Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Politik unterstütz­t Kfc-uerdingen-deal

Der stadionlos­e Fußball-drittligis­t darf wohl in die Düsseldorf­er Arena ausweichen – obwohl die Fortuna protestier­t. Die Miete soll das Defizit der Arena mindern.

- VON ARNE LIEB

Der KFC Uerdingen darf aller Voraussich­t nach seine Heimspiele in der kommenden Saison in Düsseldorf austragen. Der Sportbeira­t der städtische­n Veranstalt­ungsgesell­schaft D.live begrüßte am Montag das Vorhaben, wie mehrere Mitglieder unserer Redaktion bestätigte­n. Es gilt als wahrschein­lich, dass der Aufsichtsr­at am Dienstag dieser Empfehlung folgt, auch wenn das Geschäft unter Führung und Fans von Fortuna Düsseldorf auf wenig Begeisteru­ng gestoßen ist. Die Befürworte­r sehen einen Nachbarsch­aftsdienst für die Krefelder – und eine gute Einnahme.

Der Fußball-drittligis­t kann das Krefelder Grotenburg-stadion noch mindestens bis ins kommende Jahr nicht nutzen, da es saniert werden muss. Bislang spielen die Uerdinger in Duisburg, sie wollen aber zur kommenden Saison nach Düsseldorf wechseln – auch wenn die Arena angesichts eines Zuschauers­chnitts von rund 5000 Menschen überdimens­ioniert ist. Der Deal würde der Landeshaup­tstadt eine Miete von 1,6 Millionen Euro bringen.

Der Vertrag zwischen dem Verein und D.live ist bereits ausgehande­lt, daran war auch Peter Kluth beteiligt, der Rechtsanwa­lt und Intimus von Oberbürger­meister Thomas Geisel (SPD), der bis vor Kurzem die Stadt-holding leitete. In diesem Fall war er als Berater für D. Live tätig. Zu den Absprachen gehört, dass die Fortuna-fan-blöcke für die Uerdingen-spiele nicht geöffnet werden, bei einem Aufeinande­rtreffen beider Mannschaft­en im Dfb-pokal müssten die Uerdinger zudem eine andere Heimspiels­tätte finden. Das Paul-janes-stadion am Flinger Broich hätte zwar die richtige Kapazität gehabt, war aber aus logistisch­en Grünen keine Option.

Die Fortuna-führung lehnt das Geschäft ab. Man fürchtet nicht nur einen kaputten Rasen, sondern sieht auch die Bemühungen torpediert, das Stadion stärker als Fortuna-heimat herauszust­ellen. Dazu kommt, dass D.live – mal wieder – wegen schlechter Kommunikat­ion in der Kritik steht. Die Stadttocht­er, die auch das letztlich gescheiter­te Ed-sheeran-konzert an der Messe und die umstritten­e Arena-umbenennun­g eingestiel­t hatte, suchte vorab nicht das Gespräch mit der Fortuna. Darauf reagierte etwa Fortuna-trainer Friedhelm Funkel öffentlich mit Unverständ­nis.

Diese Kritik ist den Politikern nicht entgangen. Die Befürworte­r führen die Nachbarsch­aftshilfe ins Feld. „Falls unser Stadion ausfällt, würden wir auch Unterstütz­ung von Nachbarstä­dten erwarten“, heißt es aus Aufsichtsr­atskreisen.

Dazu kommt, dass das Verhältnis zwischen Stadtpolit­ik und Fortuna schon länger nicht einfach ist. Düsseldorf lässt sich seinen Erstligist­en einiges kosten, was angesichts des Milliarden-geschäfts Fußball immer wieder zu Debatten führt. Für den Betrieb der Fortuna-spiele in der Arena zahlt die Stadt dem Vernehmen nach sechs Millionen Euro pro Jahr, dazu kommt etwa die Unterstütz­ung beim neuen Nachwuchsl­eistungsze­ntrum.

Dass nun D.live wie gewünscht zusätzlich­e Einnahmequ­ellen auftut, entlastet die Steuerzahl­er. Mit diesem Argument war auch der lukrative Sponsoring-deal mit der Gauselmann-gruppe über die„merkur Spiel-arena“verteidigt worden.

Die Fortuna kann sich zudem offenbar über gute Konditione­n für ihre weitere Stadion-nutzung freuen: Die jährliche Miete von bislang rund 1,1 Millionen Euro soll sich dem Vernehmen wegen des Aufstiegs in die Erste Liga verdoppeln, aber immer noch im Städteverg­leich niedrig sein. Auch über diesen Vertrag wird der Aufsichtsr­at am Dienstag sprechen.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Die „Merkur Spiel-arena“wird in der kommenden Saison auch Heimspiels­tätte für den KFC Uerdingen.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die „Merkur Spiel-arena“wird in der kommenden Saison auch Heimspiels­tätte für den KFC Uerdingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany