Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
300.000 Schüler fürs Klima auf der Straße
Auch in Nrw-städten demonstrierten rund 20.000 Jugendliche. Schulministerin Gebauer will aber Schulschwänzen nicht akzeptieren.
DÜSSELDORF An dem weltweiten Aktionstag für mehr Klimaschutz haben sich am Freitag auch in NRW rund 20.000 Schülerinnen und Schüler beteiligt. Allein in Köln zogen nach Polizeiangaben 10.000 Teilnehmer demonstrierend durch die Stadt, in Düsseldorf wollen die Veranstalter 8000 Demonstranten gezählt haben. Bundesweit gab es laut Organisatoren der Proteste Veranstaltungen in 220 Städten mit rund 300.000 Teilnehmern, in NRW zählte das Innenministerium 36Versammlungen.
Der Aktionstag gilt als vorläufiger Höhepunkt der Bewegung „Fridays for Future“. Seit Wochen gehen Schüler weltweit freitags auf die Straße und fordern von den Regierungen eine radikalere Klimaschutzpolitik. Als Initiatorin gilt die schwedische Klima-aktivistin Greta Thunberg, die mit ihren öffentlichen Appellen beimweltwirschaftsforum in Davos und bei der Un-klimakonferenz in Katowice bekannt wurde.
Die Bewegung ist umstritten, weil die Schüler für die Demonstrationen teilweise der Schule fernbleiben. Die Bildungseinrichtungen in NRW gingen unterschiedlich mit möglichen Schulpflichtverletzungen um. So band die Heiligenhauser Realschule die Teilnahme einer größeren Gruppe von Neuntklässlern an den Demonstrationen kurzerhand in den Erdkundeuterricht ein. Die Düsseldorfer Schulleiterin Sandra Gehrke rückte sogar mit den 3. und 4. Klassen einer Montessori-grundschule aus Garath an. Im Kreis Viersen nahm die Johannes-kepler-schule mit einer 10. Klasse im Rahmen einer Exkursion teil.
Das Ratinger Adam-josef-cüppers-kolleg und andere Schulen lehnten solche Exkursionen hingegen ab und stellten die Schulpflicht in den Vordergrund. Das Friedrich-spee-gymnasium in Geldern und andere Schulen erteilten einmalige Sondergenehmigungen. In Wesel überredeten Lehrer ihre Schüler, nur außerhalb der Unter- richtszeit zu demonstrieren. Tausende Schüler nahmen aber auch ohne elterliche oder schulische Befreiung vom Unterricht teil.
Skeptiker wie Hans-hermann Schrader vom Geschwister-scholl-gymnasium in Düsseldorf-bilk warnen vor einem gefährlichen Präzendenzfall. „Was machen wir, wenn ein Vater sein Kind wegen der Teilnahme an einer Afd-demo vom Unterricht befreien will?“, fragt der Schulleiter. Seine Amtskollegin Regine Brochhagen-klein von der Düsseldorfer Josef-beuys-gesamtschule forderte hingegen, den Blick lieber auf das Anliegen der Demonstranten zu richten.
Nrw-schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) sagte: „Ich begrüße das politische Engagement der Schülerinnen und Schüler ausdrücklich.“Allerdings: „Das Demonstrationsrecht setzt die Schulpflicht nicht außer Kraft.“Bei unerlaubtem Fehlen drohen neben einem Eintrag ins Klassenbuch in extremen Wiederholungsfällen auch Schulverweise, Ordnungswidrigkeitsverfahren oder Zwangszuführungen durch die Polizei.
Elternvertreter forderten mehr Toleranz gegenüber den Schülern. „Der schlichte Rückzug auf die schulrechtliche Würdigung dieser Proteste als Schulpflichtverletzung werden der Situation in keiner Weise gerecht“, sagte Ralf Radke von der Landeselternschaft der integrierten Schulen in NRW. Leitartikel