Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bayer siegt in kuriosem Schneespie­l

Leverkusen gewinnt 3:2 in Hannover. In der ersten Hälfte muss das Feld von Schnee geräumt werden.

- VON SEBASTIAN BERGMANN

HANNOVER Selbst die Taxifahrer am Hauptbahnh­of in der niedersäch­sischen Landeshaup­tstadt waren sich einig: Gegen Bayer Leverkusen würden die von Thomas Doll trainierte­n 96er ohnehin verlieren. Es ginge nur noch darum, wie gnädig die Werkself bei ihrem Gastspiel sein würde. Und sie sollten recht behalten. Bayer setzte sich im Schneetrei­ben von Hannover mit 3:2 (2:0) beimvorlet­zten durch.

Die Hausherren befanden sich bereits vor der Partie gegen die Rheinlände­r in einer beispiello­sen Abwärtsspi­rale. Nur eines der vorausgega­ngenen 13 Liga-spiele hatte Hannover gewonnen. Sowohl die Mannschaft („Zeigt endlich Eier“) als auch der in der Kritik stehende Präsident Martin Kind („Die Mannschaft kaputt und gescheiter­t? Du hast jeden Transfer verweigert.“) wurden von den frustriert­en Fans mit Spruchbänd­ern bedacht.

Ungeachtet dessen sowie der widrigen Wetterverh­ältnisse knüpfte Leverkusen zunächst an die in den vergangene­n Wochen gezeigten, starken Leistungen an. Auch ohne die verletzt fehlenden Lars und Sven Bender bestimmte der Werksklub das Geschehen auf dem vom Schnee weißgefärb­ten Rasen. Als Kevin Volland, der Bayer als Kapitän aufs Feld führte, zum 1:0 für die Gäste abstaubte (13.), schien die Begegnung dann auch den erwarteten Verlauf zu nehmen. Spätestens nach seinem zweiten Treffer, bei dem der 26-Jährige nach Zuspiel von Julian Brandt 96-Schlussman­n Michael Esser sehenswert mit einem Heber überwand (28.), befürchtet­en einige Anhänger der Niedersach­sen wohl schon ein erneutes Debakel.

Das anhaltende Schneetrei­ben sorgte indes für bizarre Szenen in der Arena. Der Hannoveran­er Genki Haraguchi hatte Leverkusen­s Torwart Lukas Hradecky bereits umkurvt und aufs verwaiste Tor geschossen, doch der Ball blieb auf der Linie liegen (30.). Kurz darauf ruhte für rund zehn Minuten der Spielbetri­eb komplett. Schiedsric­hter Sören Storks hatte angeordnet, dass die schneebede­ckten Linien freigeräum­t werden mussten. An gefärbte Kreide, um die Linien auf dem Feld besser sichtbar zu machen, hatte in Niedersach­sen offenbar niemand gedacht. Nachdem gegen Ende der ersten Halbzeit immer mehr Aktionen von Zufall geprägt waren, wurden die Platzverhä­ltnisse mit Beginn des zweiten Abschnitts etwas besser – und prompt gelang Hannover der Anschluss. Der Brasiliane­r Jonathas köpfte den Ball zum 1:2-Anschluss ins rechte Toreck (47.). Hannover witterte nun seine Chance, die Werkself machte plötzlich Fehler.

In der 73. Minute war es dann passiert: Per Eigentor traf Mitchell Weiser zum 2:2 für Hannover (73.). Den Schlusspun­kt aber setzte die Werkself. Kai Havertz erzielte nach Vorarbeit von Brandt den 3:2-Siegtreffe­r für die Gäste (87.). Während das Team von Coach Peter Bosz dank des Sieges weiter auf Kurs in Richtung internatio­naler Wettbewerb ist, rückt der sechste Abstieg der Vereinsges­chichte für Hannover immer näher.

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FOTO: DPA Ein Helfer befreit im Spiel Hannover 96 gegen Bayer 04 Leverkusen mit einem Besen die Strafrauml­inie vom Schnee.

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