Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
Neues Gewerbegebiet ein „Sündenfall“?
Die Neuss Agenda protestiert gegen Pläne für ein neues Gewerbegebiet an der Morgensternsheide. Nach Ansicht der Initiative verbraucht die Stadt zu viele Naturflächen für Gewerbeansiedlungen.
NEUSS Der neue Flächennutzungsplan soll nach Auskunft des Planungsdezernenten Christoph Hölters ein Maßanzug sein, der der Stadt bis 2030 passen soll. Mit 294 Hektar, die darin für Wohnen und Gewerbe neu ausgewiesen werden sollen, ist dieser aber nach Ansicht des Forums Stadtentwicklung arg luftig geschnitten. Das Forum der Neuss Agenda schlägt deshalb ein paar „Abnäher“vor, damit in der Summe nicht mehr als 226 Hektar neu verbraucht werden.
Dokumentiert hat das Forum sein eigenes „Schnittmuster“in einer Broschüre, die es jetzt den Fraktionen zugestellt hat. Als abschließende Stellungnahme und Beitrag zu einer Diskussion, die zwar schon am Donnerstag (21.) im Planungsausschuss fortgesetzt werden soll, bislang aber zu diesen umstrittenen Punkten noch zu keinem Ergebnis geführt hat. „Dass die Bürger überall aufstehen, zeigt nur, dass es immer enger wird“, sagen die Forumssprecher Heinz Hick und Roland Kehl. Damit müsse sich die Politik auseinandersetzen, gute Lösungen suchen und – so Kehl – „am Ende den Restwiderstand auch aushalten“. Eine Lösung, die niemandem weh tut, sieht auch das Forum im Ballungsraum Neuss nicht mehr; erst recht nicht beim Thema Gewerbe.
Dem Flächennutzungsplan würde das Forum Stadtentwicklung gerne eine Präambel voranstellen. Darunter verstehen Hick und Kehl Ziele und Leitlinien für die Stadtentwicklung, auf die sich Politik und Verwaltung verständigen. In diesem Sinne stehe auch noch die Diskussion der Frage aus, auf welche Größe die Neusser Bevölkerung anwachsen soll. „Wollen wir die Entwicklungs- stadt für Düsseldorf sein?“, fragt Kehl. Das Forum selbst hat sich festgelegt und ist bei seinen Überlegungen von 160.000 Köpfen als Obergrenze ausgegangen.
Seine Anmerkungen zum Wohnungsbau der Zukunft hat die Neuss Agenda schon vor einem Jahr im Beteiligungsverfahren ganz förmlich zu Protokoll gegeben. Weil es dazu bis heute keine Antwort gab, greift das Forum seine Vorschläge noch einmal auf. 161 Hektar glaubt die Stadt für Wohngebiete ausweisen zu müssen, die Agenda allerdings ist überzeugt, dass 41 davon nicht benötigt werden. Einmal, weil viele der 5860 Wohneinheiten, die bis 2030 benötigt werden, auf die Bedürfnisse der wachsenden Zahl kleiner Haushalte ausgerichtet sein müssen. Vor allem aber, weil flächensparendes Bauen – neben einer weiteren Innenverdichtung – heißt, in die Höhe zu bauen. Den Anteil der Grundfläche für den Geschosswohnungsbau würde das Forum von 64 auf 75 Prozent anheben. „Kein gewaltiger Schritt“, sagt Kehl.
Auch bei den benötigten Flächen für Gewerbe rechnet das Forum anders als die Stadt, die 133 Hektar im Stadtplan der Zukunft dafür reservieren will. Das Forum glaubt, mit 106 Hektar auskommen zu können – von denen zehn Hektar auf den Konversionsflächen (Altstandort Pierburg, ehemalige Schraubenfabrik und „Eternit“) entstehen könnten. Das Gutachten, das die Stadt anfertigen ließ, lehnt das Forum ab. Dabei sei nur der Flächenbedarf der Vergangenheit mit ihrer Hochkonjunktur linear in die Zukunft verlängert worden. Aber linear verläuft das Leben selten. So kommt das Forum zu dem Schluss: Holzheim-südwest wird kleiner – und auf ein Gewerbegebiet Morgensternsheide ganz verzichtet. Das, sagen Kehl und Hick, „wäre ein Sündenfall“.