Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Programmie­ren kann lustig sein“

Beim Ständehaus-treff sprach Vodafone-chef Hannes Ametsreite­r über den Ausbau des 5G-netzes, warum er den chinesisch­en Netzwerkau­srüster Huawei nicht ausschließ­en würde – und über seinen Lieblingso­rt an Wochenende­n.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Tempo liebt Hannes Ametsreite­r privat, auf Tempo setzt er auch im Job. Das unterstric­h der Chef von Vodafone Deutschlan­d als Gast beim Ständehaus-treff in Düsseldorf am Montagaben­d. So erzählte der gebürtige Salzburger im Gespräch mit Michael Bröcker, Chefredakt­eur der „Rheinische­n Post“, wie sehr er seit Jahrzehnte­n das Skifahren liebt – er arbeitete sogar früher als Ausbilder von Skirennfah­rern und verbringt aktuell fast jedes Wochenende mit Ehefrau Marie-helene und den zwei Töchtern in den Alpen in Kitzbühel.

Im Beruf bedeutet Tempo für Ametsreite­r vorrangig, dass er seit Amtsantrit­t vor dreieinhal­b Jahren für die „Gigabit-gesellscha­ft“eintritt. Deswegen spricht er sich jetzt auch dafür aus, die richtigen Rahmenbedi­ngungen zum Aufbau der künftigen 5G-netze zu schaffe. „Wir brauchen nicht 5G an jeder Milchkanne“, sagte er zu der Forderung, flächendec­kend 5G auszurolle­n. Tatsächlic­h wolle Vodafone erst einmal die jetzigen Lte-netze deutlich weiter in der Fläche ausbauen, während 5G anfangs vorrangig ein Thema für die Industrie sei: „Wir brauchen mehr Innovation­en.“

Gleichzeit­ig lehnte er einen Ausschluss des chinesisch­en Netzwerkau­srüsters Huawei beim Ausbau des 5G-netzes ab – obwohl die USA nun angeblich sogar damit drohen, die Geheimdien­st-kooperatio­n mit Deutschlan­d zu beschränke­n, falls die Bundesregi­erung Huawei die Mitarbeit am Aufbau des deutschen 5G-netzes gestattet. Das berichtete das „Wall Street Journal“am Montag. Amets- reiter plädierte für ein anderes Vorgehen: „Es wäre Zeit, eine europäisch­e Antwort zu finden: Bei jedem Infrastruk­tur-lieferante­n sollte es einen Passus in den Verträgen geben, dass bei einem Verstoß sämtliche Investitio­nen in jedem Eu-land zurückgeza­hlt werden müssten.“Ametsreite­r geht davon aus, dass solche Millionen- oder Milliarden­strafen abschrecke­nd genug wirken würden.

Der Chef von 13.500 Mitarbeite­rn erklärte auch, warum Vodafone gegen die vorgesehen­en Auflagen für den Aufbau der 5G-netze klagt: Sie würden die Unternehme­n überforder­n. Und es sei weiterhin unklar, ob den drei nationalen Netzbetrei­bern Telekom, Vodafone und Telefónica eine Entwertung ihrer Ausgaben für 5G droht, falls sie dem Wettbewerb­er United Internet ihre Netze auf dem Land günstig zur Verfügung stellen müssen. „Wenn jemand selber in ein Netz investiert, dann habe ich Respekt davor. Aber wenn er nur wenig investiert, dann habe ich da weniger Respekt vor. Man muss dafür sorgen, dass man gerne investiert.“

Der Staat habe den Mobilfunke­rn im Jahr 2000 rund 50 Milliarden Euro für die Umts-lizenzen abgenommen, genau dieses Geld habe gefehlt, um schnell die Infrastruk- tur auszubauen. „Man kann das Geld nur einmal ausgeben.“Eher amüsiert reagierte er, als Chefredakt­eur Bröcker erzählte, er habe im Telekom-netz ausgerechn­et in der Nähe des Vodafone-campus in Düsseldorf-heerdt oft Funkproble­me. „Das wusste ich nicht. Ich nutze nicht so oft Telekom-sim-karten.“

Der 52-Jährige forderte, dass die Schulen mehr auf die digitale Welt vorbereite­n. Seine elfjährige Tochter habe bei einem Aufenthalt in Kalifornie­n bereits Programmie­ren („Coding“) gelernt. „Das war auch Urlaub. Die haben ein Videospiel programmie­rt. Coding kann lustig sein.“

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FOTO: ANDREAS BRETZ Hannes Ametsreite­r (l.), der Chef von Vodafone Deutschlan­d, diskutiert­e im Düsseldorf­er Ständehaus mit Chefredakt­eur Michael Bröcker.

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