Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Möglichkeiten bleiben ungenutzt
Fast jeder Hersteller baut jetzt E-autos, wie der Autosalon in Genf zeigt. Nur sieht man das den Neuheiten kaum an. Dabei könnte das Design von Batterieautos völlig neu gedacht werden.
Alles auf Akku getrimmt: Die Hersteller übertrumpfen sich auf dem diesjährigen Genfer Autosalon, der am Sonntag endet, gegenseitig mit neuen Elektroautos. Doch die Fahrzeuge sehen oft aus wie immer – nur Details deuten darauf hin, dass kein Verbrenner mehr werkelt. Warum das so ist, erläutert Designprofessor Paolo Tumminelli von der Technischen Hochschule Köln auf einem Rundgang durch die Hallen des Palexpos.
Dass die gestalterischen Möglichkeiten, die sich dank der E-mobilität beim PkwBau bieten, längst nicht ausgeschöpft werden, zeigt zum Beispiel der Peugeot 208. Der Kleinwagen kommt als Stromer und konventionell befeuerte Version in den Handel. Nebeneffekt: Die Batterieversion unterscheidet sich im Design nicht von den anderen Varianten. Selbst die Ladebuchse für die Antriebsbatterie verbirgt sich hinter der Tankklappe. Tumminelli kniet sich vors Auto und streicht mit den Händen über die Motorhaube und den Grill: „Riesig, dabei braucht die E-technik gar nicht so viel Platz für Motor, geschweige denn Kühlung.“Er weist auf die Pfeilgrafik der Front hin. „Für sich ein gelungenes, obgleich aggressives Kleinwagendesign, doch völlig losgelöst vom Antrieb.“
Die Kernfrage für den Designexperten ist: „Übernehmen wir den erlernten Designcode aus über 130 Jahren Auto-
Zeit im Auto sinnvoll nutzen
(tmn) Gegen Stress beim Pendeln bauen Autofahrer am besten einen ausreichend großen Zeitpuffer ein. Das schone die Nerven bei Staus, schlechtem Wetter oder langer Parkplatzsuche, so der Tüv Süd. Denn mit unvorhergesehenen Dingen sei immer zu rechnen. Entspannende Musik kann ebenfalls gegen sich aufbauenden Frust oder Stress helfen. Mit Hörbüchern, Sprachkursen oder Podcasts können Pendler die Zeit am Steuer zugleich sinnvoll nutzen. Empfehlenswert seien auch Fahrgemeinschaften.
Gebrauchtwagenkauf besser mit Begleitung
(tmn) Wer sich einen Ge- brauchtwagen kaufen will, nimmt zur Besichtigung einen möglichst kundigen Begleiter mit. Durch das Vier-augen-prinzip sinke das Risiko, sich blenden zu lassen, rät die Expertenorganisation Dekra. Interessenten sollten sich auch das Serviceheft anschauen, ob es Hinweise auf regelmäßige Wartung gibt. Noch besser allerdings sind dafür konkrete Rechnungen mit Auflistungen geeignet. geschichte und übertragen ihn auf den Elektroantrieb?“Oder eben nicht – denn andererseits bestehe die Chance, ein völlig neues Architekturkonzept für das E-auto zu entwickeln. Batterieautos besäßen nur noch ein Drittel der mechanischen Elemente eines Pkw mit Verbrenner. Getriebe, Kupplung, Einspritzpumpe oder Auspuff? Im Stromer überflüssig. „Wenn man vorn keinen gro- ßen Motor mehr hat, braucht man auch keine riesige Motorhaube oder einen riesigen Kühlergrill“, erläutert Tumminelli. Hersteller wie Hyundai beim Ioniq oder Tesla beim Model 3 deuten den Grill nur noch durch eine Fläche an. Doch es ginge weit mehr. Die ganze Architektur des E-autos ließe sich neu definieren. Schritte in diese Richtung könnten mit einer eigenen elektrischen Mar- ke einfacher umzusetzen sein. Nach dem Motto: „Ich verschrecke meine alten Kunden nicht, bediene aber neue mit einem neuen Konzept.“So etwas versucht Volvo gerade mit seinem Elektro-ableger Polestar.
In Genf zeigen die Schweden den Polestar 2, der ab 2020 gebaut wird. „Im Vergleich zum normalen Volvo-programm ist er zwar etwas reduzierter ge- staltet“, sagt Tumminelli. Aber konzeptionell eher gewöhnlich, lautet sein Fazit. Weit experimentierfreudiger geht Citroën mit dem Ami One Concept vor: ein 2,50 Meter langes, nahezu würfelförmiges Vehikel ohne Motorhaube und Kühlergrill, das mit maximaler Innenraumausnutzung wirbt, gedacht fürs Carsharing. „Das senkrechte Box-design schafft Platz im Innen- raum“, erklärt der Professor. Die eher schlechte Aerodynamik spiele bei geringem Tempo in der Stadt eine untergeordnete Rolle. Wichtiger seien dort die kompakten Ausmaße.
Beim Ami One haben die Designer die Freiräume der E-MObilität genutzt, Überflüssiges weggelassen und eine pragmatische Form der Mobilität gefunden, findet Tumminelli. Doch der Ami One ist bislang nur ein Konzeptauto.
VW erinnert mit dem knuddeligen ID Buggy an Strandautos der 1960er Jahre und will mit ihm die Flexibilität seiner Elektroplattform unter Beweis stellen, auf der dieser Buggy fußt. Für Tumminelli kein schlechter Schachzug. Der Buggy strahle Sympathie und Freude aus, erinnere an unbeschwerte Hippiezeiten. „Damit will VW sein Image aufpolieren.“Doch weiter gedacht, könne das Konzept auch als kompaktes, leises und reduziertes Fortbewegungsmittel für die Stadt dienen “
E-autos haben ein sauberes Image, können aber auch für irre Performance stehen, wie das Sprintvermögen mancher Stromer zeigt. Oft ist beim Design jedoch nur einer der beiden Aspekte umgesetzt. Beispiel: der Q4 e-tron, mit dem Audi auf ein Suv-serienmodell von 2020 blickt. Für Tumminelli ist die aggressive Front ein echter Hingucker.
Dass viele Autohersteller die neuen Gestaltungsmöglichkeiten kaum ausschöpfen, hat laut Paolo Tumminelli viel mit alten Gewohnheiten zu tun – vor allem beim Kunden. Die Euphorie in Sachen Technologie sei zwar groß, die Strategie beim Fahrzeugdesign dafür aber oft konservativ: „Beunruhigen wir nicht den Kunden, stellen ihn nicht vor schwierige Entscheidungen und machen Autos, die ihm vertraut vorkommen.“Schließlich gehe es auch um Fragen der Markenidentität, die die Hersteller nicht leichtsinnig aufs Spiel setzen wollen.
FAHRBERICHT