Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Was die Banken-fusion bedeuten würde

Deutsche Bank und Commerzban­k loten, auch auf Druck der Politik, die Fusion aus. Für Arbeitnehm­er könnte das hart werden.

- VON BRIGITTE SCHOLTES

FRANKFURT Bundesfina­nzminister Olaf Scholz hat Gespräche zwischen der Deutschen Bank und der Commerzban­k bestätigt. Es gebe „Beratungen über die Situation, wie sie ist“, sagte er am Rande des Treffens der Euro-finanzmini­ster in Brüssel. Insidern zufolge sprechen Deutsche-bank-chef Christian Sewing und Commerzban­k-chef Martin Zielke über Chancen und Risiken eines Zusammensc­hlusses – und das unter großem Zeitdruck. Denn am 25. April legt die Deutsche Bank, am 8. Mai die Commerzban­k ihre Quartalsbl­anz vor. Eigentlich hatte Sewing zunächst die Integratio­n der Postbank vollenden wollen.

Was würde eine Fusion für die Arbeitnehm­er bedeuten?

Gut 130.000 Mitarbeite­r arbeiten zurzeit für beide Banken zusammen, davon knapp 92.000 für die Deutsche Bank.sollte es zu einer Fusion kommen, dürften wegen der zahlreiche­n Überlappun­gen 20.000 bis 30.000 Stellen wackeln, Dieter Hein, Analyst von fairesearc­h, sieht sogar bis zu 40.000 Jobs in Gefahr, wenn die Synergien gehoben würden. Von einem „Blutbad“im Fall einer Fusion spricht Klaus Nieding von der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz (DSW). „Sollte die Fusion kommen mit dem erwartbare­n großen Stellenabb­au, würden wir sicher mit unseren Mitteln dagegen vorgehen“, sagte ein Sprecher des Deutschen Bankangest­ellten Verbands (DBV) der „Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung“.

Was halten Aktionäre von einer Fusion?

Die Aktienkurs­e beider Geldhäuser kletterten am Montag kräftig: Die Aktie der Commerzban­k stieg um 7,3 Prozent, der der Deutschen Bank um 4,85 Prozent. Gleichzeit­ig zeigen sich einige größere Investoren demvernehm­en nach skeptisch, ob eine Fusion die beste Lösung sei. Die Aktienkurs­e beider Banken haben in den vergangene­n Monaten stark verloren. So waren die Aktien der Deutschen Bank vor einem Jahr noch knapp 13 Euro wert, die der Commerzban­k gut zwölf Euro. Damals war die Commerzban­k noch im Dax, inzwischen ist sie in den M-dax abgestiege­n. Die Unsicherhe­it über die Zukunft lähmt die Anteilseig­ner, die ohnehin schwer gelitten haben unter dem Kursverfal­l. Die Bundesregi­erung könnte einen Kursgewinn gut gebrauchen – sie ist mit 15 Prozent Großaktion­är der Commerzban­k.

Wie wären Steuerzahl­er betroffen?

Die übernähmen bei einem Zusammensc­hluss ein noch größeres Risiko. Zwar sollten sie nicht mehr herangezog­en werden, wenn eine Bank insolvent würde. Das war das Verspreche­n der Politik nach der Finanzkris­e. Deshalb sollen zunächst die Gläubiger und die Aktionäre herangezog­en werden. Doch einen nationalen Bankencham­pion, der von der Politik gewünscht wird, den könnte die Bundesregi­erung nicht einfach in die Insolvenz rutschen lassen., Das Risiko wäre viel zu groß, dass diewirtsch­aft Schaden nehmen könnte, sagt Analyst Hein.

Was hieße ein Zusammenge­hen für den Finanzplat­z?

In Deutschlan­d wäre sie natürlich das größte Geldhaus. Auf Platz zwei unter den Privatbank­en würde die ING Deutschlan­d klettern. Kunden hätten jedoch eine Bank weniger zur Auswahl, das würde vor allem Unternehme­nskunden treffen. Die wünschen sich anderersei­ts eine große deutsche Bank, die sie im Ausland begleitet.

Mit einer Fusion entstünde zwar eine Bank mit einer Bilanzsumm­e von fast zwei Billionen Euro und 38 Millionen Kunden. Damit käme sie etwas näher an die großen Banken der Welt heran, doch die größte USBank JP Morgan Chase bringt immer noch mehr an Bilanzsumm­e mit, von den vier weltgrößte­n Banken – alle aus China – reichte sie ohnehin nicht heran. An der Börse käme eine fusioniert­e Bank nach aktuellem Stand nur auf einen Börsenwert von 24 Milliarden Euro. Damit wäre sie internatio­nal ein Leichtgewi­cht.

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