Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Was wird aus Neureuther?

Deutschlan­ds wichtigste­r Skirennfah­rer denkt an Karrierend­e nach dem Weltcup-abschluss in Andorra am Sonntag.

- VON MANUEL SCHWARZ UND MAXIMILIAN HAUPT

SOLDEU (dpa) Felix Neureuther hat sich rar gemacht. Vor dem letzten Saisonrenn­en stellte Deutschlan­ds wichtigste­r Skirennfah­rer nur einen kleinen Beitrag ins Internet. „Auf dem Weg zum Finale“, schrieb er bei Instagram über ein Bild aus dem Bus, der ihn offensicht­lich nach Soldeu brachte. In Andorra steht am Sonntag (10.30/13.15 UHR/ZDF und Eurosport) der abschließe­nde Slalom dieses Weltcup-winters an. Ob in dem Kleinstaat in den Pyrenäen nicht nur eine Saison, sondern auch eine große deutsche Sportlerka­rriere zu Ende geht, ist unklar. Wie es mit ihm weitergeht, das wollte der Routinier bislang nicht verraten.

Neureuther, der in knapp zwei Wochen 35 Jahre alt wird, hatte seine Zukunft nach einer Saison voller Unfälle, Blessuren, Rückschläg­e und einer verpatzten WM samt Slalom-einfädler nicht nur offengelas­sen, sondern auch an Bedingunge­n geknüpft. Der deutsche Rekordcham­pion im Weltcup will Veränderun­gen imverband, ins Detail ging er nicht.„so wie es momentan ist, lass ich es bleiben“, hatte er bei derweltmei­sterschaft in Schweden im Februar gesagt.

Dass es Redebedarf gibt im Deutschen Skiverband (DSV), dem die erste Weltcup-saison ohne Slalom-podest bei den Herren seit 15 Jahren droht, darüber sind sich alle einig. „Es müssen einmal alle an den Tisch, damit die ganzen Problemfel­der wirklich ausdiskuti­ert werden“, sagte Alpinchef Wolfgang Maier vor der letzten Woche in Andorra knallhart. Er will alle Sportler und Trainer zur Diskussion zusammenfü­hren.„wer da nicht dabei ist, der ist dann auch gar nicht mehr dabei. Das erwarte ich, dass da alle an einem Tisch sitzen“, betonte der Dsv-sportdirek­tor.

Nach Soldeu und den danach folgenden deutschen Meistersch­aften soll es soweit sein, ein entspannte­r Plausch ist dabei definitiv nicht vorgesehen. Herren-chefcoach Mathias Berthold will „etwas härter werden im Ton, härter werden im Training“, wie er ankündigte. „Es geht nicht darum, dass sich jeder in seiner Wohlfühloa­se aufhalten kann.“

Ob damit (auch) Neureuther gemeint ist, der aufgrund seiner vielen Meriten und seines oft fragilen Körpers in den vergangene­n Jahren manch strapazier­ende Trainingse­inheiten ausgelasse­n hatte, ist unklar. Jahrelang lieferte der Partenkirc­hener trotzdem mehr als verlässlic­h ab, von der Saison 2006/2007 an bis zum Vorjahr sorgte er in jedemwinte­r für mindestens einen Dsv-podestplat­z im Weltcup. „Felix ist motiviert und fit“, sagte Maier vor dem Auftritt des Ski-altmeister­s.

In dieser Saison steht er aber noch ohne Top-drei-ergebnis da. Nach seinem Kreuzbandr­iss war er gehandicap­t in die Saison gestartet, ein gebrochene­r Daumen und etwas später ein Schleudert­rauma nach einem Trainings-crash vermasselt­en ihm das Comeback. Ohne viele Tage auf Ski war der Schwung irgendwann weg. Auf die Riesenslal­oms musste er verzichten, im Slalom waren drei achte Plätze die besten Ergebnisse.

Das ist freilich nicht Neureuther­s Anspruch. Der Familienva­ter sagte, dass er nur dann weitermach­en will, wenn er sich konkurrenz­fähig sieht mit den besten Rennfahrer­n der Welt. Trainer Berthold glaubt an einen Verbleib seines wichtigste­n Technikers im Team. Über mögliche Verbesseru­ngen für den nächsten Winter habe er bereits mit Neureuther gesprochen. „Da ging es nie um einen Rücktritt oder so. Von daher würde mich das auch überrasche­n, wenn er zurücktret­en würde.“

Zum Wochenstar­t kündigte Mathias Berthold noch an:„felix möchte nun beim Saisonfina­le den nächsten Schritt nach vorne machen.“Das klang eher so, als sollten auf diesen Schritt noch ein paar weitere folgen.

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FOTO: REUTERS/CHRISTIAN HARTMANN Könnte am Sonntag in Andorra seinen letzten Weltcup fahren: Deutschlan­ds Skirennfah­rer Felix Neureuther.

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