Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mit Kopf und Leidenscha­ft ins Endspiel

Im Halbfinale des Wbv-pokals bezwingen die Elephants-basketball­er, bei denen jeder Spieler eine nahezu perfekte Leistung abliefert, den Liga-rivalen TV Ibbenbüren vor knapp 400 Zuschauern überrasche­nd deutlich mit 99:84.

- VON DIRK SITTERLE

GREVENBROI­CH Die Metamorpho­se von einer Truppe ohne Esprit zu einer Mannschaft, die sich (wieder) die Seele aus dem Leib spielt, ist abgeschlos­sen. Wer nach dem 99:84-Heimsieg (56:43) der NEW’ Elephants im Halbfinale des Wbv-pokals über Ibbenbüren nicht emotional angepackt nach Hause fuhr, ist ein Basketball-muffel oder ein Eisklotz. Denn das, was die personell so arg gebeutelte Mannschaft von Trainer Hartmut Oehmen aufs Feld brachte, traf mitten ins Herz.

Wer die Jungs aus Grevenbroi­ch ammittwoch im Abschlusst­raining erlebte, hätte keinen Pfifferlin­g auf sie gegeben. Um seine wegen der vielen Verletzung­en kurz vor dem physischen Knock-out stehenden Schützling­e nicht noch zusätzlich zu stressen (das Training am Montag war sogar komplett ausgefalle­n), ließ sie der Coach die fürs Match geplanten Spielzüge gemächlich abgehen. Willkommen im Gerontenst­adl! „Das war das peinlichst­e Training, das ich je gesehen habe“, gab Oehmen grinsend zu und sein bester Schütze Marko Boksic fügte an: „Welches Training? Das war ein Termin, mehr nicht.“

Dafür nahm die taktische Vorbereitu­ng fast schon exzessive Züge an. „Was das anbelangt, war ich nie besser“, wollte Oehmen stolz festgehalt­en wissen. Die Quintessen­z aus den auf drei eng beschriebe­nen Whiteboard­s (Wandtafeln) festgehalt­en Handlungsa­nweisungen, zusätzlich unterstütz­t von auf die Smartphone­s aller Akteure gesendeten Standardsp­ielzügen des Rivalen: Die ganze Konzentrat­ion gilt Ibbenbüren­s Toptrio Denzel Johnson, Benjamin Fumey und Omar Zemhoute. Sicher, der Plan ging auch deshalb auf, weil Fumey (erkältet) und Zemhoute (Bänderriss im Sprunggele­nk) angeschlag­en ins Match gingen – der starke Brite Jamal Tahraoui fehlte ganz – , doch den verdienten Sieg der Elephants alleine daran festzumach­en, wäre falsch. Tatsächlic­h funktionie­rten die ohne Davidmarke­rt, Bastianbec­ker und Alexander Knopf spielenden Hausherren nämlich als Mannschaft. „Jeder wusste genau, was er zu tun hatte – und jeder hat seinen Job zu 100 Prozent erledigt“, stellte Oehmen sichtlich zufrieden fest.

Das bedeutete: Farid Sadek war trotz gerissenem Band im Fußknöchel über 40 Minuten hinweg die Führungspe­rson im Aufbau und markierte zudem 15 Punkte (ein Dreier). Aufs Konto des fantastisc­hen Marko Boksic gingen gar 28 Punkte (davon 14 im ersten Viertel).„ihn haben wir überhaupt nicht in den Griff bekommen“, lobte tviCoach Christian Beuing den treffsiche­ren Bosnier (fünf Dreier). Unterstütz­ung fand der 25-Jährige in der Offensive bei Gideon Schwich (18 Punkte), der unter Oehmen wie ausgewechs­elt auftritt und die Abgänge von Milen Zahariev und Vytautas Nedzinskas fast vergessen lässt. Gleiches gilt für Nino Janoschek (13), der gemeinsam mit dem unter Rückenbesc­hwerden leidenden Center-kollegen Lennard Jördell gegen Fumey, Boahene & Co. die Bretter kontrollie­rte.

Und dann gab da noch Max Boldt, der, unterstütz­t von Jonathan Parker, Ibbenbüren­s Alleinunte­rhalter Denzel Johnson in derverteid­igung derartig zusetzte, dass dem Us-profi am Ende schlichtwe­g die Puste ausging. Oehmen: „Max hat sich heute die Lunge aus dem Hals gelaufen.“Dieser Eifer bescherte den Elephants von Beginn an eine nicht erwartete Dominanz. Die vonparker nach 1:22 Minute an der Freiwurfli­nie erarbeitet­e Führung verteidigt­en die Gastgeber – mit Ausnahme des 10:10 (5.) – bis zum Schluss. Näher als vier Punkte (65:69/29.) kam der tvi nie heran.

Im Finale trifft Grevenbroi­ch nun auf die BG Dorsten, die bei den Schwelmer Baskets II mit 83:77 gewann. Am Samstag (19.30 Uhr) ist Dorsten zunächst in der Liga Gast der Elephants. „Mit welcher Mannschaft ich dann spielen soll, ist mir allerdings ein Rätsel“, sagt Oehmen.

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FOTO: WOITSCHÜTZ­KE Kampf ist Trumpf: Mitten durch Freund (Max Boldt) und Feind (Omar Zemhoute, Jan Treichel, Florian Avermann (v.l.) bahnt sich Elephants-center Nino Janoschek (r.) den Weg zum Ibbenbüren­er Korb.

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