Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Ein 33-Jähriger leitet ab 2020 das Ballett am Rhein

Demis Volpi wird Ballettdir­ektor und Chefchoreo­graf in Düsseldorf und Duisburg. Er folgt auf Martin Schläpfer.

- VON KLAS LIBUDA

DÜSSELDORF Das Ballett am Rhein hat einen neuen Leiter: Ab der Spielzeit 2020/2021 wird der deutsch-argentinis­che Choreograf und Regisseur Demis Volpi die Kompanie der Deutschen Oper am Rhein führen. Gestern wurde der 33-Jährige im Düsseldorf­er Opernhaus vorgestell­t. Er tritt die Nachfolge von Martin Schläpfer an, der das Ballett mit seinen Spielstätt­en in Düsseldorf und Duisburg seit 2009 geprägt hatte und im kommenden Jahr ans Wiener Staatsball­ett wechselt.volpi wird an der Rheinoper Ballettdir­ektor und Chefchoreo­graf, sein Vertrag gilt für vier Jahre.

Das Ballett steht damit vor einem echten Neuanfang. Nicht nur, weil Demis Volpi vergleichs­weise jung ist, sondern auch, weil er an der Rheinoper seinen ersten Direktoren-posten überhaupt antritt. Dennoch bringe Volpi bereits reichlich internatio­nale Erfahrung mit, sagte der mit der Entscheidu­ng sichtlich zufriedene Generalint­endant der Rheinoper, Christoph Meyer. In Volpi habe man jemanden gefunden, der für das Ballett brenne.

Volpi ist in Buenos Aires geboren und hat nach eigenen Angaben mit vier Jahren zu tanzen begonnen, er ging mit 14 Jahren an die kanadische National Ballet School in Toronto und kam 2002 an die Stuttgarte­r John Cranko Schule, wo er sich zum klassische­n Tänzer ausbilden ließ. Stuttgart hielt er anschließe­nd die Treue, wechselte ans dortige Ballett und gehörte bis 2013 der Kompanie an. Anschließe­nd wurde er unter Intendant Reid Anderson Hauschoreo­graf.

Die Stellung eingebrach­t hatte ihm seine Kreation „Krabat“, ein Handlungsb­allett nach dem Roman von Otfried Preußler, das in Stuttgart zum Publikumsl­iebling avancierte. 2017 trennten sich die Wege dennoch, seitdem ist Volpi Freiberufl­er. Er choreograf­ierte Stücke von Karlsruhe bis Chicago. Mehr als 40 seiner Kreationen wurden seinen Angaben zufolge weltweit aufgeführt. Außerdem inszeniert­e er drei Opern, Cherubinis „Medea“, Mozarts „Don Giovanni“und Brittens „Tod in Venedig“.

An der Rheinoper tritt er in große Fußstapfen, mehrmals waren die rund 40 Tänzer unter Martin Schläpfers Leitung zur„kompanie des Jahres“gewählt worden.wie er sich die Zukunft des Balletts am Rhein vorstellt, mochte Demis Volpi gestern nur skizzieren. Er wolle das Repertoire pflegen, aber das Handlungsb­allett stärken, sagte er. „Ich möch- te das Repertoire um abendfülle­nde Ballette erweitern.“Schläpfer dagegen hatte Gefallen an geteilten Ballett-abenden gefunden, an denen drei Choreograf­ien gezeigt werden.

Volpi möchte zudem die Zusammenar­beit mit anderen Institutio­nen ausbauen, das wünscht sich im Übrigen auch Intendant Meyer. Denkbar sei laut Meyer auch, dass Volpi als Opern-regisseur in Erscheinun­g tritt. Volpi kann sich solche Grenzübers­chreitunge­n ebenfalls vorstellen. „Meine Mutterspra­che bleibt der Tanz“, betonte er allerdings.

Ob und wie er die Kompanie mit nennenswer­ten Zu- oder Abgängen umbauen möchte, wollte der Neue gestern nicht sagen. Er habe die Tänzer soeben erst kennengele­rnt, sagte er. Wie es um die Zukunft von Remus Sucheana steht, den Schläpfer 2014 zu seinem Co-direktor berief und zwei Jahre später die Ballettdir­ektion ganz übertrug, ist offen. Dass Sucheana nach Schläpfers Weggang die Geschäfte nicht allein weiterführ­en wird, war bereits so gut wie sicher. Nun steht die Frage im Raum, ob er untervolpi bleibt – oder geht. Demis Volpi sagt: „Wir lernen einander gerade kennen.“

 ?? FOTO: ANNE ORTHEN ?? Demis Volpi in der Oper in Düsseldorf.
FOTO: ANNE ORTHEN Demis Volpi in der Oper in Düsseldorf.

Newspapers in German

Newspapers from Germany