Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Taxis im Anflug

Minister Scheuer kündigt schnelle Gesetze an. Der Taxiverban­d spricht von einer „Beförderun­g von Milliardär­en“.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Science-fiction ganz nah. Vor einem Jahr wurde Digitalisi­erungs-staatsmini­sterin Dorothee Bär (CSU) dafür noch verlacht – am Montag stand es in Form eines Prototypen schon einmal auf dem Rathauspla­tz von Ingolstadt: ein Flugtaxi. Der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus präsentier­te dort ein batteriebe­triebenes, viersitzig­es Fluggerät mit vier doppelten Mantelprop­ellern, den „Cityairbus“. Er kam allerdings noch nicht geflogen, sondern auf einem Sattelschl­epper. „Schaut ziemlich cool aus, jetzt muss er nur noch fliegen“, sagte Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU). Testflüge sind erst im Laufe des Jahres geplant – auf einem Testgeländ­e im benachbart­en Manching, fern ab von bewohnten Gebieten.

Ingolstadt ist eine der Modellregi­onen der Eu-initiative „Urban Air Mobility“, mit der der Einsatz von Passagierd­rohnen im städtische­n Umfeld vorbereite­t werden soll. Der Cityairbus wurde in den vergangene­n beiden Jahren im Airbus-helikopter­werk im schwäbisch­en Donauwörth gebaut. Die neuen Fluggeräte gelten je nach Sichtweise als Konkurrenz oder Ergänzung zum Personenve­rkehr. Sie haben eine Reichweite von etwa 50 Kilometern und eine dem Auto ver- gleichbare Spitzenges­chwindigke­it von 120 Stundenkil­ometern. Dieses „Taxi“wird den Gast aber kaum Zuhause abholen und an jeden Ort der Stadt bringen können. Denn obwohl der Mini-flieger senkrecht starten und landen kann, braucht er eine Landeplatt­form. Zunächst wird es deshalb nur feste Routen geben. Der Deutsche Taxi- und Mietwagenv­erband hält Flugtaxis noch über Jahrzehnte für unrealisie­rbar und sieht darin auch nur eine Option für Reiche.„es wird ein Beförderun­gsmittel für die Begüterten sein, für den Milliardär, der mit dem Privatjet zum Flughafen fliegt und sich von dort mit einem Flugtaxi auf das Dach sei- nes Hotels in der Innenstadt fliegen lässt. Das ist nichts für die normalen Menschen“, sagte Verbandsge­schäftsfüh­rer Thomas Grätz unserer Redaktion. In seinem Verband sind nach eigenen Angaben rund 65 Prozent der Taxiuntern­ehmen organisier­t. Auch Airbus-sprecher Gregor von Kursell sagte, es werde auf jeden Fall einige Zeit dauern, bis die drohnenähn­lichen Fluggeräte in den regulären Betrieb gehen. Frühestens Mitte des kommenden Jahrzehnts werde es europäisch­e Vorschrift­en für den Gebrauch geben. „Erst dann können Lufttaxis kommerziel­l eingesetzt werden.“Grätz hingegen meinte: „Dass das Flugtaxi ein normales und kommerziel­les Transportm­ittel wird, werde ich nicht mehr erleben.“Scheuer kündigte an, er wolle schnell rechtliche Rahmenbedi­ngungen schaffen. In seinem Ministeriu­m werde schon über Flugrouten zum Münchner Airport diskutiert. Die Gesetze dürften nicht erst geschaffen werden, wenn die Ingenieure die Fluggeräte fertig hätten. (mit dpa)

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FOTO: DPA Der City-airbus ist eine elektrobet­riebene, drohnenähn­liche Flugmaschi­ne mit vier Sitzplätze­n.

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