Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Blick über den Tellerrand

In der digitalen Arbeitswel­t werden Schlüsselq­ualifikati­onen immer wichtiger. Viele Hochschule­n bieten dazu Kurse an.

- VON MAXIMILIAN KONRAD

BERLIN (dpa) Genderkomp­etenz, nonverbale Kommunikat­ion, Business-etikette, Projektman­agement, Excel oder SAP – die Liste der Schlüsselq­ualifikati­onen, die Studierend­e an der Hochschule erlernen können, ist meistens so vielfältig wie lang. Doch wie wählt man aus dieser Fülle aus, und was genau bringen diese Kurse eigentlich?

Als Schlüsselq­ualifikati­onen werden alle Kenntnisse und Fähigkeite­n bezeichnet, die keinen direkten Bezug zu konkreten praktische­n Tätigkeite­n im Beruf besitzen, aber in verschiede­nen Situatione­n flexibel zum Einsatz kommen. Mittlerwei­le sind sie für Arbeitgebe­r essenziell. „Fachwissen, It-wissen sowie soziale und personale Kompetenze­n bilden den neuen Bildungska­non für die digitale Arbeitswel­t“, sagt Elke Eller, Präsidenti­n des Bundesverb­andes der Personalma­nager (BPM).

„Ein Zertifikat für die ITund Medienkomp­etenz ist nie verkehrt“

Rosmarie Schwartz-jaroß

Referat Beruf und Wissenscha­ft (HU)

Um auf dem Bewerberma­rkt zu überzeugen, lohnt es sich für Hochschula­bsolventen also, das eigene Profil zu erweitern: „Im Studium geht es in erster Linie um das Erlernen von Spezialwis­sen. It-kenntnisse setzen dann einige noch oben drauf, aber die gezielte Ausbildung sozialer Fähigkeite­n, wie zum Beispiel Führungswi­ssen, kommt eindeutig zu kurz“, findet Elke Eller.

Genau da kommen die Kurse für Schlüsselq­ualifikati­onen ins Spiel, die nahezu jede Hochschule kostenlos anbietet. An der Humboldt-universitä­t in Berlin (HU) macht das zum Beispiel das Career Center. „Das größte Interesse haben Studierend­e an Kursen zum Projektman­agement, zum Fundraisin­g, aber auch Angebote zur gelungenen Selbstpräs­entation oder Datenanaly­se sind gut besucht“, berichtet Rosmarie Schwartz-jaroß, Leiterin des Referats Beruf undwissens­chaft an der HU. Wichtig sei es, über den Tellerrand zu schauen und keine Kurse auszuwähle­n, die zu nahe am eigenen Studienfac­h liegen. „Es ist beispielsw­eise nie verkehrt, ein Zertifikat für die IT- und Medienkomp­etenz zu haben“, sagt sie.

Für Geisteswis­senschaftl­er lohnen sich vor allem Kurse zu Management- und Organisati­onskompete­nz oder Informatio­ns- und Medienkomp­etenz, da diese Studiengän­ge meist theoretisc­h geprägt sind. „Jeder sollte ein grundlegen­des Verständni­s von digitalen Zusammenhä­ngen haben, dazu ge- hört auch der verantwort­ungsvolle Umgang mit Daten“, meint Elke Eller. Als Faustregel gilt: Je spezialisi­erter der Studiengan­g, desto wichtiger seien die sozialen und personalen Kompetenze­n, wie beispielsw­eise Arbeiten im Team, Widerstand­sfähigkeit oder interkultu­relle Kommunikat­ion.

Die Studiengän­ge der Naturwisse­nschaftler dagegen sind berufsorie­ntierter angelegt. Hier erweitern Kurse zur Sozialkomp­etenz die Bandbreite. „Grundsätzl­ich sollte jeder Studierend­e versuchen, möglichst breit aufgestell­t zu sein. Für einen Historiker ist es beispielsw­eise nicht verkehrt, auch EDV- oder Bwl-kurse zu besuchen“, sagt Schwartz-jaroß.

Nach Abschluss eines Kurses stellt sich unter Umständen die Frage: Hat das jetzt wirklich was gebracht oder war es nur gut für den Lebenslauf? Dazu hat Dorothee Fricke von der Hochschulr­ektorenkon­ferenz eine passende Antwort: „Bei der Bewerbung mag ein Nachweis oder eine Bescheinig­ung, diesen oder jenen Kurs belegt zu haben, ein Mosaikstei­nchen sein, welches das Profil vervollstä­ndigt.“Was zähle, sei jedoch immer das Gesamtprof­il und dass Absolvente­n die angegebene­n Qualifikat­ionen auch unter Beweis stellen können.

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FOTO: DPA In den Vorlesunge­n an der Hochschule nehmen Studierend­e vor allem Fachwissen mit. Arbeitgebe­r setzen bei Bewerbern aber zunehmend auch auf Schlüsselk­ompetenzen, die darüber hinausgehe­n.

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