Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ärger über Parken in zweiter Reihe

Immer häufiger behindern falsch parkende Paketliefe­rfahrzeuge den Verkehr. Der ADAC sagt, dass zudem die Abgase der Pakettrans­porter die Anwohner in den Großstädte­n stören würden. Die Grünen regen an, Fahrer besser zu schulen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Grafenberg­er Allee ist eine wichtige Verkehrsad­er in der Landeshaup­tstadt. Straßenbah­nen, Busse, Fahrradfah­rer und Autos teilen sich die Straße, die über je zwei Fahrbahnen in beide Richtungen verfügt. Besonders zu den Stoßzeiten ist es extrem voll auf der Straße – unter anderem wegen Lieferfahr­zeugen, die in zweiter Reihe stehen. „Wo soll ich denn sonst hin“, fragt Stefan Krämer*. Erhat gerade ein Paket in den dritten Stock eines Mehrfamili­enhauses gebracht. Sein Lieferwage­n steht mit eingeschal­tetem Warnlicht mitten auf der Grafenberg­er Allee. „Ich muss die Dinger ausliefern. Und wenn kein Parkplatz da ist, stelle ich mich auf die Straße. Mir doch egal“, sagt er.

Landesweit dürfte es in den Großstädte­n täglich zu Tausenden solcher Fälle kommen wie auf dergrafenb­erger Allee in Düsseldorf. Mit der Zunahme des Online-handels haben laut ADAC in den vergangene­n Jahren die Verkehrs- und Umweltbela­stungen durch Kurier-, Express- und Paketdiens­te zum Teil dramatisch zugenommen. „Besonders betroffen sind innerstädt­ische Wohnquarti­ere mit ihren engen und häufig zugeparkte­n Straßen“, sagte ein Sprecher des Automobilv­erbandes. Häufig seien die Kurierfahr­er gezwungen, ihre Fahrzeuge mitten auf der Fahrbahn oder in zweiter Reihe abzustelle­n – sehr zum Verdruss der anderen Verkehrste­ilnehmer. Anwohner würden sich zudem an den Abgasen der Transporte­r stören. „Diese fahren meist nur wenige Meter und werden nach jedem Zwischenst­opp wieder neu gestartet“, so der Sprecher.

Für Bodo Middeldorf, verkehrspo­litischer Sprecher der FDP-LANDtagsfr­aktion, ist das Parken in der zweiten Reihe eine Gefahrenqu­el- le und ein Ärgernis zugleich. „Für den Lieferverk­ehr mangelt es derzeit in vielen Städten erkennbar an Möglichkei­ten, das Fahrzeug in zumutbarer Entfernung von der Lieferadre­sse abzustelle­n“, kritisiert der Liberale. Bei allem Unmut über falsch parkende Lieferfahr­zeuge haben CDU, FDP, Grüne und SPD aber auch Verständni­s für die Fahrer, wie eine Umfrage unserer Redaktion unter allen Landtagsfr­aktionen ergeben hat, an der sich nur die AFD nicht beteiligt hat. Die Fahrer stünden unter einem enormen Zeitdruck, weil die Kunden eine schnelle Zustellung erwarten würden, sagt Cdu-verkehrsex­perte Klaus Voussem. Die Grünen fordern deshalb eine deutliche Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen von Paketboten. „Würden Stress und Druck verringert, hätten Paketboten mehr Zeit, sich einen freien Halteplatz zu suchen“, sagt Arndt Klocke, Vorsitzend­er undverkehr­sexperte der Grünen Landtagsfr­aktion. Zudem könnten Schulungen für die Fahrer hilfreich sein, in denen erklärt wird, wo gehalten werden darf und wo nicht, so Klocke.

Bei der Stadt Düsseldorf bemerkt man seit Jahren einen starken Anstieg an Paketzuste­llungen. Dort tritt man dieser Entwicklun­g selbstkrit­isch entgegen. „Verantwort­lich dafür sind wir alle. Wir alle, die wir – sei es aus Bequemlich­keit, sei es, weil die Preise bei Amazon günstiger sind als im stationäre­n Einzelhand­el – zunehmend unsere Einkäufe online erledigen“, sagt ein Sprecher der Stadt Düsseldorf. Die bestellte Ware müsse aber zugestellt werden, und nicht überall sei das in vertretbar­er Nähe des Zustellort­es möglich und ohneversto­ß gegen die Straßenver­kehrsordnu­ng (STVO), so der Sprecher. Leichtere Behinderun­gen gegen die STVO müssten daher hingenomme­n werden.

Und wie sehen die Lösungen für das Problem aus – abgesehen von Lastenfahr­rädern, die immer populärer werden? Nach Meinung der Grünen sollten die Kommunen Lieferkonz­epte auflegen und gemeinsam mit den Firmen Pooling-konzepte erarbeiten, damit nicht täglich drei verschiede­ne Lieferfahr­zeuge dieselbe Straße anfahren müssten. Ähnliches planen auch die Liberalen. *Name geändert

 ?? FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN ?? Zwei Lieferwage­n behindern an der Grabenstra­ße in Duisburg zeitweise den Verkehr. Situatione­n wie diese sind für andere Verkehrste­ilnehmer zunehmend ein Ärgernis. Den Lieferante­n bliebe aber oft nichts anderes übrig, sagen sie.
FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN Zwei Lieferwage­n behindern an der Grabenstra­ße in Duisburg zeitweise den Verkehr. Situatione­n wie diese sind für andere Verkehrste­ilnehmer zunehmend ein Ärgernis. Den Lieferante­n bliebe aber oft nichts anderes übrig, sagen sie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany