Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Unfall: War 83-Jähriger fahrtauglich?
Polizei stellt Führerschein nach tödlichem Unfall sicher. Inzwischen drei Schwerverletzte.
GREVENBROICH Einen Tag nach dem tödlichen Unfall auf dem Parkplatz vor dem Krankenhaus in Grevenbroich zeugen nur noch Markierungen der Polizei am Boden von den dramatischen Szenen, die sich dort am Montag abgespielt haben: Als ein 83 Jahre alter Mann dort rückwärts ausparken wollte, verlor er die Kontrolle über sein Auto und erfasste drei Frauen, darunter auch seine Ehefrau, sowie einen Mann. Eine 92-Jährige ist nach dem Unfall an ihren Verletzungen gestorben. Weil inzwischen alle drei weiteren Unfallopfer (81, 76 und 62 Jahre alt) stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, spricht die Polizei nun von drei Schwerverletzten.
Unklar ist noch immer, warum der Mann die Kontrolle über seinen Mercedes verlor. „Die Ermittlungen zur Unfallursache dauern an“, sagt Polizei-sprecherin Daniela Dässel. Ob der Mann Gas- und Bremspedale vertauscht hat, bleibt offen. Dem Vernehmen nach soll der Unfallfahrer mehrere Meter zurückgelegt, einen Busch gestreift und einen Bordstein überfahren haben.
Ein Zeuge, der sich zum Zeitpunkt des Unfalls in der Notaufnahme befand, berichtet von„hektischen Szenen“: Den Patienten sei gesagt wor- den, dass sich alle Behandlungen wegen der Schwerverletzten um ein bis zwei Stunden verzögern würden.
Im Internet entbrennt derweil eine Diskussion über die Fahrtüchtigkeit älterer Menschen. Ob das Alter des 83-Jährigen eine Rolle bei dem Unfall spielt, ist nicht sicher. Allerdings gehen die Ermittler nicht davon aus, dass ein internistischer Notfall zu dem Kontrollverlust des Fahrers geführt hat. „Fragen hinsichtlich einer möglicherweise eingeschränkten Fahrtauglichkeit werden im Zuge der Ermittlungen zu prüfen sein“, sagt Dässel. Der Führerschein des 83-Jährigen wurde sichergestellt.
Auf die Fahrtüchtigkeit von Senioren angesprochen, berichtet Fahrlehrer Stefan Fücker, dass man nicht verallgemeinern könne, dass Senioren ihre Fähigkeiten am Steuer überschätzen. Er hat viel Erfahrung mit älteren Fahrern – und spricht sich für regelmäßige Gesundheitschecks ab einem Alter von 65 bis 70 Jahren aus. „Massiv problematisch ist bei manchen das Umdrehen im Sitz, wenn sie zum Rückwärtsfahren nach hinten schauen müssen“, sagt er. Der ADAC regt freiwillige ärztliche Untersuchungen an. Ältere Menschen sollten ihr eigenes Fahrverhalten kritisch reflektieren.