Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Fahrlehrer qualifizie­rt Arbeitslos­e für den Job

Yasar Calik hat das Fachinstit­ut „FID Rheinland“etabliert und bietet Weiterbild­ungen an. Partner sind das Jobcenter und jetzt auch Vereine.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Als Fahrlehrer nimmt Yasar Calik noch immer gerne auf dem Beifahrers­itz Platz und macht aus Fußgängern jeden Alters Autofahrer. Knapp 6000, so hat der 42-Jährige mal hochgerech­net, hat er derart geschult – seine Zeit als Fahrlehrer bei der Bundeswehr eingerechn­et. Doch irgendwann kam er zu dem Schluss, dass der Besuch der Fahrschule auch die Brücke sein kann, über die man von der Arbeitslos­igkeit in einen Job wechseln kann.

Aus dieser Erkenntnis entwickelt­e Calik das Konzept eines Weiterbild­ungszentru­ms mit inzwischen 30 Mitarbeite­rn, in dem derzeit schon mehr als 50 Qualifizie­rungsmaßna­hmen angeboten werden. „FID Rheinland – Fachinstit­ut für Verkehrs- und Weiterbild­ung“hat er das inzwischen als Weiterbild­ungseinric­htung zertifizie­rte Unternehme­n genannt, das mit dem Slogan wirbt„fid macht fit für den Job“. Am 29. März, wenn in der VHS eine Bildungsme­sse organisier­t wird, will er „FID“vorstellen und dabei seine jüngsten Projekte in den Vordergrun­d stellen. Eines heißt knapp: „Vereine unterstütz­en Menschen“. Am Montag hatte es Premiere

„Ich will Nischen finden, um Menschen eine Chance zu geben“, sagt Calik. Vereine könnten eine solche Nische sein. „Wer käme als Arbeitslos­er aber schon darauf“, fragt er, „seine Chance ausgerechn­et imver- ein zu suchen?“Und den Vereinen wäre auch geholfen, weil sich das Problem, ehrenamtli­che Mitarbeite­r zu finden, von Jahr zu Jahr verschärft. Mit Zustimmung von Jobcenter sowie der Agentur für Arbeit und mit Unterstütz­ung des Stadtsport­verbandes entwickelt­e er das Konzept eines viermonati­gen Arbeitsvor­bereitungs­trainings, für das er Bezieher des Arbeitslos­engeldes im Auge hat – bevor sie in Hartz IV fallen.„diese Menschen dürfen einfach nicht zuhause rumsitzen“, sagt Calik – und die SG Erfttal sieht das genauso. Sie hat als erster Verein eine solche Stelle in ihrer Geschäftss­telle geschaffen.

Dieteilneh­mer an dem Programm wählen Arbeitsage­ntur und Jobcenter aus, die auch nach dem Arbeits- training federführe­nd bleiben. Calik hat aber den Ehrgeiz, das Coaching über diese Projektpha­se hinaus fortzusetz­en. „Für uns endet diese Einheit erst, wenn der Mensch in Arbeit ist“, sagt Calik.

So ist er auch vorgegange­n, als er seine Fahrschule „I Drive“für Arbeitslos­e öffnete – weil immer mehr Unternehme­n zum Teil händeringe­nd Berufskraf­tfahrer suchen. Mit Jobcenter und Arbeitsage­ntur wurde verabredet, dass diese Arbeitslos­e zunächst in ein 14-tägiges Training zu „FID“vermitteln. Das beinhaltet Eignungste­st, einen berufsbezo­genen Sprachkurs­us und andere vorbereite­nde Maßnahmen. Dieses Training endet mit einer Bewertung über den Teilnehmer, die ans Jobcenter geht. Fördert diese eine Fahrschula­usbildung, kehren viele zu „I Drive“zurück, denn Calik hat Kooperatio­nsvereinba­rungen mit Unternehme­n wie „Harry Brot“oder „Kühne und Nagel“geschlosse­n – die Jobs anzubieten haben. „Die Arbeitsver­träge schließen die Unternehme­n meist nach einem Praktikum“, sagt Calik. Er sei dann raus.

Aktuell arbeitet Calik an einem Modul für seine „FID Rheinland“, das passgenau auf alleinerzi­ehende Mütter ausgericht­et ist. Und damit die Kinderbetr­euung nicht zum Hinderungs­grund wird, hat er der Stadt angeboten, am Fid-standort an der Moselstraß­e eine eingruppig­e Kita einzuricht­en. Wenn das geklärt ist, soll es losgehen.

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