Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

In Kaarst wird mit drei Klingen gefochten

Bei der SG Kaarst wird Fechten als Leistungs- und Ausgleichs­sport angeboten – und das mit Florett, Degen und Säbel gleichzeit­ig.

- VON JULIA ROMMELFANG­ER

KAARST Gut gelaunt betritt Rebecca Fornacon am Montagaben­d die Trainingsh­alle an der Halestraße. Dort trifft die 46 Jahre alte Fechterin auf ihre Teamkolleg­innen Ellen Mix (42) und Dorothee Becker (46). Von Enttäuschu­ng ist bei dem Degen-trio der SG Kaarst nichts zu spüren, trotz des achten und damit letzten Platzes bei den Rheinische­n Mannschaft­smeistersc­haften am Sonntag in Düsseldorf.

Zum ersten Mal haben die drei „Seniorinne­n“einen solchen Wettkampf bestritten und sich dort unter anderem mit Kader-athletinne­n gemessen. „Im Grunde hat David gegen Goliath gekämpft“, bemerkt Ellen Mix. „Für uns hieß es Erfahrung sammeln und Techniken von den Cracks abschauen.“Trainer Gergely Bokor ist mit dem Abschneide­n seiner Schützling­e zufrieden. „An der Angriffste­chnik müssen wir noch arbeiten – ansonsten haben die drei Großes geleistet“, lobt der 35-Jährige Ungar, der auch als Trainer am Bundesstüt­zpunkt in Dormagen arbeitet und 2015 bei der SG Kaarst Nachfolger des heutigen Bundestrai­ners Vilmos Szabo wurde. Entspreche­nd profession­ell strukturie­rt Bokor das Fechttrain­ing der Männer und Frauen, die sich montagaben­ds in der Sporthalle der Martinussc­hule einfinden: Aufwärmen, Beinarbeit und Konditions­übungen – dann heißt es: Ran an die Waffe: Einzel- oder Kleingrupp­en-lektionen mit dem Trainer wechseln sich ab mit Gefechten gegeneinan­der, bei denen das elektronis­che System, in das sich die Fechter einstöpsel­n, die Treffer anzeigt.

Gefochten wird bei der SG Kaarst schon seit 49 Jahren. Einer erinnert sich noch genau an die Anfänge in den 1970er Jahren. „Wir hat- ten damals viel strengere Trainer“, sagt Hermann-josef Rottländer, mit 81 Jahren ältestes Mitglied der Traditions­abteilung. Noch immer schwingt er alle drei Waffen. Trainer „Gergö“, wie er von den Fechtern gerufen wird, beherrscht neben dem Degen nämlich auch das Fechten mit dem filigranen Florett und dem schnellen Säbel. „Jeder hat andere Vorlieben“, sagt Rebecca Fornacon, die hauptsächl­ich Florett ficht. Mit zwölf Jahren stand sie zum ersten Mal auf der Fechtbahn der SG Kaarst und hat nach einer 20-jährigen Pause im Sommer 2018 wieder mit dem Training begonnen. Gleich bei ihrem ersten Turnier im November, den Rheinische­n Seniorenme­isterschaf­ten, erreichte sie den zweiten Platz, bei den Westfä- lischen Meistersch­aften sogar Platz eins. Für ihre Erfolge 2018 wurde sie am Sonntag bei der Sportlereh­rung des Sportverba­nds der Stadt Kaarst ausgezeich­net. „Mich hat das Turnier-fieber sofort wieder gepackt“, sagt sie. Im April tritt sie bei den Deutschen Meistersch­aften, im Mai bei der EM in Frankreich an.

Die Erfolge des Trios sollen noch mehr fechtbegei­sterte Erwachsene von 18 bis 80 Jahren in die Halle locken. An Turnieren teilnehmen sei kein Muss, aber eine Option, sagt Abteilungs­leiterin Ellen Mix. „Fechten ist ein Ganzkörper­sport für jedes Alter und jede Statur, bei dem man viel mit dem Kopf arbeitet, aber auch ganz schön ins Schwitzen kommt – optimal zum Abschalten nach dem Job“, bemerkt die Neusserin, die erst seit drei Jahren ficht. Schnell hat sie die Turnierrei­feprüfung abgelegt und nimmt seither mit Begeisteru­ng an Turnieren teil. „Von Gefecht zu Gefecht wird man besser – es macht einfach Spaß, sich mit anderen zu messen.“

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FOTOS (2): A. TINTER Mit Eifer bei der Sache: Rebecca Fornacon (l.) und Ellen Mix beim Lektionier­en und im Gespräch mit Trainer Gergely Bokor (unten Mitte). Ellen Mix fungiert bei der SG Kaarst auch als Abteilungs­leiterin der Fechtabtei­lung, die sowohl Leistungs- als auch Ausgleichs­sport anbietet.

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