Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Im Süden nichts Neues
Mit „Mia san mia“in Reinform kehren die Bayern an die Spitze zurück. Dortmund ist wieder in der Rolle des Verfolgers.
MÜNCHEN/DORTMUND An 20 von nun 25 Spieltagen in dieser Saison war der FC Bayern München nicht Tabellenführer in der Fußball-bundesliga. Für einen Großteil der Fans hierzulande war es wie die Befreiung von einer langen Herrschaft. Es gibt Menschen, die lehnen den selbst ernannten Stern des Südens per se ab. Zu erfolgreich. Zu arrogant. Zu dominant. Und es gibt jene, die sich einfach nur eine spannendere Liga wünschen als in den vergangenen sieben Jahren, in denen am Ende immer im Freistaat Bayern gefeiert wurde. Sie waren in dieser Saison lange dem Gedanken verfallen, es könnte endlich einen Wachwechsel geben. Borussia Dortmund hatte sich angeschickt, deutlich vernehmbar am Thron zu rütteln. Der Euphorie ist mittlerweile Ernüchterung gewichen.
Es gibt allerdings, und dazu zäh- len nicht wenige, auch die Anhängerschaft des FC Bayern München – und die findet es überhaupt nicht verstörend, ihren Verein wieder an der Spitze bejubeln zu können. Es ist natürlich noch alles möglich im Titelkampf. Es gibt noch neun Spieltage, also 27 Punkte sind noch zu vergeben, und am 6. April spielen der FCB und der BVB noch gegeneinander. Über den Herausforderer aus Westfalen heißt es gerne, es handele sich schließlich um eine junge Mannschaft, deren Entwicklung noch nicht abgeschlossen sei. Es klingt fast wie eine vorauseilende Entschuldigung, wenn es nicht gelingen sollte, den FC Bayern seit der Saison 2011/2012 endlich zu stoppen.
Die Münchener haben in dieser Saison selbst viel unternommen, etwas Spannung in die Liga zu bringen. Niko Kovac hat mal so, mal so aufgestellt, dass er irgendwann selbst den Platzwart gegen sich aufgebracht hatte. Die Stimmung war derart gereizt, dass man täglich mit der Selbstauflösung des Vereins rechnen musste. Spätestens nach der Niederlage gegen den BVB (1:2) und dem Remis gegen Fortuna Düsseldorf (3:3) verbunden mit dem fünften Tabellenplatz geriet das bajuwarische Selbstverständnis enorm ins Wanken. Viele hatten Kovac schon abgeschrieben. Doch die Führung des Vereins hat tapfer an ihm festgehalten.
Die Bayern waren und sind in dieser Saison mit vielen Nebenbaustellen beschäftigt. Dennoch haben sie das alles erstaunlich leicht abgeschüttelt, wann immer es um etwas geht. Sie sind noch im Dfb-pokal vertreten, sie sind der einzig ernstzunehmendevertreter in der Champions League (Schalke-fans mögen das angesichts der Übermacht von Manchester City verzeihen) und auch wieder in der Meisterschaft auf Kurs.
Das 6:0 war eine eindrucksvolle Demonstration der Stärke an die Liga und ein deutlicher Fingerzeig in Richtung Bundestrainer Joachim Löw. Der hatte es gewagt, gleich drei Bayern-akteure auszumachen, die künftig nicht an der Neuausrichtung der deutschen Fußball-nationalmannschaft mitwirken. „Zu Jogi Löw werde ich mich nach dem Liverpool-spiel mal äußern. Ich möchte die Ruhe, die wir uns jetzt hier erarbeitet haben, bis nach dem Spiel erhalten“, sagte Präsident Uli Hoeneß, der den Millionen-deal mit BMW, das Audi als Bayern-partner spätestens 2025 ablösen wird, bestätigte.
Andere wurden schon jetzt deutlicher. „Wenn ich das aus Spielersicht bewerten muss, ist die Art und Weise natürlich nicht okay“, sagte Joshua Kimmich. Gerade Müllers Ausbootung verblüffte den 24-Jährigen: „Thomas hat 100 Länderspiele gemacht. Dann hat man, denke ich, einen anderen Abgang verdient.“