Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Randale, Pyros, Hetze in der Liga
In Hamburg hätte Schiedsrichter Felix Brych die Möglichkeit gehabt, der organisierten Fanszene eine Lektion zu erteilen. Ultra-gruppierungen auf Seiten des FC St. Pauli und des Hamburger SV versuchten sich darin zu übertrumpfen, wer in 90 Minuten mehr Pyrotechnik verbrennen kann. Es flogen Leuchtkugeln aufs Feld, und keiner der Täter scherte sich darum, ob er damit andere gefährdet. Brych unterbrach zwischenzeitlich die Begegnung, leider entschied er sich für eine Fortsetzung. Ein fatales Signal an die Täter, die sich auf der großen Fußballbühne allzu gerne austoben. Es soll natürlich nicht unerwähnt bleiben, dass es im Stadion durchaus auch lautstarke Schmähungen der Mehrheit im Stadion gegen die maskierte Minderheit gab.
Aber am Ende helfen keine Worte mehr. Es braucht deutlichere Signale, um die Kurve von den Zündlern, die sich gerne als Bewahrer ihrer Interpretation von Fußball-kultur inszenieren, zu befreien. Der Fußball, also die Vereine und Verbände, ist offenbar mit dem Problem überfordert. Stadien sind Sammelbecken der Gesellschaft, auf den Rängen rekrutieren rechte wie linke Extremisten neue Kräfte. Der Staat ist gefragt, klare Grenzen zu ziehen und er muss auch bereit sein, wenn erforderlich, unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Dazu zählt: Spiele nicht zu genehmigen, wenn Vereine nicht nachweisen können, auch wirklich für die Sicherheit aller Zuschauer garantieren zu können. Wenn man sieht, was alles in ein Stadion geschmuggelt wird, muss man zumindest arge Zweifel daran haben, dass bislang wirklich alles dafür getan wird, Gefahren abzuwehren.