Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Tanzwochen gehen zu Ende

Die Tänzer der Paul Taylor Company aus New York beenden die Saison bei den Tanzwochen.

-

NEUSS (NGZ) Die aktuelle Spielzeit der Internatio­nalen Tanzwochen geht zu Ende – mit einem Gastspiel der Paul Taylor Dance Company in der Stadthalle. Die Newyorker Truppe, eines der angesehens­ten und gefragtest­en Tanzensemb­les der Welt, wurde 1954 von dem damals 24-jährigen Tänzer und Choreograp­hen Paul Taylor gegründet und bis zu seinem Tod am 29. August 2018 geleitet.

Paul Taylor, 1930 geboren, bei Antony Tudor, Martha Graham und anderen Tanzikonen ausgebilde­t, war einer dercharism­atischsten Solisten bei Cunningham, Graham und Balanchine. Inzwischen hat der Tänzer Michael Novak die künstleris­che Direktion der Company übernommen, die auch künftig die Kreationen ihres Gründers sowie die Arbeiten anderer Choreograp­hen – insgesamt ein Repertoire von derzeit 147 Stücken – darbieten wird.

Der Abend in der Stadthalle beginnt mit Doug Varones Kreation „Half Life“, die genau vor einem Jahr uraufgefüh­rt wurde. Der 1951 geborene, vielfach ausgezeich­nete Drachenzäh­men leicht gemacht 3: Die geheime Welt, Escape Room, Green Book - Eine besondere Freundscha­ft, Happy Deathday 2U, Hard Powder, Ostwind - Aris Ankunft, amerikanis­che Choreograp­h verrät über sein Stück kaum mehr als die Namen der Komponisti­n Julia Wolfe, des Beleuchter­s James Ingalls und der Kostümbild­erin Liz Princet: „Der Tanz schließt sich Wolfes Musik strukturel­l sehr genau an, indem ich ständig die Optik veränderte, um dem klingenden Drive der Partitur zu entspreche­n. Und die Zusammenar­beit mit den Taylor-tänzern war erstaunlic­h!“

Der aktuellen Neuheit folgt mit Paul Taylors „Scudorama“ein regelrecht­er Klassiker des modernen Tanztheate­rs. Die 1963 entstanden­e Choreograp­hie, nach den Worten ihres Schöpfers „ein durch sanfte Berührunge­n aufgelocke­rter Tanz des Todes“, entstand als unmittelba­rer Reflex der Kubakrise, die die Welt an den Rand eines nuklearen Krieges gebracht hatte.

Taylor hat dem Szenario, dessen beunruhige­nde Atmosphäre durch die Musik von Clarence Jackson sowie durch das Bühnenbild und die Kostüme von Alex Katz adäquat unterstric­hen wird, einige Zeilen aus Dantes Göttlicher Komödie bei- gegeben: „Wer sind die Seelen, die durch diesen finstern Nebel hasten? ... Die beinahe Entseelten, die ohne Schimpf und Ehre lebten“, heißt es im dritten Gesang des Inferno, und diese Worte waren sofort wieder lebendig, als „Scudorama“vor gut zehn Jahren aus seinem langenwint­erschlaf erwachte.

Eine ganz andere Stimmung herrscht dann nach der Pause in „Piazzolla Caldera“, mit dem Paul Taylor 1997 den sinnlichen Tango in die Regionen des Modern Dance übertragen hat, ohne dass dabei etwas von der ebenso unverwechs­elbaren wie unwiderste­hlichen Anziehungs­kraft des einst verruchten Tanzes verloren gegangen wäre. Info Selikumer Straße, Dienstag,. 12. März, 20 Uhr, Karten unter 02131 52699999

 ?? FOTO: PAUL B. GOODE ?? Szene aus „Piazzolla Caldera“, die die Paul Taylor Dance Company bei den Internatio­nalen Tanzwochen Neuss zeigt.
FOTO: PAUL B. GOODE Szene aus „Piazzolla Caldera“, die die Paul Taylor Dance Company bei den Internatio­nalen Tanzwochen Neuss zeigt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany