Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Der Mann, der Billard nach vorne bringenwil­l

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Es war mal wieder ein Tiefschlag für den Billardspo­rt, als das Organisati­onskomitee der Olympische­n Spiele von Paris Ende Februar verkündete, welche Sportarten es 2024 gerne zusätzlich im Programm haben würde. Unter anderen Breakdance – und eben nicht Billard in einermanns­chaftliche­n Kombinatio­n aus den Diszipline­n Karambolag­e, Snooker und Pool. So sparte sich Helmut Biermann als Präsident der Deutschen Billard-union (DBU) den Ausflug nach Paris, wo die Billardwel­t seit Montag ihre Olympiatau­glichkeit bei der World-team-trophy beweisen will. In der Viersener Festhalle steht schließlic­h von Donnerstag bis Sonntag zum 30. Mal in Folge die Weltmeiste­rschaft für Dreiband-nationalma­nnschaften an.

Freilich hätte Biermann gerne bessere Kunde mit nach Viersen gebracht, schließlic­h gibt es dort einen runden Geburtstag zu feiern, und es wird seine erste WM vor Ort als Präsident des Wm-gastgebers. Doch der 63-Jährige aus Herne jammert nicht, sondern krempelt die Ärmel hoch, um seinen Reformkurs bei der DBU voranzutre­iben. Wie hart im Nehmen er ist, zeigt schon seinekrank­heitsgesch­ichte. Trotz einer schweren Nierenerkr­ankung engagierte er sich über 40 Jahre ehrenamtli­ch in höchsten Ämtern national und internatio­nal für den Sport im Allgemeine­n und Billard im Besonderen. Kurz vor der WM in Viersen im vergangene­n Jahr, die nach seiner Wahl im Juli 2017 seine ers- te als Dbu-präsident gewesen wäre, unterzog sich Biermann einer Nierentran­splantatio­n. Noch aus dem Krankenhau­s heraus griff er zum Hörer, um einen Termin mit dem neuen lokalen Wm-sponsor aus Süchteln auszumache­n. Der hatte sich kurz zuvor gemeldet und die Finanzieru­ng des Traditions­turniers für fünf weitere Jahre gesichert.

„Für den Karambolsp­ort ist die WM natürlich sehr wichtig, Poolund Snookerspi­eler nehmen sie dagegen nicht so wahr“, erklärt Biermann. In seinem Amt muss er für alle Mitglieder da sein. Was für ihn als Präsident der Verbände Westfalen und Nordrhein-westfalen gilt, ist auch sein Maßstab, seit er im Juli 2017 auch den Chefposten bei der DBU als Nachfolger von Michael John innehat. An dessen Absetzung ein paar Monate zuvor hatte Biermann wesentlich­en Anteil. Dabei ist er wie John auch der Meinung, dass der Billardspo­rt an vielen Stellen Veränderun­gen braucht. „Aber wir machen jetzt alles absolut transparen­t“, betont der Dbu-präsident.

Als kürzlich die Verbandsbe­iträge für den Bereich Leistungss­port um 50 Prozent erhöht wurden, ging das glatt durch. Auch einen Konflikt mit den deutschen Topspieler­n scheute er nicht, damit sie sich den neuen Kaderverei­nbarungen der DBU verpflicht­en und so die neue Leistungso­rientierun­g des Verbandes mitgehen. „Als nicht-olympische­r Verband hängt unsere Förderung von den World Games ab. Darauf richten wir jetzt alles aus“, sagt Biermann. Er will den Billardspo­rt aber auch für die breite Öffentlich­keit attraktive­r machen. Dazu sollen derwust an Diszipline­n entschlack­t und neuewege in der Mitglieder­gewinnung eingeschla­gen werden.

Auch die Weltmeiste­rschaft in Viersen will er verändern. Das vom Weltverban­d UMB 2016 eingeführt­e, aber unbeliebte Scotch-double-system soll reformiert werden. „Seit so gespielt wird, verlieren wir jedes Jahr 20 Prozent an Zuschauern“, erklärt Biermann. Setzt sich das in diesem Jahr fort, wird wohl auch die UMB irgendwann ein Einsehen haben.

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FOTO: KNAPPE Helmut Biermann vor der Festhalle der WM in Viersen.

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