Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Nur zwei Schaufeln in Hannover
Leverkusen wundert sich, dass Hannover nicht auf Schnee vorbereitet war.
HANNOVER Das Chaos auf und abseits des Platzes bei Hannover 96 fand im Schneetreiben beim 2:3 (0:2) gegen Bayer Leverkusen am Sonntag seinen vorläufigen Höhepunkt. Mit Anpfiff der Begegnung hatte es in Niedersachsen begonnen, heftig zu schneien, was zu teils skurrilen Szenen auf dem dann nicht mehr allzu grünen Rasen führte. Ein sicher geglaubtes Tor von Genki Haraguchi blieb auf der Torlinie liegen. Gleich mehrfach musste Schiedsrichter Sören Storks die Partie unterbrechen, um die Linien freiräumen zu lassen. Doch selbst dabei gab Hannover keine gute Figur ab.
„Es kann nicht sein, dass es bei einem Bundesliga-spiel nur zwei Schaufeln gibt“, sagte Leverkusens Doppeltorschütze Kevin Volland und schüttelte den Kopf. In der Tat schienen die 96er nicht sonderlich gut auf den Wintereinbruch vorbereitet gewesen zu sein. Hektisch telefonierten Verantwortliche des abstiegsbedrohten Bundesligisten in der ersten Halbzeit, um dringend benötigte, zusätzliche Schippen zu besorgen. Erst zur Halbzeitpause hatten die Niedersachsen ausreichend Schaufeln und Helfer vereint, um zumindest die Strafräume und Linien vom Schnee zu befreien.
In der rund zehnminütigen Unterbrechung im ersten Durchgang hatten die Unparteiischen sowie Schiedsrichter-beobachter Michael Weiner darüber befunden, dass wenn die Linien und zumindest die Sechzehner freigeräumt würden, das Spiel regulär fortgesetzt werden könne. Kapazitäten, das komplette Spielfeld vom Schnee zu befreien, gab es nicht. „So war kein Fußballspiel möglich“, sagte Bayers Sportdirektor Simon Rolfes. Er fühlte sich mehr an eine Schneeballschlacht als eine Bundesliga-partie erinnert.
Auch die Trainer beider Teams – sowohl Thomas Doll als auch Leverkusens Peter Bosz – hätten sich eigenen Angaben zufolge nicht gewundert, wenn die Partie abgebrochen worden wäre. „Die Verhältnisse waren nicht zu unserem Vorteil“, sagte Bosz. Er freute sich zwar über die drei Punkte, hatte aber „keinen Spaß“am Spiel auf weißem Untergrund. „Das war ein reines Glücksspiel.“
Den Statuten des DFB zufolge liegt es im Ermessen des Unparteiischen, über einen Abbruch beiverschlechterung des Wetters zu entscheiden – etwa bei Wasser auf dem Platz, Blitzeis oder eben Schnee. Weder Schiedsrichter Storks noch dessen Beobachter Weiner hielten dies offenbar für notwendig. Wie ein Sprecher der Hannoveraner unserer Redaktion mitteilte, bekam der Klub lediglich den Hinweis, zur zweiten Halbzeit orangefarbene Markierungskegel rund um das Spielfeld aufzustellen. Den letzten witterungsbedingten Abbruch in der Fußball-oberhaus gab es 2008: Beim Stand von 1:0 für Nürnberg gegen Wolfsburg wurde die Partie nach sintflutartigen Regenfälle abgebrochen.wegen Schneefalls wurde noch nie eine Bundesliga-partie vorzeitig beendet.
Ein Spielabbruch zur Pause hätte wohl vor allem den Hausherren genutzt.