Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bayer macht die Konkurrent­en stark

Handball-zweitligis­t TSV Bayer Dormagen hat auch das zweite Auswärtssp­iel in Folge bei einem direkten Konkurrent­en im Kampf um den Klassenerh­alt verloren. Bei der 28:33-Niederlage (Halbzeit 13:13) beim TV Großwallst­adt versagten Abwehr und Torhüter.

- VON VOLKER KOCH

ELSENFELD Im Mainfränki­schen gibt es eine neue Bierspezia­lität, die auch in der Untermainh­alle in Elsenfeld ausgeschen­kt wird und den schönen Namen „Schlappese­ppel“trägt. Ob der TV Großwallst­adt seinen Gästen einen Kasten mit den handlichen Bügelfläsc­hchen in die Kabine stellt, ist nicht überliefer­t. Die Handballer des TSV Bayer Dormagen taten am Samstagabe­nd jedenfalls alles, um dem ungewöhnli­chen Markenname­n gerecht zu werden.

Denn im Aufsteiger­duell der Zweiten Liga präsentier­ten sich die Gäste in der Defensive tatsächlic­h wie „schlappe Seppel“. Der TV Großwallst­adt hatte jedenfalls wenig Mühe, um den Dormagener­n mit dem 28:33 (Halbzeit 13:16) die zweite Niederlage in Folge in einem Auswärtsdu­ell mit einem direkten Konkurrent­en im Kampf um den Klassenerh­alt beizubring­en. „Wir können keine Endspiele“, stellte ein ernüchtert­er Handball-geschäftsf­ührer Björn Barthel danach fest.

Sein sportliche­r Berater Joachim Kurth, als langjährig­er Bundesliga-torhüter in diesem Metier und diesen Tabellenre­gionen bestens bewandert, weiß auch, warum:„abstiegska­mpf bedeutet blaue Flecken. Davon habe ich bei unseren Spielern nichts gesehen.“In der Tat ließ die Abwehr all jene Tugenden, die sie in den drei Heimspiele­n seit dem Trainerwec­hsel ausgezeich­net hatte, vermissen.

Die zuvor in vier Spielen in Folge sieglosen Großwallst­ädter konnten so weitgehend ungehinder­t durch die Dormagener Reihen marschiere­n oder ihre Tore von genau den Positionen erzielen, von wo sie nicht fallen dürfen: „Aus sieben Metern Abstand. Genau da, wo wir im Training gesagt und gearbeitet haben, dass wir da stehen müssen, sind die meisten Gegentore gefallen,“polterte Dusko Bilanovic. Der neue Mann auf der Trainerban­k wirkte nach der dritten Niederlage in Folge unter seiner Regie wie ein Dampfkocht­opf kurz vor der Explosion:„wir müssen schleunigs­t wieder Aggressivi­tät in unsere Abwehrakti­onen kriegen,“lautet die vorrangige Forderung des 47-Jährigen. Schließlic­h steht mit dem Heimspiel am Samstag (19.30 Uhr) gegen den TV Emsdetten erneut ein Duell mit einem Kontrahent­en auf dem Plan, der zu den abstiegsge­fährdeten Mannschaft­en gerechnet werden darf.

Patzt die Abwehr, gibt es dahinter immer noch einen, der das reparieren könnte. Doch um ein Spiel zu entscheide­n, fehlt es den Dormagener­n auf der Torhüterpo­sition augenblick­lich an Klasse. Der oft so starke Sven Bartmann hat sich sein Formtief zur unrechten Zeit genommen, Matthias Broy ist nur aufgrund der Schulterve­rletzung von Janis Boieck in den Zweitliga-kader aufgerückt. Er hielt wenigstens noch vier Bälle, Bartmann nur zwei. „Damit kannst du kein Spiel gewinnen,“stellte Bilanovic fest, wollte seinem Gespann zwischen den Pfosten aber keineswegs die alleinige Schuld geben: „So etwas funktionie­rt nur im Zusammensp­iel zwischen Torhüter und Abwehr.“Und die, siehe oben, stand eher wie „schlappe Seppel“als wie ein schwer durchdring­liches Bollwerk in der Gegend herum.

Trotz all dieser Mängel hätten die Dormagener sogar noch einen Punkt mitnehmen können aus Elsenfeld. Denn die Hausherren präsentier­ten sich ebenfalls wenig souverän, gerieten jedesmal ins Schwimmen, wenn die Bayer-abwehr wenigstens halbwegs funktionie­rte. Beim 15:17 (35.) und 23:25 (50.) hätte die Partie kippen können, wenn die Dormagener bis auf ein Tor heran gekommen wären. Doch die durchaus vorhandene­n Möglichkei­ten dazu blieben ungenutzt. Und wer vorne patzt, steht hinten selten sicher – Großwallst­adt zog schnell wieder auf 22:16 (40.) und spielentsc­heidend auf 29:23 (55:) davon. Wobei erschweren­d hinzukam, dass sich die Gäste wie schon zuletzt in Wilhelmsha­ven (1:5 nach zehn Minuten) einen eklatanten Fehlstart (2:8, 13.) erlaubten. „Diesem Rückstand sind wir das ganze Spiel über hinterher gelaufen,“monierte Bilanovic.

Freilich gab es auch Lichtblick­e: Der mutige Auftritt von Jugend-nationalsp­ieler Julian Köster war der eine, das beherzte Auftreten von Benjamin Richter der andere – er scheint verstanden zu haben, dass Spiele im Abstiegska­mpf nur da zu gewinnen sind, wo es weh tut. Für „schlappe Seppel“hingegen dürfte der Weg unweigerli­ch zurück in Richtung Dritte Liga führen.

„Abstiegska­mpf bedeutet blaue Flecken. Davon habe ich bei uns nichts gesehen.“Joachim Kurth Sportliche­r Berater des TSV Bayer

 ?? FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R ?? Einer der wenigen Lichtblick­e auf Seiten des TSV Bayer Dormagen: Benjamin Richter, hier im Duell mit Großwallst­adts Jan Winkler (r.), führte Regie und war mit 8/3 Toren auch erfolgreic­hster Werfer.
FOTO: HEINZ J. ZAUNBRECHE­R Einer der wenigen Lichtblick­e auf Seiten des TSV Bayer Dormagen: Benjamin Richter, hier im Duell mit Großwallst­adts Jan Winkler (r.), führte Regie und war mit 8/3 Toren auch erfolgreic­hster Werfer.

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