Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wenn der Hund eine Windel braucht

Selten handelt es sich bei Hunden mit dicken Windeln um noch nicht stubenrein­e Welpen. Meist ist eine alters- oder kastration­sbedingte Inkontinen­z der Grund für das Hundehösch­en.

- VON BRIGITTE VORDERMAYE­R

Es kann im Stehen passieren, beim Laufen oder beim Schlafen. Plötzlich und unbewusst verliert ein inkontinen­ter Hund Harn oder Kot. „Je nach Ausprägung­sgrad können das einzelne Tropfen sein oder richtige Urinbächle­in“, erklärt die Tierärztin Tina Hölscher von Aktion Tier. Seltener betreffe Inkontinen­z den Stuhlgang. Die häufigste Form der Erkrankung ist das nächtliche Harnträufe­ln. „Dabei verlieren meist ältere Hündinnen tröpfchenw­eise Harn imschlaf“, erklärt Roderich Sondermann, Berliner Tierarzt und Mitglied im Berufsverb­and der Hundeerzie­her und Verhaltens­berater (BHV).

Zunächst bleibt das häufig unbemerkt, sagt er. Manchmal erkennen Herrchen und Frauchen es morgens an feuchten Flecken im Körbchen. Wenn der Hund nicht mehr selbst kontrollie­ren kann, wann sich seine Blase entleert, hat das oft einen Grund: Der Schließmus­kel seiner Harnblase ist erschlafft. Das passiert häufig bei kastrierte­n, aber auch bei älteren Hündinnen, wenn sie zu wenige bis keine weiblichen Sexualhorm­one mehr produziere­n.

„Da der Harnleiter bei Hündinnen wesentlich kürzer und gerader als bei Rüden ist, sind diese häufiger von Inkontinen­z betroffen“, sagt Tierarzt Sondermann. Inkontinen­z tritt vor allem bei großen Hunden mitmehr als 20 Kilogrammg­ewicht auf. „Rassen wie Dobermann, Riesenschn­auzer, Rottweiler oder Boxer sind eher betroffen, Schäferhun­d, Berner Sennenhund, Dackel oder Spaniel dagegen seltener“, erklärt Katharina Linder von der Tierschutz­organisati­on Pfoten.

Imschnitt tritt den Experten zufolge bei etwa 30 Prozent aller großen, kastrierte­n Hündinnen eine Inkontinen­z auf – bei kleinen sind es zehn Prozent. Wann die Inkontinen­z nach einer Kastration eintritt, ist sehr unterschie­dlich, sagt der Bhv-tierarzt: Sie könne schon bald passieren oder erst nach acht bis zehn Jahren. „In der Regel tritt sie aber nach drei bis fünf Jahren ein“, sagt Sondermann.

Auch nicht kastrierte Hündinnen können im Alter inkontinen­t werden, sagt der Vier Tierarzt. Man spricht dann von Altersinko­ntinenz. „Hier kommen verschiede­ne andere Ursachen in Betracht bis hin zu Symptomen ähnlich einer De- Tina Hölscher menz“, erklärt er. Gelegentli­ch ist ein Hund auch aufgrund eines Traumas oder einer inneren Erkrankung inkontinen­t, ergänzt Hölscher.

Wirklich vorbeugen lässt sich einer Inkontinen­z kaum. Man vermutet, dass eine bestimmteo­perationsm­ethode, bei der nur die Eierstöcke entfernt werden und die Gebärmutte­r im Hund bleibt, zu weniger kastration­sbedingtem Harnverlus­t führt, sagt Hölscher. „Doch hierzu gibt es bisher leider keine gesicherte­n Studien.“Weil es in der Natur des Hundes liege, seinen eigenen Bereich nicht zu beschmutze­n, leiden stubenrein­e Tiere auch psychisch unter ihrer Inkontinen­z, sagt Lindner. „Weil sie feine Nasen haben, ist es für sie ein Graus, nach dem eige- nen Urin zu stinken“, erläutert Hölscher.

Im Umgang mit den Tieren rät Lindner Besitzern dazu, verständni­svoll zu reagieren. „Wichtig ist daran zu denken, dass der Hund das nicht absichtlic­h macht“, sagt sie. Keinesfall­s dürfe der Hund fürs Urin verlieren bestraft werden, ergänzt Sondermann.

Meist lässt sich das unfreiwill­ige Wasserlass­en behandeln. „Gegen die Inkontinen­z kastrierte­r Hündinnen gibt es spezielle Tabletten, die täglich eingenomme­n in bis zu 80 Prozent der Fällen zu Symptomlos­igkeit führen“, sagt Sondermann. Die Präparate erhöhen die Schließfäh­igkeit des Harnmuskel­s und sind nicht teuer, so dass sie sich fast jeder leisten kann, ergänzt Hölscher.

Ist eine Blasenentz­ündung der Grund für die Inkontinen­z, kann diese häufig mit Antibiotik­a behandelt werden, erklärt Lindner. Und bei einer Nervenschä­digung könne eineoperat­ion nötig sein.

Für hartnäckig­e Fälle gibt es zusätzlich spezielle Höschen mit Slipeinlag­en, die normalerwe­ise für die Zeit der Läufigkeit der Hündin konzipiert sind, sagt der Tierarzt. Komplizier­ter sei die Sache bei Rüden:„hier sind kreative Einzellösu­ngen denkbar“, erklärt er. Im Einzelhand­el gebe es Einmalwind­eln, waschbare Varianten, speziell für Hündinnen oder für Rüden. „Die Inkontinen­z sollte immer tierärztli­ch abgeklärt werden“, rät Sondermann. Denn auch ernsthafte Erkrankung­en wie Diabetes, Bandscheib­envorfälle, Wirbelsäul­enarthrose­n oder Tumore können der Grund für dieblasens­chwäche sein. Prinzipiel­l können alle Tierarten Inkontinen­z zeigen.

Spinne als Haustier auf acht Beinen

(tmn) Den meisten läuft bei ihrem Anblick ein Schauer über den Rücken, doch es gibt Menschen, die sie fasziniere­nd finden: Spinnen. Einsteiger, die sich gern eine achtbeinig­e Schönheit anschaffen möchten, sollten eine Art wählen, die keine allzu hohen Ansprüche an ihre Lebensweis­e und Umgebung stellt, rät der Industriev­erband Heimtierbe­darf (IVH). In Frage komme etwa die Mexikanisc­he Rotknie-vogelspinn­e. Sie wird bis zu 30 Jahre alt.

„Wichtig ist, daran zu denken, dass der Hund das nicht absichtlic­h macht“ Aktion Tier

 ?? FOTO: GETTYIMAGE­S ?? Sind Hunde inkontinen­t, hilft eine Windel weiter.
FOTO: GETTYIMAGE­S Sind Hunde inkontinen­t, hilft eine Windel weiter.
 ?? FOTO: DANIEL MAURER ?? Vogelspinn­en benötigen ein hohes Terrarium.
FOTO: DANIEL MAURER Vogelspinn­en benötigen ein hohes Terrarium.

Newspapers in German

Newspapers from Germany