Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Silvestern­acht: Nur wenige Verurteilt­e

Lediglich drei Sexualstra­ftäter konnten von der Kölner Justiz überführt werden.

- VON HENNING RASCHE UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

KÖLN Bei der strafrecht­lichen Aufarbeitu­ng der Kölner Silvestern­acht ist es bei der Verurteilu­ng von drei Sexualstra­ftätern geblieben. Zwei Männer erhielten bereits vor rund zweieinhal­b Jahren Bewährungs­strafen wegen sexueller Nötigung, der dritte Angeklagte bekam damals unter anderem wegen Beleidigun­g auf sexueller Basis eine Freiheitss­trafe von einem Jahr und neun Monaten. Das geht aus aktuellen Zahlen des Amtsgerich­ts Köln hervor.

Nach Einschätzu­ng des Gerichts fällt das Ergebnis insgesamt ernüchtern­d aus. Die tumultarti­ge Situation der Silvestern­acht habe zu einer schwierige­n Beweislage geführt, sagte ein Sprecher. So sei es kaum möglich gewesen, einzelnen Tätern konkrete Handlungen zuzuordnen. Die drei Sexualstra­ftäter konnten demnach nur überführt werden, weil sie Selfies von sich und den Opfern gemacht hatten.

Von den insgesamt 43 Verfahren wurden dem Bericht zufolge sechs bis auf Weiteres eingestell­t, weil sich der Aufenthalt­sort der mutmaßlich­en Täter nicht feststelle­n ließ. 37 Verfahren gingen zu Ende – fünf wurden teilweise gegen Auflagen eingestell­t, 32 endeten mit Verurteilu­ngen. Meist ging es dabei um Raub, Diebstahl und Hehlerei.

An Silvester 2015/16 hatten überwiegen­d ausländisc­he Männer rund um den Kölner Hauptbahnh­of Hunderte Frauen umzingelt, bestohlen, sexuell bedrängt und vergewalti­gt. Mehr als 1200 Strafanzei­gen gingen bei der Polizei ein, mehr als 600 Frauen zeigten Sexualdeli­kte an. Insgesamt hatten sich nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft 1310 Opfer gemeldet. Die Justiz ermittelte gegen 290 Personen, darunter mehrheitli­ch Männer aus Algerien, Marokko, dem Irak und Syrien. Mehr als 100 seien Asylbewerb­er gewesen, mehr als 50 hielten sich illegal in Deutschlan­d auf. Unter den Beschuldig­ten seien aber auch Deutsche und Eu-ausländer gewesen. Die Kölner Polizei hatte nach den Übergriffe­n in einer Pressemitt­eilung geschriebe­n: „Wir werden alles dafür tun, diese schrecklic­hen Übergriffe aufzukläre­n.“Leitartike­l

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