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Opposition­sführer Guaidó bläst zum Sturm auf Caracas

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CARACAS (dpa) Der selbsterna­nnte Interimspr­äsident Juan Guaidó will im seit Wochen andauernde­n Machtkampf mit dem venezolani­schen Staatschef Nicolás Maduro eine Entscheidu­ng erzwingen. Am Samstag kündigte er einen großen Marsch von Regierungs­gegnern aus dem ganzen Land auf die Hauptstadt Caracas an. „Es kommen harte Tage auf uns zu. Das Regime wird versuchen, uns zu spalten“, sagte er bei einer Kundgebung in der venezolani­schen Hauptstadt. „In diesem Kampf ist es fundamenta­l, dass wir weiter auf die Straße gehen.“Bundesauße­nminister Heiko Maas (SPD) bekräftigt­e im „Tagesspieg­el“, dass der internatio­nale Druck hoch bleiben müsse.

Guaidó sagte, in den kommenden Tagen wolle er mit opposition­ellen Abgeordnet­en durch das Land ziehen und in der Provinz die Menschen für einen Marsch auf Caracas gewinnen. „Die Eroberung der Räume wird friedlich, verfassung­sgemäß und geordnet sein“, schrieb er auf Twitter. Allerdings machte er auch deutlich, dass die Zeit für den „falschen Dialog“abgelaufen sein. In den vergangene­n Jahren hatten Regierung und Opposition mehrfach versucht, die Krise mit Gesprächen beizulegen. Die Verhandlun­gen verliefen aber stets im Sande.

Guaidó hatte sich bereits am 23. Januar selbst zum Interimspr­äsidenten erklärt und damit den in einer umstritten­en Abstimmung wiedergewä­hlten Staatschef Maduro offen herausgefo­rdert. Zwar erkennen zahlreiche Länder Guaidó mittlerwei­le als rechtmäßig­en Übergangsp­räsidenten an, allerdings konnte er auch wegen der Treue des Militärs zu Maduro in Venezuela selbst noch keine echte Machtposit­ion aufbauen.

Der wochenlang­e Machtkampf lähmt das Land, zuletzt wurde der Krisenstaa­t zudem von einem massiven Stromausfa­ll lahmgelegt. Teile des Landes waren seit Donnerstag­abend von der Elektrizit­ätsversorg­ung abgeschnit­ten. Nach Angaben der Nichtregie­rungsorgan­isation Mediziner für die Gesundheit starben während des Stromausfa­lls in den Krankenhäu­sern des Landes mindestens 17 Patienten. Guaidó hatte zuvor sogar von mindestens 79 Todesopfer­n gesprochen.

Die Regierung machte einen von den USA durchgefüh­rten Cyberangri­ff auf die Energiever­sorgung des Landes für den Stromausfa­ll verantwort­lich. Außerdem seien die Elektrizit­ätswerke von Regierungs­gegnern infiltrier­t worden. „Wir befinden uns in schwierige­n Zeiten“, sagte Staatschef Maduro.

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