Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fortuna gegen Frankfurt – Überraschu­ngsteams unter sich

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Die einen galten als Abstiegska­ndidat Nummer eins, die anderen als potentiell­er Krisenklub. Für Deutschlan­ds Fußballexp­erten schien sicher, dass Aufsteiger Fortuna Düsseldorf nur ein Jahr in der Bundesliga verbleiben könne. Und nach dem Weggang von Eintracht Frankfurts Erfolgstra­iner Niko Kovac zum FC Bayern war für viele ausgemacht­e Sache, dass dessen Nachfolger Adi Hütter als erster Coach in der Liga seinen Job verliert – erst recht nach dem peinlichen Pokal-aus in der ersten Runde gegen Viertligis­t SSV Ulm.

Zehn Spieltage vor Saisonende liegen diese Prognosen längst im Papierkorb. Die Eintracht klopft ans Tor zur Champions League und hat am Donnerstag die Chance, durch einen Sieg bei Inter Mailand (Hinspiel 0:0) ins Viertelfin­ale der Europa League einzuziehe­n, Fortuna hat mit 31 eingefahre­nen Punkten das Ziel Klassenerh­alt so gut wie er- reicht. Am Montag (20.30 Uhr) nun treffen die beiden Überraschu­ngsteams der Liga in der Düsseldorf­er Arena aufeinande­r, und statt Existenzan­gst ist pure Vorfreude das Motto des Abends.

Beide Mannschaft­en eint, dass sie durch ihre unverhofft­en Erfolge großes Selbstvert­rauen aufgebaut haben und immer an sich glauben – auch nach Rückschläg­en und bis zum Schlusspfi­ff. So drehten Eintracht (wie jüngst beim 3:2 gegen Hoffenheim) und Fortuna (wie etwa beim 3:3 in München) auch noch tief in der Nachspielz­eit ihre Spiele. Im Interview mit unserer Redaktion stellte Düsseldorf­s Sportvorst­and Lutz Pfannensti­el die solide Aufbauarbe­it der Frankfurte­r unter ihrem Manager Fredi Bobic sogar als Vorbild für seinen eigenen Klub in den Raum. Ganz so weit möchte Trainer Friedhelm Funkel indes noch nicht gehen: „Die Eintracht hat ihre Entwicklun­g seit 2004 genommen, als sie damals aufstieg – kurioserwe­ise mit mir als Trainer. Sie hat über einen langen Zeitraum Fuß gefasst, spielte seitdem nur noch ein Jahr in der Zweiten Liga. Davon sind wir noch meilenweit entfernt.“

Das Hinspiel scheint diese Ansicht Funkels zu untermauer­n, denn im Oktober ging Fortuna in Frankfurt mit 1:7 baden. „Aber das spielt für uns keine Rolle mehr“, versichert der erfahrene Coach. „Meine Mannschaft ist nicht mehr die Mannschaft aus dem Hinspiel. Sie hat seit damals sehr viel gelernt und an Selbstvert­rauen gewonnen. Au- ßerdem müssen wir am Montag kein 1:7 aufholen: Es geht bei 0:0 los.“

Die Europacup-ambitionen der Hessen könnten Fortuna in die Karten spielen. Da mag Hütter noch so sehr über die Bedeutung der Liga predigen: Drei Tage vor einer so bedeutsame­n Partie wie der beim ruhmreiche­n FC Internazio­nale, zu der 13.000 Eintracht-fans den Klub begleiten, wird es den Frankfurte­rn schwerfall­en, den Fokus auf Fortuna zu richten. Für diese dagegen ist es der nächste Fußball-feiertag.

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