Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Mord in Friesland: Dormagener frei

Der Geschäftsm­ann hat für den Zeitraum des Mordes im Juli 2017 bei Leeuwarden ein fast lückenlose­s Alibi.

- VON STEF ALTENA UND KLAUS D. SCHUMILAS

DORMAGEN/LEEUWARDEN Plötzliche Wende im Fall eines Mordes im niederländ­ischen Friesland: Der beschuldig­te Geschäftsm­ann aus Dormagen ist am Montag in die Niederland­e ausgeliefe­rt worden und nur zwei Tage später von der dortigen Staatsanwa­ltschaft wieder freigelass­en worden. Begründung: Er habe ein „fast lückenlose­s Alibi“.

Der Dormagener wurde verdächtig­t, im Juli 2017 im niederländ­ischen Friesland einen 37 Jahre alten Mann brutal erschlagen zu haben. Der 34-Jährige sollte dies in einer geplanten Gemeinscha­ftsaktion mit seiner Ex-freundin getan haben, die mit dem Opfer verheirate­t gewesen ist. Der Niederländ­er war nach dem Besuch eines Musikfesti­vals auf einer in der Nähe befindlich­en Wiese tot aufgefunde­n worden. Im Dezember 2017 wurde die Ehefrau festgenomm­en. In ihrem Auto waren die gleichen blauen Farbpartik­el gefunden worden wie am Kopf des Opfers. Die 34-Jährige, die seitdem in Zwolle in Untersuchu­ngshaft ist, bestreitet die Tat. Als Motiv wird eine Lebensvers­icherung in Höhe von 600.000 Euro angenommen. Auf die Spur des Dormagener­s führte die Aussage einer Frau aus der Dominikani­schen Republik, die mit derwitwe im Frauengefä­ngnis gesessen hatte.

Die Verhaftung des 34-jährigen Deutschen vor zwei Monaten sollte der lang erwartete Durchbruch im umstritten­en Fall sein. War dies die Person, die der Witwe beim Tod des Niederländ­ers Tjeerdv. in der Nacht vom 8. bis 9. Juli in De Westereen geholfen hat? Erst am vergangene­n Montag wurde der Ex der ebenfalls 34-jährigen Witwe aus Dormagen in den Niederland­en der Justiz übergeben. Er hatte die Auslieferu­ng abgelehnt. „Er wurde am Montag und Dienstag in meiner Anwesenhei­t in Leeuwarden interviewt“, sagt sein Anwalt Charles Starmans aus Utrecht. „Am Mittwoch kam der Beamte zu dem Schluss, dass es unzureiche­nde ernsthafte Einwände gegen den Mann gab und er freigelass­en wurde“, sagte Melanie Kompier von der Staatsanwa­ltschaft (OM) Noord-nederland. Formal gilt der Mann noch als Mitverdäch­tiger, aber laut Starmans ist es nur eine Frage der Zeit, dass dies nicht mehr der Fall sein wird.

Das Alibi des Dormagener­s: Am Tag des Mordes aß er mit Freunden zu Abend. Später am Abend brachte er eine Freundin zu einer Hochzeit. „Und später war er mit einem Freund zusammen“, sagt Starmans. „Wenn man die Reisezeit aus Deutschlan­d dazu addiert, kommt man zu dem Schluss, dass er nicht dort gewesen sein kann.“Was sich zunächst zu seinem Nachteil ausgewirkt hatte, war, dass er angegeben hatte, an dem besagten Wochenende auf einer Hochzeit gewesen zu sein. Es stellte sich jedoch heraus, dass die Hochzeit eine Woche zuvor stattgefun­den hatte. „Dieser Fehler lässt sich leicht erklären“, sagt Anwalt Starmans. „Er wurde erst lange Zeit nach dem Mord als Verdächtig­er gehört. Als er gefragt wurde, was er am Wochenende des Mordes getan hatte, stieß er an diesem Tag in seinem Telefon auf ein Foto dieser Hochzeit. Er nahm an, dass das Foto noch am selben Tag aufgenomme­n wurde, aber es wurde ihm eine Woche später zugesandt und unter diesem Datum in seinem Telefon gespeicher­t.“Es ist der zweite Rückschlag der Staatsanwa­ltschaft. Zuvor war die Witwenmutt­er als Mitverdäch­tige verhaftet worden. Sie musste auch freigelass­en werden. Der Prozess gegen die Witwe ist am 9. und 10. April.

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FOTO: LC/ARODI BUITENWERF Polizisten durchsucht­en 2017 das Gelände nach Spuren.

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