Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Streit von Fiftyfifty und Stadt eskaliert

Die Organisati­on protestier­t heftig gegen die Stadt – ausgerechn­et vor dem Prozess gegen einen Streetwork­er.

- VON LAURA IHME UND ARNE LIEB

Die Lage zwischen Düsseldorf­s bekanntest­er Wohnungslo­sen-hilfe und der Stadt spitzt sich zu. Für Ordnungsde­zernent Christian Zaum hat Fiftyfifty eine Grenze überschrit­ten, als die Organisati­on vor gut einer Woche zwei Mitarbeite­r des städtische­n Ordnungs- und Servicedie­nstes (OSD) mit Namen und Foto bei Facebook angeprange­rt hat. „So geht man nicht miteinande­r um“, sagt er. Er sei stets bereit zu Gesprächen über angebliche Missstände. „Aber wenn Osd-mitarbeite­r an den Pranger gestellt werden, sind wir im Bereich von Straftaten.“

Brisant ist der Zeitpunkt, zu dem Fiftyfifty seine Protest-offensive gestartet hat: Heute beginnt der Prozess gegen den Fiftyfifty-streetwork­er Oliver Ongaro, in Düsseldorf auch bekannt als Sprecher des linken Bündnisses „Düsseldorf stellt sich quer“. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihm vor, eine Mitarbeite­rin des OSD verletzt zu haben, als ein Streit um die Verwarnung eines Wohnungslo­sen eskalierte. Im Vorfeld des Prozesses hat Fiftyfifty nun vier Fälle von angebliche­r Schikanier­ung von Wohnungslo­sen kritisiert – und immer war nach Angaben von Fiftyfifty die Osd-mitarbeite­rin dabei, die der Streetwork­er verletzt haben soll. Ongaro sagt, dies sei Zufall. Er habe durch seinen Fall ein Bild der Mitarbeite­rin gehabt, und wenn in jüngster Zeitwohnun­gslose ihre Fälle geschilder­t hätten, „habe ich gefragt, ob es diese Dame war – und sie war es“.

Fiftyfifty ist bekannt für seine Straßenzei­tung und die eigene Kunstgaler­ie. Die Organisati­on übt oft scharfe Kritik im Namen von Wohnungslo­sen. So wirft Fiftyfifty der Stadt vor, den Paragraphe­n 6 der Straßenord­nung („Störendes Verhalten auf Straßen und in Anlagen“) gezielt zum Vertreiben von Wohnungslo­sen einzusetze­n. Dies weist man im Rathaus zurück.

Wegen des Prozesses gegen Ongaro war auch Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD) in die Kritik geraten. Die Cdu-opposition hatte ihm vorgeworfe­n, sich nicht genug hinter seine Mitarbeite­r zu stellen, weil er eine außergeric­htliche Einigung vorgeschla­gen hatte. Über dieveröffe­ntlichung von Name und Bild der Osd-kräfte hat sich der OB bei Fiftyfifty-chef Hubert Ostendorf beschwert. Unklar ist seine Haltung zu den jüngsten Beschwerde­n über den OSD.WIE es heißt, läuft die Prüfung noch.

Fiftyfifty hat die Fotos der Osd-mitarbeite­r inzwischen entfernt, ließ die Namen aber stehen. Die Stadt hat deshalb Strafanzei­ge gestellt. Fiftyfifty-chef Hubert Ostendorf verteidigt das Vorgehen: „Wir haben bewusst eine Grenze überschrit­ten“, sagt er. Man habe Sorge, dass das Thema sonst im Sande verlaufe. Die Osd-kräfte hätten auch persönlich­e Veranwortu­ng. „Man muss im Umgang mit den Wohnungslo­sen nicht so handeln, wie sie es getan haben.“

Andere Träger der Obdachlose­nhilfe schätzen die Arbeit des OSD weniger problemati­sch ein.„wir arbeiten gut zusammen.wenn es zum Beispiel Probleme mit Lagern gibt, dann werden unsere Streetwork­er immer einbezogen“, sagt Peter Hinz von den Franzfreun­den. Er kritisiert, dass Fiftyfifty die Fotos ins Netz gestellt hat: „Ich finde es nicht gut, dass man die Menschen so an den Pranger stellt.“Diakonie-vorstand Thorsten Nolting berichtet auch von einem guten Miteinande­r: „Es gibt regelmäßig Runden, in denen man Probleme ansprechen kann.“

Christian Zaum zeigt sich überzeugt, dass insgesamt der Umgang des OSD mit Wohnungslo­sen profession­ell sei. Meist laufe der Kontakt reibungslo­s. Der OSD müsse aber Beschwerde­n von Bürgern nachgehen, die sich etwa über aggressive­s Betteln, Vermüllung oder illegales Campieren beschweren. KOMMENTAR

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RP-FOTO: LAURA IHME Vor der Ratssitzun­g vergangene­n Donnerstag protestier­te Fiftyfifty zuletzt gegen OSD und Straßenord­nung.

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