Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Die Realschule ist gerettet
In einem denkwürdigen Schulausschuss gab es gleich zwei gute Nachrichten für die Eltern. Die Fünfzügigkeit der Gesamtschule wurde auf Dauer beschlossen, die Realschule in Kaarst kann eine zweite Eingangsklasse bilden.
KAARST So viele freudestrahlende Eltern waren lange nicht mehr im Schulausschuss zu sehen gewesen. Dafür gab es zwei Gründe: Erstens kann die Kaarster Realschule doch eine zweite Eingangsklasse bilden, wenn auch unter gewissen Bedingungen, gestellt von der Bezirksregierung. Und – das dürfte für viele Eltern deutlich erfreulicher gewesen sein – gab es einen einstimmigen Beschluss, die Gesamtschule fünfzügig zu führen. Eltern, die bislang noch kein Ablehnungsschreiben erhalten haben, können jetzt davon ausgehen, dass ihr Kind nach den Sommerferien einen Platz in der Gesamtschule bekommen wird.
Wolfgang Reuter (SPD) war mit dem Abstimmungsergebnis mehr als zufrieden – und nicht nur damit: „Ich bin froh über die Auflage der Bezirksregierung, die Fünfzügigkeit ab dem Schuljahr 2020/2021 festzuschreiben.“Er ist aber auch froh darüber, dass die Realschule in ihrem Bestand nicht gefährdet ist: Die „Delle“bei den Anmeldezahlen in diesem Jahr sei kleiner als erwartet gewesen. Er glaubt, dass die Zweizügigkeit in den kommenden Jahren möglich sein werde. Anke Dessel, bei der Bezirksregierung für die Realschulen im Rhein-kreis Neuss zuständig, erklärte, dass ihre Behörde von der Stadt Kaarst darge- legt haben möchte, wie die Realschule künftig attraktiver gemacht werden könne. Dieser Vorbehalt erfolgt, weil die Klassenstärke von mindestens 25 Fünftklässlerinnen und Fünftklässlern nach jetzigem Stand nicht ganz erreicht werden wird für das Schuljahr 2019/2020. Mit einer Ausnahmegenehmigung seien aber auch Klassen mit nur 22 Schülerinnen und Schülern möglich. Anke Dessel hatte aber auch eine positive Nachricht zu verkünden:„die Kaarster Realschule hat ab der Jahrgangsstufe 7 einen Hauptschulbildungsgang. Es ist unserem Ministerium daran gelegen, dass diese Schulen mit zusätzlichen Stellen unterstützt werden.“
Für das kommende Jahr stellte sie zweieinhalb neue Stellen für die Realschule in Aussicht. Ihre Prognose: „Die können mit großer Wahrscheinlichkeit auch besetzt werden.“Eine berufstätige Mutter regte an, eine bessere Nachmittagsbetreuung einzurichten – das würde mit steigenden Anmeldezahlen honoriert werden. Schulleiter Jürgen Bosse erklärte: „Es gibt eine Über-mittag-betreuung montags bis donnerstags bis 15.30 Uhr.“Dieses Angebot werde tendenziell eher von den jüngeren als von den älteren Schülern wahrgenommen. Ulrich Orlinski (CDU) sprach in Bezug auf die Einigung auf fünf Eingangsklassen bei der Gesamtschule von einem„denkwürdigen Abend“.„wir hatten nie etwas gegen die Realschule“, versicherte Anja Latrouite (Die Grünen). Was ihr auffiel: „Viele Kaarster Viertklässler wechseln auf Schulen in anderen Städten.“Ingo Kotzian (CDU) ging auf den vielzitierten Elternwillen ein, rechtfertigte die Haltung seiner Fraktion, erst jetzt einer Fünfzügigkeit der Gesamtschule zuzustimmen: „Wenn die Realschule nicht hätte weitergeführt werden können, hätte ebenfalls nicht dem Elternwillen entsprochen werden können.“Heinz Kampermann (CDU) wies darauf hin, dass es in Düsseldorf noch 13 Realschulen gebe. Sein Fazit: „Es ist Blödsinn zu sagen, die Realschulen seien auf dem absteigenden Ast.“