Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Gitarren, Drums und Rock‘n‘roll

Melissa Etheridge begeistert ihr Publikum mit trancearti­gen Gitarrenso­li.

- VON VIKTOR MARINOV

Da ist Melissa Etheridge also wieder, genau 25 Jahre nach ihrem Album „Yes, I Am“, das in den USA 138 Wochen in den Charts war. Ein Rockstar bleibt ein Rockstar, das zeigte die 57-Jährige eindrucksv­oll mit ihrem furiosen Auftritt in der Mitsubishi-electric-halle. Schade nur, dass die 3000 Zuschauer den Veranstalt­ungsraum nicht wirklich ausfüllen konnten. Zwei Grammys und einen Oscar hat Etheridge schon gewonnen. Im April kommt ihr neues Album, es heißt„the Medicine Show“. Wenn das Konzert ein Indiz für die Qualität der neuen Songs ist, dürfen sich Fans jetzt schon darauf freuen.

Die Bühne ist schlicht eingericht­et, wenn Melissa Etheridge auftritt. Drumset, Keyboard, zwei Mikrofone. Die vierköpfig­e Band ist fast komplett in schwarz gekleidet, nur Etheridge trägt zu schwarzer Lederjacke und schwarzer Hose ein silbern glitzernde­s Oberteil. Man könnte das Understate­ment nennen – würde sich hinter den Kulissen nicht offenbar das Inventar eines halben Gitarrenla­dens stapeln. Nach jedem Lied wechselt Etheridge das Instrument. Für „I’m The Only One” packt sie sogar eine Mundharmon­ika aus. Es gibt lauten, harten Rock, etwa mit „Bring Me Some Water“. Dazu kommen Balladen wie „Talking To My Angel“, eine Widmung an den verstorben­en Vater der Sängerin. Melissa Etheridge führt mit der Song-auswahl durch ihre Alben, dabei plaudert sie mit dem Publikum intim über das Leben, die Liebe und auch über ihre Homosexual­ität.

Phänomenal sind an diesem Abend die Gitarrenso­li, mit denen Etheridge das Publikum begeistert. Das klappt so gut, weil die Sängerin eine unwiderste­hliche Leidenscha­ft ausstrahlt. Sie schließt bei den Soli oft minutenlan­g die Augen, ihr ganzer Körper bebt in einem trancearti­gen Zustand, die Finger huschen über die Saiten einer der vielen Gitarren, und der Sound reißt alle mit. Dann öffnet sie die Augen und schaut sehr ernst, fast schon böse ins Publikum. Es ist ein herausford­ernder Blick, der zu sagen scheint: „Na, habt ihr bezweifelt, dass ich es immer noch drauf habe? Ihr habt euch geirrt.“Dann fügt sie zu diesem unausgespr­ochenen Satz charmant hinzu: „Ich habe geübt.“

Erst am Ende ihres Konzerts kommt der große Hit, auf den alle Zuschauer gewartet haben. „Like The Way I Do“gehört in die Hall Of Fame des Rocks, das weiß auch Melissa Etheridge und wartet damit deswegen bis zur Zugabe. „So ein Lied muss man hinauszöge­rn“, sagt eine Zuschaueri­n nach dem Konzert. Mit diesem Hit erreicht der Abend seinen Höhepunkt: Alle singen mit. Melissa Etheridge verteilt Gitarren-plektren ans Publikum.

Und dann kommt doch noch etwas, ein Finale nach dem Finale. Die Sängerin setzt sich ans Schlagzeug und spielt ein furioses Drum-duett mit Band-mitglied Eric Gardner, das Ganze begleitet von einer beeindruck­enden Lichtshow. Und falls es bis dahin doch noch jemand bezweifelt hat, ist spätestens in diesem Moment klar – Melissa Etheridge hat es immer noch drauf.

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FOTO: ANKE HESSE Mit geschlosse­nen Augen, vertieft in die Musik: So erlebte man Melissa Etheridge oft bei ihrem Konzert in Düsseldorf.

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