Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Dormagen: Der Tag nach dem Sturm

- VON SABINE KRICKE UND MAREN KÖNEMANN

DORMAGEN Jürgen Klein ist immer noch aufgewühlt, als er von den Geschehnis­sen von Sonntag erzählt. Hinter dem 53-Jährigen liegen ein langer Tag und eine sehr kurze Nacht. Am Nachmittag hatten sich Folien von seinem Rhabarberf­eld gelöst und waren auf die A 57 geflogen.

„Wir waren am Sonntag schon um 6 Uhr morgens auf den Feldern, um die Planen zu sichern“, sagt Klein. Das habe er mit 20 Mitarbeite­rn den ganzen Tag über gemacht. Insgesamt 32 Hektar Folie liegen auf seinen Feldern rund um Nievenheim. Sie sollen die noch zarten Rhabarberp­flanzen schützen. Eine Folie ist 3000 Quadratmet­er groß und wird mit sieben Tonnen Perlkies beschwert. „Noch eine Stunde, bevor sich die Folie gelöst hatte, waren wir dort“, sagt Klein. Nur kurze Zeit später fegte eine der Folien quer über die Autobahn.

Klein kann sich nur schwer erklären, wie der Sturm die schwere Folie so in die Höhe treiben konnte. „Das muss schon ein kleiner Tornado ge- wesen sein.“Normalerwe­ise würde sich die Folie einfach einrollen und auf dem Boden liegen bleiben. „Theoretisc­h waren kleine Tornados möglich“, sagt Yvonne Tuchschere­r vom Deutschen Wetterdien­st (DWD). Zwar sei am Sonntag in NRW keiner verifizier­t worden, laut den Werten im Wettermode­ll waren die Voraussetz­ungen dafür aber gegeben.

Klein: „Abends um 22 Uhr waren wir fertig. Wir waren platt, wir konnten nicht mehr“, sagt er. Bis zum Ende der Woche will Klein keine neue Folie über die Felder ziehen. Das sei zu riskant, weil es weiterhin windig bleiben soll. „Mindestens drei Hektar Folie sind komplett hinüber und müssen ersetzt werden.“Für die Ernte bedeute dies, dass sie vermutlich erst einige Tage später stattfinde­n kann. Wie hoch der Schaden ist, kann Klein noch nicht endgültig beziffern: „Allein unser persönlich­er Schaden wird wohl bei rund 40.000 Euro liegen.“Die Kosten für den Feuerwehre­insatz werde wohl dieversich­erung übernehmen.

Für Klein war der Einsatz zwar heftig, jedoch keine absolute Seltenheit. „Solche Stürme kommen immer wieder mal vor, und damit muss man als Landwirt auch planen.“Der Einsatz auf Jürgen Kleins Feldern war aber längst nicht der einzige der Dormagener Feuerwehr am Sonntag. Über 40 Mal rückten die Einsatzkrä­fte aus, zeitweise waren alle Einheiten im Einsatz. Gegen 16 Uhr wurde die Feuerwehr zu einem führerlos auf dem Rhein treibenden Boot alarmiert. Es konnte aber gesichert werden. Auch bei der Bahn gab es erhebliche Probleme, die bis in den Montag hineinreic­hten: Zeitweise fuhr wegen des Sturms kein einziger Zug zwischen Dormagen und Köln-worringen.

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FOTO: PATRICK DUDEK Ein Autofahrer hat die Planen auf der A57 fotografie­rt.

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