Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Taxis im Anflug
Minister Scheuer kündigt schnelle Gesetze an. Der Taxiverband spricht von einer „Beförderung von Milliardären“.
BERLIN Science-fiction ganz nah. Vor einem Jahr wurde Digitalisierungs-staatsministerin Dorothee Bär (CSU) dafür noch verlacht – am Montag stand es in Form eines Prototypen schon einmal auf dem Rathausplatz von Ingolstadt: ein Flugtaxi. Der europäische Flugzeugbauer Airbus präsentierte dort ein batteriebetriebenes, viersitziges Fluggerät mit vier doppelten Mantelpropellern, den „Cityairbus“. Er kam allerdings noch nicht geflogen, sondern auf einem Sattelschlepper. „Schaut ziemlich cool aus, jetzt muss er nur noch fliegen“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Testflüge sind erst im Laufe des Jahres geplant – auf einem Testgelände im benachbarten Manching, fern ab von bewohnten Gebieten.
Ingolstadt ist eine der Modellregionen der Eu-initiative „Urban Air Mobility“, mit der der Einsatz von Passagierdrohnen im städtischen Umfeld vorbereitet werden soll. Der Cityairbus wurde in den vergangenen beiden Jahren im Airbus-helikopterwerk im schwäbischen Donauwörth gebaut. Die neuen Fluggeräte gelten je nach Sichtweise als Konkurrenz oder Ergänzung zum Personenverkehr. Sie haben eine Reichweite von etwa 50 Kilometern und eine dem Auto ver- gleichbare Spitzengeschwindigkeit von 120 Stundenkilometern. Dieses „Taxi“wird den Gast aber kaum Zuhause abholen und an jeden Ort der Stadt bringen können. Denn obwohl der Mini-flieger senkrecht starten und landen kann, braucht er eine Landeplattform. Zunächst wird es deshalb nur feste Routen geben. Der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband hält Flugtaxis noch über Jahrzehnte für unrealisierbar und sieht darin auch nur eine Option für Reiche.„es wird ein Beförderungsmittel für die Begüterten sein, für den Milliardär, der mit dem Privatjet zum Flughafen fliegt und sich von dort mit einem Flugtaxi auf das Dach sei- nes Hotels in der Innenstadt fliegen lässt. Das ist nichts für die normalen Menschen“, sagte Verbandsgeschäftsführer Thomas Grätz unserer Redaktion. In seinem Verband sind nach eigenen Angaben rund 65 Prozent der Taxiunternehmen organisiert. Auch Airbus-sprecher Gregor von Kursell sagte, es werde auf jeden Fall einige Zeit dauern, bis die drohnenähnlichen Fluggeräte in den regulären Betrieb gehen. Frühestens Mitte des kommenden Jahrzehnts werde es europäische Vorschriften für den Gebrauch geben. „Erst dann können Lufttaxis kommerziell eingesetzt werden.“Grätz hingegen meinte: „Dass das Flugtaxi ein normales und kommerzielles Transportmittel wird, werde ich nicht mehr erleben.“Scheuer kündigte an, er wolle schnell rechtliche Rahmenbedingungen schaffen. In seinem Ministerium werde schon über Flugrouten zum Münchner Airport diskutiert. Die Gesetze dürften nicht erst geschaffen werden, wenn die Ingenieure die Fluggeräte fertig hätten. (mit dpa)