Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Ausstand mit Anstand
Ein Jobwechsel bringt den Abschied aus der alten Firma mit sich – und den sollte man möglichst harmonisch gestalten.
ABSCHIED AUS DEM UNTERNEHMEN
Der alte Job ist gekündigt, der neue Vertrag unterschrieben – genau die richtige Gelegenheit, um in einer Rundmail gehörig über Firma und Vorgesetzte herzuziehen? „Lieber nicht“, sagt Michael Felser, Fachanwalt für Arbeitsrecht aus Brühl bei Köln. In so einem Fall könne die fristlose Kündigung folgen. „Besser ist, man verhält sich vernünftig – wer weiß, wann man sich wieder begegnet.“Eine geordnete Übergabe an den Nachfolger gehöre ebenfalls dazu.
Doch wie verabschiedet man sich von Kollegen und Vorgesetzten auf gelungene Art und Weise? „Das kommt darauf an, ob man freiwillig geht oder nicht“, sagt Alexandra Gilde von der Firma stg – die Mitarbeiterberater, die be- triebliche Sozialberatung und Newplacement anbietet. „Wer vom Werksschutz vom Unternehmensgelände geführtwird, entwickelt sicher einen Groll und will sich nicht mehr mit einem klassischen Ausstand verabschieden.“In aller Regel ist man dann auch freigestellt und kann maximal noch seine persönlichen Sachen aus dem Büro holen.
Trotzdem sollte man versuchen, mit der Situation abzuschließen. „Sonst verfolgt einen das innerlich weiter.“Das gilt auch, wenn Mitarbeiter eines Unternehmens wegen eines Stellenabbaus gehen müssen. „Man muss den Mut aufbringen, sich mit der Situation auseinanderzusetzen“, meintgilde. Das gelte in fast allen Fällen, in denen die Kündigung von Seiten des Arbeitgebers kommt. Egal, ob es einen Aufhebungsvertrag gibt oder ein Anwalt eingeschaltet wird.
Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass nur eine Funkti- on beendet wird.„davon muss man die emotionale Ebene und die persönliche Komponente trennen“, empfiehlt Gilde.
Mit Weiterbildungen Fachkräfte anziehen
(tmn) Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, bieten viele Unternehmen besondere Leistungen an – am häufigsten Weiterbildungen. Darauf setzen etwa zwei von drei Unternehmen (64 Prozent), wie eine Umfrage von Bitkom Research unter Geschäftsführern und Personalverantwortlichen zeigt. Platz zwei der populärsten Maßnahmen, um Personal zu gewinnen, teilen sich Jobtickets für Bus und Bahn sowie ein Smartphone, Tablet oder Computer der neuesten Generation (je 49 Prozent). Auf betriebliche Altersvorsorge (13 Prozent), Maßnahmen zur Gesundheitsförderung (zwölf Prozent) oder berufliche Auszeiten (neun Prozent) als Anreize greifen vergleichsweise weniger Unternehmen zurück. Im Auftrag des It-branchenverbandes Bitkom waren 855 Geschäftsführer und Personalverantwortliche befragt worden.
Komplimente K ut fürs Arbeitsklima Kg sind
(tmn) Die Angst vor einem peinlichen Missverständnis hindert viele Menschen daran, Komplimente zu verteilen. „Das ist fatal“, sagt die Wirtschaftspsychologin Eva Schulte-austum. Denn regelmäßige Wertschätzung stärkt das Vertrauen und verbessert das Arbeitsklima. „Tatsächlich ist das, was wir konkret sagen, gar nicht so entscheidend. Viel wichtiger ist, wie wir es sagen.“Sie rät, einem Kollegen oder Mitarbeiter regelmäßig ein ehrliches und persönliches positives Feedback zu geben. Zum Beispiel so: „Danke, dass du diese Aufgabe für mich gestern so super übernommen hast.“ Das heißt, dass der Job zwar Vergangenheit sei, Bekanntschaften aber nicht unbedingt enden müssen. Es sei immer klug, die Beziehungen zu halten und Netzwerke weiter zu pflegen, rät auch die Personalberaterin undautorindoris Brenner.wenn es die Möglichkeit gibt, sollte man nicht einfach verschwinden und wortlos gehen. „Man nimmt sich damit selbst die Chance des Abschieds.“
Einen Ausstand mit Kuchen sollte es geben und, wenn es in die Firmenkultur passt, auch eine kleine Abschiedsgeste. „Ein Piccolo mit einem selbst gemachten Etikett zum Beispiel, auf demein Dank für die gute Zusammenarbeit und die persönlichen Kontaktdaten stehen – mit demhinweis, dass man gerne im Kontakt bleiben möchte“, schlägt Brenner etwa vor. Das gilt auch, wenn ein Arbeitnehmer selbst kündigt.
Keinen Platz hat an dieser Stelle das Nachtreten gegen Vorgesetzte oder die Firma: „Der Ausstand ist nicht die Gelegenheit, um Frust abzulassen oder dem Chef vor versammelter Mannschaft all das zu sagen, was man sich vorher nicht getraut hat“, sagt Brenner. Kleine Anekdoten seien in Ordnung – wenn sie zum Lächeln animieren. „Bitterkeit oder Ärger dürfen sie hingegen nicht verursachen.“
Und wenn die Kollegen oder Vorgesetzten zu sticheln beginnen? „Ruhig bleiben“, raten die Experten. Das Sticheln sei ein Zeichen von Betroffenheit, Enttäuschung, manchmal auch Neid. „Viele Kollegen bewundern den Gehenden, dass er den Mut hat, diesen Schritt zu tun, sie selbst jedoch nicht“, sagt Brenner. Also gilt: Freundlich sein und auf das Abenteuer der neuen Stelle verweisen. „Auch hier sollte man sich im Vorfeld schon überlegen, welche Informationen man preisgeben will und darf“, sagt Gilde.
Arbeitsrechtlich hat man jede Menge Freiheiten, sagt Anwalt Felser: „Man darf sowohl über die Gründe für den Jobwechsel sprechen als auch über das alte und das neue Gehalt.“Kollegen abwerben darf dagegen niemand. „Das ist erst nach dem letzten Arbeitstag erlaubt.“Wann man die eigene Kündigung bekannt gibt, spricht man am besten mit den Vorgesetzten ab. „Insbesondere für die externe Kommunikation bei Kunden und Geschäftspartnern sollte mit dem Arbeitgeber eine klare Regelung bestehen“, sagt Brenner.