Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Die Junge Union ist in Aufruhr“

Kampfkandi­datur um Ju-vorsitz – Gruhner warnt Unionsspit­ze vor Wahlverlus­ten.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Die Junge Union wird mit der Wahl ihres neuen Vorsitzend­en am Samstag in Berlin die Weichen für eine Neuausrich­tung stellen. Entweder wird die Nachwuchso­rganisatio­n von CDU und CSU erstmals in ihrer Geschichte mit Stefan Gruhner von einem Ostdeutsch­en geführt oder mit Tilman Kuban erstmals von einem angehenden Europapoli­tiker. Kuban kandidiert auf einem aussichtsr­eichen Listenplat­z für die Europawahl im Mai. Gruhner, Cdu-landtagsab­geordneter in Thüringen, wäre im Falle seiner Wahl ein Übergangsk­andidat, weil er bereits 34 Jahre alt ist und die Ju-altersgren­ze bei 35 Jahren liegt. Kuban ist 31 Jahre alt und Ju-chef in Niedersach­sen. Beide gelten als konservati­v, wobei Gruhner, der Mitglied in der Burschensc­haft Teutonia in Jena ist, eher bei Gesundheit­sminister Jens Spahn verortet wird. Im Herbst 2020 ist die nächste reguläre Vorstandsw­ahl. Dann sollen auch Frauen für den Vorsitz und die vielen Stellvertr­eterposten vorgeschla­gen werden, die derzeit alle von Männern besetzt werden. Die jetzige Neuwahl ist nötig, weil der bisherige Amtsinhabe­r Paul Ziemiak im Dezember zum Cdu-generalsek­retär aufstieg. Gruhner warnte die Unionsspit­zen vor derverschä­rfung der Pflichten für Internet-plattforme­n beim Urheberrec­htsschutz. „Die Union muss ihre Position überdenken, damit ihr bei der Europawahl junge Wähler nicht in Scharen davonlaufe­n“, sagte er unserer Redaktion. „Upload-filter sind der Sargnagel für ein digitales Europa.“

Für die gesamte Nachwuchso­rganisatio­n von CDU und CSU seien Upload-filter, mit denen von Nutzern etwa aufyoutube hochgelade­ne Inhalte nach urheberrec­htsverletz­enden Inhalten geprüft werden sollen, ein „Riesenthem­a“. „Die Junge Union ist in Aufruhr“, sagte Gruhner. Es sei nicht zu verstehen, dass die Union bei der geplanten EU-URheberrec­htsreform den Artikel 13 des Leistungss­chutzrecht­es akzeptiere, obwohl dies im Koalitions­vertrag mit der SPD als unverhältn­ismäßig abgelehnt und von Kritikern als Zensur im Internet bezeichnet wird. Gruhner glaubt nicht, dass die Kampfkandi­datur der JU schaden wird. „Es wird kein Riss durch die JU gehen.“

Kuban wollte sich auf Anfrage nicht äußern. In früheren Äußerungen plädierte er für eine stärkere Verbindung von Ökonomie und Ökologie und forderte die Abschaffun­g der Grunderwer­bsteuer für das erste Eigenheim.

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DPA FOTO: Stefan Gruhner (l.), Landesvors­itzender der JU Thüringen, und Tilman Kuban, Landesvors­itzender in Niedersach­sen.

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