Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Fahrlehrer qualifiziert Arbeitslose für den Job
Yasar Calik hat das Fachinstitut „FID Rheinland“etabliert und bietet Weiterbildungen an. Partner sind das Jobcenter und jetzt auch Vereine.
NEUSS Als Fahrlehrer nimmt Yasar Calik noch immer gerne auf dem Beifahrersitz Platz und macht aus Fußgängern jeden Alters Autofahrer. Knapp 6000, so hat der 42-Jährige mal hochgerechnet, hat er derart geschult – seine Zeit als Fahrlehrer bei der Bundeswehr eingerechnet. Doch irgendwann kam er zu dem Schluss, dass der Besuch der Fahrschule auch die Brücke sein kann, über die man von der Arbeitslosigkeit in einen Job wechseln kann.
Aus dieser Erkenntnis entwickelte Calik das Konzept eines Weiterbildungszentrums mit inzwischen 30 Mitarbeitern, in dem derzeit schon mehr als 50 Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden. „FID Rheinland – Fachinstitut für Verkehrs- und Weiterbildung“hat er das inzwischen als Weiterbildungseinrichtung zertifizierte Unternehmen genannt, das mit dem Slogan wirbt„fid macht fit für den Job“. Am 29. März, wenn in der VHS eine Bildungsmesse organisiert wird, will er „FID“vorstellen und dabei seine jüngsten Projekte in den Vordergrund stellen. Eines heißt knapp: „Vereine unterstützen Menschen“. Am Montag hatte es Premiere
„Ich will Nischen finden, um Menschen eine Chance zu geben“, sagt Calik. Vereine könnten eine solche Nische sein. „Wer käme als Arbeitsloser aber schon darauf“, fragt er, „seine Chance ausgerechnet imver- ein zu suchen?“Und den Vereinen wäre auch geholfen, weil sich das Problem, ehrenamtliche Mitarbeiter zu finden, von Jahr zu Jahr verschärft. Mit Zustimmung von Jobcenter sowie der Agentur für Arbeit und mit Unterstützung des Stadtsportverbandes entwickelte er das Konzept eines viermonatigen Arbeitsvorbereitungstrainings, für das er Bezieher des Arbeitslosengeldes im Auge hat – bevor sie in Hartz IV fallen.„diese Menschen dürfen einfach nicht zuhause rumsitzen“, sagt Calik – und die SG Erfttal sieht das genauso. Sie hat als erster Verein eine solche Stelle in ihrer Geschäftsstelle geschaffen.
Dieteilnehmer an dem Programm wählen Arbeitsagentur und Jobcenter aus, die auch nach dem Arbeits- training federführend bleiben. Calik hat aber den Ehrgeiz, das Coaching über diese Projektphase hinaus fortzusetzen. „Für uns endet diese Einheit erst, wenn der Mensch in Arbeit ist“, sagt Calik.
So ist er auch vorgegangen, als er seine Fahrschule „I Drive“für Arbeitslose öffnete – weil immer mehr Unternehmen zum Teil händeringend Berufskraftfahrer suchen. Mit Jobcenter und Arbeitsagentur wurde verabredet, dass diese Arbeitslose zunächst in ein 14-tägiges Training zu „FID“vermitteln. Das beinhaltet Eignungstest, einen berufsbezogenen Sprachkursus und andere vorbereitende Maßnahmen. Dieses Training endet mit einer Bewertung über den Teilnehmer, die ans Jobcenter geht. Fördert diese eine Fahrschulausbildung, kehren viele zu „I Drive“zurück, denn Calik hat Kooperationsvereinbarungen mit Unternehmen wie „Harry Brot“oder „Kühne und Nagel“geschlossen – die Jobs anzubieten haben. „Die Arbeitsverträge schließen die Unternehmen meist nach einem Praktikum“, sagt Calik. Er sei dann raus.
Aktuell arbeitet Calik an einem Modul für seine „FID Rheinland“, das passgenau auf alleinerziehende Mütter ausgerichtet ist. Und damit die Kinderbetreuung nicht zum Hinderungsgrund wird, hat er der Stadt angeboten, am Fid-standort an der Moselstraße eine eingruppige Kita einzurichten. Wenn das geklärt ist, soll es losgehen.