Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bande soll 20 SUVS gestohlen haben

Laut der Düsseldorf­er Polizei ist ein Schlag gegen eine Bande von Autodieben gelungen. Sie sollen sich auf teure Range Rover spezialisi­ert haben, die per Chip geöffnet werden können. Der Schaden: 1,5 Millionen Euro.

- VON HELENE PAWLITZKI

Mit der Festnahme von fünf Bulgaren, von denen zwei aktuell in Untersuchu­ngshaft sitzen, ist der Polizei Ende 2018 gelungen, eine Diebstahls­serie zu beenden: Bis zum 17. Dezember verschwand­en aus Stockum und Oberkassel 20 hochwertig­e Autos – mindestens zehn von ihnen sollen die beiden 34-jährigen Täter entwendet haben, sehr wahrschein­lich mit Hilfe weiterer Komplizen in Düsseldorf und im Ausland.

Der Schauplatz der Festnahme: der Parkplatz vor dem Apollo unter der Rheinknieb­rücke. Zweieinhal­b Tage lang steht dort Ende des vergangene­n Jahres ein Range Rover. Dann, am 20. Dezember gegen 13 Uhr, fährt ein Auto mit bulgarisch­em Kennzeiche­n vor. Drinnen sitzen drei Männer und eine Frau. Einer der Männer steigt aus, läuft direkt auf den Range Rover zu, hantiert am Fahrzeug, will losfahren. In diesem Moment schlagen die Zivil- fahnder der Düsseldorf­er Polizei zu: Sie stellen sowohl den Mann im Range Rover als auch die Insassen des bulgarisch­en Autos.

Alle gestohlene­n Fahrzeuge waren Range Rover, ausgestatt­et mit Keyless-go-technologi­e, bei der ein Chip dem Auto signalisie­rt, dass der Fahrer in der Nähe ist. Ein Zündschlüs­sel ist nicht mehr nötig, das Auto startet auf Knopfdruck. Doch die Technik ist anfällig – das machen sich hochspezia­lisierte Autodiebe zunutze. Mit einem sogenannte­n Keyscanner postieren sie sich möglichst nahe an dem Ort, wo sie den Schlüsselc­hip vermuten. Ein Komplize nähert sich mit einem Carscanner dem Auto. Die Funkwellen des Chips werden verlängert – das Auto lässt sich öffnen und starten. Die Diebe fahren davon.

„Das Problem der Diebe ist, dass die Autos sich nur einmal starten lassen“, sagte Kriminalha­uptkommiss­arin Martina Sandfort, Expertin für Kfz-diebstahld­elikte. „Sie müssen das Auto also irgendwo hinstellen und technisch umrüsten, um es dann weiterfahr­en und verkaufen zu können.“

Genau das taten auch die mutmaßlich­en Diebe der 20 gestohlene­n SUVS nach Überzeugun­g der Staatsanwa­ltschaft: Sie stellten die Autos irgendwo in Düsseldorf ab und bauten das Keyless-modul aus, das auf den Chip reagiert. Dann verschickt­en sie es ins Ausland – per Post. Dort wurde das Modul umgerüstet und ein neuer Schlüsselc­hip programmie­rt. „Nach drei oder vier Tagen sind die Module wieder da“, sagt Sandfort. Die Festnahme am 20. Dezember gelang, weil die Ermittler das gestohlene Auto orten und beobachten konnten, bis die Täter zurückkehr­ten.

289 Autos werden jedes Jahr in Düsseldorf gestohlen. Den Besitzern von Autos mit Keyless-go-technologi­e rät die Polizei, ihre Schlüsselc­hips in Blechdosen mit Deckel aufzubewah­ren. Diese blockieren die Funkwellen. „Man sollte außerdem bei einem so teuren Auto auch noch ein paar tausend Euro in Ortungstec­hnologie investiere­n“, sagt Sandfort. Dann habe die Polizei eine Chance, das Fahrzeug zu finden, wenn es gestohlen werde. Immerhin: Sechs von 20 der Ende 2018 gestohlene­n Autos haben ihrenweg zum Besitzer zurückgefu­nden.

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Kfz-kommissari­n Marion Sandfort mit einem Keyless-go-modul. Die Diebe bauen es aus, um es im Ausland umrüsten zu lassen.

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