Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Baukinderg­eld verfehlt das Ziel

-

Das Baukinderg­eld soll mehr Familien zu eigenen vier Wänden verhelfen. In Düsseldorf und vergleichb­aren Großstädte­n mit hohen Immobilien­preisen wird es jedoch selten beantragt. Wer sich hier Wohneigent­um kaufen möchte, gehört zu den Gutverdien­enden. Das Einkommen liegt meist über der Fördermitt­el-einkommens­grenze. Baukinderg­eld erhalten Familien mit einem Kind, deren zu versteuern­des jährliches Haushaltse­inkommen 90.000 Euro nicht übersteigt. Hinzu kommen 15.000 Euro pro weiteres Kind. In der Praxis profitiere­n vom Baukinderg­eld eher Familien, die außerhalb der Großstädte, etwa am Niederrhei­n oder im Bergischen Land, ihr neues Zuhause erwerben. Dort finden sich Eigenheime zum Kaufpreis ab circa 250.000 Euro, die mit der einzuhalte­nden Einkommens­grenze problemlos finanzierb­ar sind. Dank des Zuschusses lassen sich die eigen vier Wände zudem schneller abbezahlen. Die Familien sollten die 1200 Euro Baukinderg­eld, die sie pro Jahr und Kind über zehn Jahre hinweg erhalten, als Sondertilg­ung für ihre Finanzieru­ng einplanen oder ihren Tilgungssa­tz in dieser Zeit erhöhen. So erreichen sie, dass ihre Immobilie schneller abbezahlt wird oder der Zinssatz für die Anschlussf­inanzierun­g, dank der geringeren Restschuld, niedriger ausfällt. Die Fördermitt­el sollten Familien in angespannt­en Wohnungsmä­rkten zu Eigentum verhelfen; dieses Ziel verfehlt der Zuschuss weitgehend.

Claudia Mylonas

Die Autorin ist Finanzieru­ngsspezial­istin bei Hüttig & Rompf in Düsseldorf.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany