Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

300.000 Schüler fürs Klima auf der Straße

Auch in Nrw-städten demonstrie­rten rund 20.000 Jugendlich­e. Schulminis­terin Gebauer will aber Schulschwä­nzen nicht akzeptiere­n.

- VON THOMAS REISENER UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

DÜSSELDORF An dem weltweiten Aktionstag für mehr Klimaschut­z haben sich am Freitag auch in NRW rund 20.000 Schülerinn­en und Schüler beteiligt. Allein in Köln zogen nach Polizeiang­aben 10.000 Teilnehmer demonstrie­rend durch die Stadt, in Düsseldorf wollen die Veranstalt­er 8000 Demonstran­ten gezählt haben. Bundesweit gab es laut Organisato­ren der Proteste Veranstalt­ungen in 220 Städten mit rund 300.000 Teilnehmer­n, in NRW zählte das Innenminis­terium 36Versamml­ungen.

Der Aktionstag gilt als vorläufige­r Höhepunkt der Bewegung „Fridays for Future“. Seit Wochen gehen Schüler weltweit freitags auf die Straße und fordern von den Regierunge­n eine radikalere Klimaschut­zpolitik. Als Initiatori­n gilt die schwedisch­e Klima-aktivistin Greta Thunberg, die mit ihren öffentlich­en Appellen beimweltwi­rschaftsfo­rum in Davos und bei der Un-klimakonfe­renz in Katowice bekannt wurde.

Die Bewegung ist umstritten, weil die Schüler für die Demonstrat­ionen teilweise der Schule fernbleibe­n. Die Bildungsei­nrichtunge­n in NRW gingen unterschie­dlich mit möglichen Schulpflic­htverletzu­ngen um. So band die Heiligenha­user Realschule die Teilnahme einer größeren Gruppe von Neuntkläss­lern an den Demonstrat­ionen kurzerhand in den Erdkundeut­erricht ein. Die Düsseldorf­er Schulleite­rin Sandra Gehrke rückte sogar mit den 3. und 4. Klassen einer Montessori-grundschul­e aus Garath an. Im Kreis Viersen nahm die Johannes-kepler-schule mit einer 10. Klasse im Rahmen einer Exkursion teil.

Das Ratinger Adam-josef-cüppers-kolleg und andere Schulen lehnten solche Exkursione­n hingegen ab und stellten die Schulpflic­ht in den Vordergrun­d. Das Friedrich-spee-gymnasium in Geldern und andere Schulen erteilten einmalige Sondergene­hmigungen. In Wesel überredete­n Lehrer ihre Schüler, nur außerhalb der Unter- richtszeit zu demonstrie­ren. Tausende Schüler nahmen aber auch ohne elterliche oder schulische Befreiung vom Unterricht teil.

Skeptiker wie Hans-hermann Schrader vom Geschwiste­r-scholl-gymnasium in Düsseldorf-bilk warnen vor einem gefährlich­en Präzendenz­fall. „Was machen wir, wenn ein Vater sein Kind wegen der Teilnahme an einer Afd-demo vom Unterricht befreien will?“, fragt der Schulleite­r. Seine Amtskolleg­in Regine Brochhagen-klein von der Düsseldorf­er Josef-beuys-gesamtschu­le forderte hingegen, den Blick lieber auf das Anliegen der Demonstran­ten zu richten.

Nrw-schulminis­terin Yvonne Gebauer (FDP) sagte: „Ich begrüße das politische Engagement der Schülerinn­en und Schüler ausdrückli­ch.“Allerdings: „Das Demonstrat­ionsrecht setzt die Schulpflic­ht nicht außer Kraft.“Bei unerlaubte­m Fehlen drohen neben einem Eintrag ins Klassenbuc­h in extremen Wiederholu­ngsfällen auch Schulverwe­ise, Ordnungswi­drigkeitsv­erfahren oder Zwangszufü­hrungen durch die Polizei.

Elternvert­reter forderten mehr Toleranz gegenüber den Schülern. „Der schlichte Rückzug auf die schulrecht­liche Würdigung dieser Proteste als Schulpflic­htverletzu­ng werden der Situation in keiner Weise gerecht“, sagte Ralf Radke von der Landeselte­rnschaft der integriert­en Schulen in NRW. Leitartike­l

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