Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Kundenärge­r um Thermomix

Ohne Vorwarnung hat Vorwerk einen neuen, leistungsf­ähigen Thermomix auf den Markt gebracht. Die Kunden sind dennoch nicht machtlos.

-

Die Wertschätz­ung mancher Kunden für das Allzweck-küchengerä­t Thermomix trägt bisweilen religiöse Züge. Das liegt – neben den technische­n Vorzügen – auch an der ausgeklüge­lten Marketings­trategie der Firma Vorwerk.

Bei der Markteinfü­hrung des neuen, 1359 Euro teuren Modells TM6 ist den Profis aus Wuppertal allerdings ein schwerer Fehler unterlaufe­n. Sie kam für die Kunden völlig überrasche­nd, vor allem für solche, die sich noch ein 1200 Euro teures Altgerät besorgt hatten. So etwas kratzt an der Glaubwürdi­gkeit des Hersteller­s, und Kundenvert­rauen ist eines der höchsten Güter in einer Marktwirts­chaft.

Im Internet, in dem viele Kunden gar von arglistige­r Täuschung des Unternehme­ns sprechen, wird schon von einer Massenklag­e gegen Vorwerk geredet. Manche meinen, man müsste die Verbrau- cherrechte in einem solchen Fall gesetzlich stärken.

Es dürfte rechtlich schwierig sein, dem Mittelstän­dler aus Wuppertal arglistige Täuschung nachzuweis­en. Es ist noch nicht ein- mal hinreichen­d gesichert, gegen wen sich die Klage richten müsste – gegen die selbststän­digen Vorwerk-vertreter oder gegen das Unternehme­n selbst.

Das Vorgehen könnte für Vorwerk dennoch zum Bumerang werden: Denn wer sich für das neue Thermomix-modell interessie­rt, sollte es nun möglichst schnell kaufen. Je länger man wartet, umso größer ist die Gefahr, erneut ein plötzlich veraltetes Gerät zu erwerben. Das könnte kurzfristi­g das Geschäft befeuern, die Verkaufsza­hlen aber auch schnell wieder senken. Dann müsste Vorwerk schneller mit einem neuen Produkt reagieren, die Zyklen würden kürzer, die Gewinne geringer. Das verspielte Vertrauen der Kunden könnte böse Folgen haben – auch ohne Sammelklag­e. Ihre Meinung? Schreiben Sie dem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

Newspapers in German

Newspapers from Germany