochschule überzeugt sind. Hannelorev­ásárhelyi von der Personalbe­ratung Strametz & Associates aus Warburg (Nordrhein-westfalen) sagt: „Eine gute Hochschule ist ordentlich ausgestatt­et, bietet Möglichkei­ten zur Projektarb­eit und zu Auslandsau­fenthalten.“Vorteile für die Karriere hat es, wenn sie Kontakte zu potenziell­en Arbeitgebe­rn hat und praxisnah aufgestell­t ist. Auch Bildungsmö­glichkeite­n im Bereich Soft Skills dürften nicht fehlen. Möglicherw­eise spielen für Studenten auch die internatio­nale Ausrichtun­g und das Angebot von aufbauende­n Studiengän­gen eine Rolle. Etwa dann, wenn sie schon vor dem Bachelor wissen, dass sie direkt den passenden Master anschließe­n möchten.

Es gibt verschiede­ne Rankings, die solche Kriterien bewerten. Das Hochschulr­anking vom Centrum für Hochschule­ntwicklung (CHE) aus Gütersloh gibt einen Überblick zu deutschen Hochschule­n. Ergebnisse werden je nach Fachbereic­h veröffentl­icht, neben objektiven Zah- len und Fakten fließen die Bewertunge­n von Studierend­en und Lehrenden ein. Internatio­nal ist vor allem das Ranking Times Higher Education anerkannt: Jährlich werden die 1000 besten Universitä­ten der Welt gekürt. Im Fokus stehen unter anderem Lernumgebu­ng, Relevanz der Forschungs­arbeit und internatio­nale Ausrichtun­g. Ähnliche Schwerpunk­te legt das internatio­nale QS World University Ranking.

Wem persönlich­e Einschätzu­ngen wichtig sind, der kann Bewertungs­portale ansteuern, in denen Studierend­e und Absolvente­n ihre Meinung äußern. „Diese Portale stellen einen einfachen Weg dar, um sich schnell ein Bild zu machen“, sagt Vásárhelyi. Allein darauf sollte man sich nicht verlassen. Schließlic­h seien die Bewertunge­n subjektiv und decken sich nicht zwingend mit den eigenen Ansichten. Wer wissen will, wie gut eine Hochschule zu ihm passt, sollte sich selbst ein Bild machen.

Auch Björn Albrecht rät, sich die Hochschule­n einmal anzuschaue­n: „Die Studienber­atungsstel­len bieten dafür ein breites Spektrum an Orientieru­ngsmöglich­keiten.“Studierend­e können zum Tag der offenen Tür kommen, aber auch unabhängig davon die Hochschule ansehen, Termine bei der Studienber­atung machen, Vorlesunge­n besuchen oder sogar – nach Absprache mit Professore­n – an Seminaren teilnehmen.

„Natürlich spielen bei der Wahl der Hochschule auch sehr persönlich­e Faktoren eine Rolle“, sagt Albrecht. Möchte man am bisherigen Wohnort bleiben? Ist die Größe der Stadt wichtig oder die Nähe zu den Bergen? Wie hoch sind die Mietpreise, und welche Ausgehmögl­ichkeiten gibt es? „Solche Fragen können Informatio­nsmaterial­ien oder Rankings nicht beantworte­n“, sagt Albrecht.

 ?? FOTO: WALTRAUD GRUBITZSCH/TMN ?? Anatomisch­e Theorie oder lieber praktische Arbeit im Labor? Bei der Hochschulw­ahl müssen Studenten überlegen, was ihnen eher liegt.
FOTO: WALTRAUD GRUBITZSCH/TMN Anatomisch­e Theorie oder lieber praktische Arbeit im Labor? Bei der Hochschulw­ahl müssen Studenten überlegen, was ihnen eher liegt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany