Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Iris Pupille Lederhautt

Der Verlust der Sehkraft ist eine existenzie­lle Einschränk­ung. Doch die moderne Medizin hat mittlerwei­le Möglichkei­ten, den Patienten zu helfen.

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Viele Formen von Erblindung

Da das Auge aus verschiede­nen Teilen besteht, sind auch die Ursachen für eine Erblindung vielfältig. Vollzieht man den Weg des Lichts nach, ist die erste Station die Hornhaut. Sie kann durch Krankheit getrübt oder durch Verätzung so stark beschädigt sein, dass sie kein Licht mehr durchlässt. Therapiert werden kann diese Blindheit mit einer Hornhauttr­ansplantat­ion oder einer Projektion­sbrille, wie sie zurzeit die Uniklinik Essen testet.

Diese Brille funktionie­rt im Prinzip wie ein Beamer. Auf dem Brillengla­s befindet sich eine Kamera, die das Bild der Umgebung ein- fängt. Dieses Bild wird mithilfe eines Grafikproz­essors in Signale für einen Laser umgewandel­t, der im Bügel verbaut ist. Dieser schießt Laserstrah­len auf die Innenseite des Brillengla­ses. Dort befindet sich ein elektromec­hanischer Spiegel, der die Strahlen ins Auge lenkt. „Dieser Spiegel bewegt sich rasend schnell, sodass – ähnlich wie früher beim Röhrenfern­seher – das ganze Bild Punkt für Punkt, Zeile für Zeile auf die Netzhaut projiziert wird und der Nutzer ein flüssiges LiveBild wahrnimmt“, erklärt Michael Oeverhaus von der Essener Augen- klinik. Da die Laserstrah­len stärker sind als normales Licht, können sie auch durch eine getrübte Hornhaut ins Auge gelangen.

Wie gewohnt setzt das Gehirn die Informatio­nen beider Augen zu einem Bild zusammen, sodass räumliches Sehen möglich ist. Eine weitere Besonderhe­it: Das projiziert­e Bild ist farbig. Im Gegensatz zu früheren Modellen der Brille ist in der momentan getesteten Variante ein Laser verbaut, der Strahlen in den drei Grundfarbe­n rot, gelb und blau „losschieße­n“kann. Geeignet ist die Brille nur für Patienten, bei denen nur der vordere Teil des Auges beschädigt ist, Netzhaut und Sehnerv müssen intakt sein – dann ist die Brille in der Lage, das Sehhindern­is zu umgehen und selbst Blinden sogar das Lesen zu ermögliche­n.

Ist die Hornhaut passiert, wird das Licht durch die Linse ein weiteres Mal gebrochen. Ist dieser Teil des optischen Apparates getrübt, spricht man vom „Grauen Star“, benannt nach dem Schleier, der in den Augen der Erkrankten zu sehen ist. Die Betroffene­n nehmen ihre Umwelt dann wie durch eine Nebelwand wahr: Farben und Umrisse sind nur noch schwer erkennbar. Warum die Linse milchig wird, ist oft unklar. Als Risikofakt­oren gelten Diabetes, Nikotinkon­sum oder Medikament­e wie Kortison. Therapiert werden kann diese Erkrankung mit einer künstliche­n Linse.

Wenn der „gelbe Fleck“abstirbt

Licht durchquert den Glaskörper und trifft auf die Netzhaut. Eine der häufigsten Erkrankung­en ist hier die altersabhä­ngige Makula-degenerati­on. Dabei sterben die Sehzellen des„gelben Flecks“ab, die Empfindlic­hkeit des „Films“verringert sich also. Die Zellen werden entweder nicht mehr ausreichen­d mit Blut versorgt, da die Kanäle durch

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FOTO: UK ESSEN Blinde Patientin der Uniklinik Essen mit Projektion­sbrille.

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