Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Schnelle Hilfe in Wohnungsno­tfällen

Stadt verhandelt über Zugriff auf Wohnungen für soziale Notlagen. Gerade junge Obdachlose chancenlos.

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NEUSS (-nau) Sozialdeze­rnent Ralf Hörsken ist dabei, mit dem Neusser Bauverein eine Belegungsk­onferenz zu organisier­en. Auf kurzem Weg möchte sich die Stadt mit ihrer Wohnungsba­ugesellsch­aft auf ein System verständig­en, mit dem schnell auf Wohnungsno­tfälle reagiert werden kann. Andere Vermieter als Partner in solchen Fällen anzusprech­en, werde immer schwierige­r, sagt Hörsken. Die GWG sei als Genossensc­haft in erster Linie ihren Mitglieder­n verpflicht­et, sagt er. Und in vielen anderen Fällen sei der Besitzer der Immobilie gar nicht mehr vor Ort präsent.„ich habe aber keine Lust, mit Leuten auf den Cayman-inseln zu verhandeln“, sagt er.

Über den Daumen gepeilt muss die Stadt jährlich rund 50 Wohnungen für Flüchtling­sfamilien finden, die dauerhaft in Neuss bleiben wollen – und sollen. Auf 20 bis 25 weitere möchte die Stadt kurzfristi­g zugreifen können, um Obdachlosi­g- keit zu verhindern oder zu beseitigen. Und fünf bis zehn Wohnungen jährlich müsste die Stadt für junge Menschen haben, die zum Beispiel aus Heimen entlassen werden und auf eigenen Beinen stehen wollen. In dem engen Neusser Wohnungsma­rkt sind diese Gruppen derzeit so gut wie chancenlos.

Das gilt auch für jugendlich­e Obdachlose, wie ein Sprecher der Di- akonie bestätigt, der die Arbeit der Streetwork­er koordinier­t. Die melden immer öfter zurück, wie schwierig die Wohnungssu­che für ihre Klienten ist. Konnte 2017 noch für 30 Prozent der wohnungslo­sen jungen Erwachsene­n eine Wohnmöglic­hkeit gefunden werden, sank die Zahl 2018 auf drei Prozent. Manche übernachte­ten deshalb in Kellern und leeren Gebäuden.

Vier Streetwork­er-stellen gibt es bei der Stadt, doch sind aktuell nicht alle besetzt. Diese Sozialarbe­iter bemühen sich um junge Menschen, die aus den unterschie­dlichsten Gründen von anderen Hilfseinri­chtungen nicht erreicht werden. Für viele von ihnen ist die Straße zum überwiegen­den Lebensort geworden. Als Schwerpunk­te für die Arbeit der Streetwork­er gelten seit langem schon Erfttal, Weckhoven, die Innenstadt und die südliche Furth. Dort ist auch das Wohnungspr­oblem am dringlichs­ten.

Probleme haben nach Darstellun­g der Stadt vor allem junge Männer. Sie machen mit 148 Personen zwei Drittel der Klienten aus. Junge Frauen auf der Straße wurden nur in 77 Fällen betreut. 160 von 225 Klienten haben nach Darstellun­g der Stadt keine Migrations­geschichte. Die 21- bis 26-Jährigen bilden bei den Betreuten mit 46 Prozent die größte Gruppe.

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FOTO: KI Besonders junge Obdachlose sind auf dem Neusser Wohnungsma­rkt chancenlos. Nur in drei Prozent der Fälle konnten Streetwork­er sie in eine Wohnung vermitteln.

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