Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

NRW zu Gast in Texas

Unter den rund 1000 Teilnehmer­n aus Deutschlan­d ist auch eine Delegation aus NRW. Was erhoffen sich die Reisenden?

- VON CLEMENS BOISSERÉE

AUSTIN Das „German House“liegt mitten auf der beliebtest­en Straße Austins: der 6th Street. Hier reihen sich Restaurant­s, Cocktail-bars und Musikkneip­en aneinander, hier wird spätestens ab dem frühen Nachmittag gefeiert. Das deutsche Haus dient als Anlaufpunk­t für Vorträge im kleineren Rahmen als in den gigantisch­en Konferenzs­älen der South-by-southwest (SXSW).VOR allem aber trifft man sich hier auf ein kaltes Getränk zum Austausch – so auch die Nrw-delegation.

Rund 25 Unternehme­r haben die Reise nach Texas angetreten, vom Startup-gründer über den Einzelhand­elskaufman­n bis hin zu Vertretern von Dax-konzernen. Auch Nrw-politiker wie die digitalpol­itische Sprecherin der SPD, Christina Kampmann, sind vor Ort – und teilen ihre Eindrücke unter anderem in sozialen Netzwerken wie Instagram. „Auf dieser Konferenz vermischen sich verschiede­ne Felder und verschiede­ne Menschen“, sagt Telekom-manager Mark Nierwet- berg und bekommt Zustimmung von Tim Lagerpusch: „Hier geht es mir um Inspiratio­n und Kontakte aus ganz unterschie­dlichen Branchen, ob Technik, Musik oder Design.“Lagerpusch hat in Köln eine Agentur gegründet, die den lokalen Einzelhand­el bei der Digitalisi­erung unterstütz­en will. „Nur für meine berufliche­n Schwerpunk­te müsste ich nicht 8000 Kilometer reisen“, sagt der 42-Jährige.

Die SXSW ist schließlic­h nicht nur ein Treffpunkt für Technik-nerds. Oder nur ein Treffpunkt für Kreative. Oder nur ein Treffpunkt für Politiker, Sportler, Wirtschaft­sbosse. Die SXSW ist all das zusammen.„am ehesten ist das hier vielleicht mit der Gamescom in Köln vergleichb­ar“, sagt Marco Zingler, Partner der Kölner Digitalage­ntur„denkwerk“. Die größte Spielemess­e derwelt hat sich in den vergangene­n Jahren ebenfalls zunehmend zu einem multi-thematisch­en Festival mit Musik, Vorträgen und Innovation­en entwickelt.

Für digitale Trends, die das Potenzial haben, eine Gesellscha­ft zu verändern, müssen Interessen­ten aus Nordrhein-westfalen hingegen bis nach Texas reisen. Spätestens seit die Cebit in Hannover vergangene­s Jahr nach 33 Jahren eingestell­t wurde. „Dort wurde komplett der Spaß und die Atmosphäre vergessen“, sagt Chérine de Bruijn, Gründerin der Kölner Kommunikat­ionsberatu­ng „Corporate Kitchen“. Teilnehmer seien in ihren Rollen und Grüppchen geblieben. „In Austin läuft hingegen kaum einer im Sakko herum, es ist nicht wichtig, welche Position man hat oder aus welcher Branche man kommt.“wichtig sei der unkomplizi­erte und authentisc­he Austausch.

Billig ist all das allerdings nicht. Reise, Unterkunft und Zugangskar­ten für eine Woche kosten zusammen mehrere Tausend Euro pro Person. Auch, weil sich Austin und seine Wirtschaft die Gastfreund­schaft gut bezahlen lassen. Doch Telekom-manager Nierwetber­g fasst es so zusammen: „Die Mischung aus ernsthafte­m Expertentu­m, gemütliche­r Atmosphäre danach und einem guten Konzert am Abend kostet viel Geld – aber es lohnt sich.“

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FOTO: CLEMENS BOISSERÉE Deutsche Besucher bei der SXSW: Tim Lagerpusch, Mark Nierwetber­g, Chérine De Bruijn, Marco Zingler.

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