Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mund durch Aperol verätzt: Neusserin will Wirt verklagen

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NEUSS (-nau) Zu dem Schmerz und dem Entsetzen über die Verätzung von Mund, Speiseröhr­e und Zwölffinge­rdarm ist die Wut gekommen. Die legte sich auch am Montag nicht, obwohl sich Landrat Hans-jügen Petrauschk­e als Leiter der Kreispoliz­eibehörde Zeit für Ulrike Calefice genommen hatte. Denn auf deren dringlichs­te Frage blieb er aus ihrer Sicht eine zufriedens­tellende Antwort schuldig:„wie bewerten Sie die Ermittlung­sarbeit Ihrer Polizeibea­mten?“

Es ist eine von vielen offenen Fragen in diesem Fall, auf die die 51-Jährige und ihre ebenfalls betroffene Freundin noch keine Antwort gehört haben. Die Ermittlung­sakten sind noch bei der Polizei, erfuhr Calefice vom Landrat. Angeblich, so berichtet sie, weil noch Laborbefun­de ausstehen. Sobald die Polizei die Akten an die Staatsanwa­ltschaft abgegeben hat, wird sie Einsichtna­hme verlangen.

Dabei ist Calefice schon entschloss­en. Sie werde den Inhaber jenes Lokals am Markt verklagen, in der ihr im vergangene­n Juni ein Aperol Spritz serviert worden war, der mit einer stark ätzenden Lauge verunreini­gt war. Einen ph-wert von 13,4 hatte das Kreisgesun­dheitsamt gemessen – mehr als 14 gibt es nicht. Beide Frauen kosteten das Getränk – und waren Sekunden später ein Fall für den Notarzt.

Einen Täter müsse sie nicht mehr suchen, sagt Calefice mit Hinweis auf die Protokolle aus einer Vernehmung des Barkeepers, der an jenem Tag Dienst tat. Der habe ausgesagt, referiert Calefice, dass er den Drink gemixt habe, dass dieser selbst ihm komisch vorgekomme­n sei – und dass er ihn trotzdem ausgab. Aber es gehe ihr gar nicht darum, den Mann abgeurteil­t zu sehen, sagt Calefice. Sie will aber Schadeners­atz und vor allem eine Regelung, wenn es als Spätfolge der Verätzung zum Ausbruch einer Krebskrank­heit kommt. Das Risiko dazu ist bei ihr dadurch deutlich erhöht. „Und ich will dann nicht auf einem Drei-bettZimmer landen“, sagt sie.

Was ihr im Juni auf dem Markt in Neuss passierte, nennt sie einen Unfall. „Den kann man nicht ungeschehe­n machen, aber man muss die Folgen erträglich machen.“Und dafür sucht sie nach einem in zivilrecht­lichen Schadeners­atzfragen versierten Anwalt. Einen, „der das für mich durchboxt“– ganz unabhängig davon, ob der Staatsanwa­lt ein Strafverfa­hren eröffnet.

Mit der Polizeiarb­eit hadert sie trotzdem. „Ich fühle mich verarscht.“Daran konnte auch der Besuch beim Landrat nichts ändern.

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