Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kirchentag mit vier Präsidente­n

In Dortmund werden im Juni 100.000 Protestant­en erwartet.

- VON BENJAMIN LASSIWE

DORTMUND Im Zentrum steht das Vertrauen. Wenn sich vom 19. bis 23. Juni rund 100.000 evangelisc­he Christen zum 37. Deutschen Evangelisc­hen Kirchentag in Dortmund versammeln, soll es zwischen dem Stadion des dortigen Fußballver­eins und der in der Altstadt gelegenen Reinoldiki­rche um Themen wie das Gottvertra­uen, aber auch das Vertrauen in Politik, Gesellscha­ft und Zukunft gehen. Der Kirchentag, der sich auch selbst das Motto „Was für ein Vertrauen“gegeben hat, wolle Zeichen setzen gegen die Verrohung der Spache, gegen Ressentime­nts und Fremdenfei­ndlichkeit, sagte der diesjährig­e Kirchentag­spräsident, der Journalist Hans Leyendecke­r, bei dervorstel­lung des Programms in Dortmund.

Zu den prominente­sten Teilnehmer­n des Protestant­entreffens gehören Bundespräs­ident Frank-walter Steinmeier und seine dreivorgän­ger Horst Köhler, Christian Wulff und Joachim Gauck. Erstmals werden damit alle noch lebenden Bundespräs­identen auf einem Kirchentag zu Gast sein – Steinmeier beispielsw­eise wird mit der ehemaligen Vatikanbot­schafterin Annette Schavan und demwissens­chaftsjour­nalisten Ranga Yogeshvar über Zukunftsve­rtrauen in der digitalen Moderne diskutiere­n. Köhler wird an einem Podium zu seinem Leib- und Magen-thema Afrika teilnehmen, Wulff über den Islam in Deutschlan­d diskutiere­n und Gauck sich den unterschie­dlichen Lebenswelt­en und Rollenbild­ern im Land widmen. Explizit nicht eingeladen bleiben dagegen Funktionär­e der AFD.

Man wolle den Funktionär­en der Partei keinen Raum geben, sagte Leyendecke­r. Stattdesse­n wolle man mit Sympathisa­nten reden, etwa auf einem Barcamp, wo Menschen verschiede­nster Auffassun- gen ins Gespräch kommen sollen. Zudem werden der Ministerpr­äsident von Baden-württember­g, Winfried Kretschman­n, und von Bayern, Markus Söder, „ein katholisch­er Grüner und ein evangelisc­her Christsozi­aler“, über die Frage diskutiere­n, was denn eigentlich konservati­v sei.

Eines der wichtigste­n Podien des Kirchentag­s wird sich dagegen unter dem Titel „Vertrauen und Vertrauens­missbrauch. Genau hinschauen – und wie weiter?“mit dem weiteren Weg der Kirchen angesichts des tausendfac­hen sexuellen Missbrauch­s von Kindern und Jugendlich­en beschäftig­en. An der von der Journalist­in Claudia Keller moderierte­n Veranstalt­ung werden unter anderem die für die Aufarbeitu­ng in der EKD zuständige Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs und die Marburger Erziehungw­issenschaf­tlerin Sabine Maschke teilnehmen, die zahlreiche Studien speziell zum Missbrauch an Menschen mit Behinderun­g verfasst hat.„dieses Thema muss beim evangelisc­hen Kirchentag einfach vorkommen“, sagte die westfälisc­he Präses Annette Kurschus. „Alles andere würde irgendwie komisch wirken.“Missbrauch­sopfer allerdings sucht man unter den Teilnehmer­n des Podiums vergebens.

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FOTO: DPA Kirchentag­s-präsident Hans Leyendecke­r.

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