Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Tonhalle muss ihre Logistik verbessern

Viele spannende Gäste bietet das Konzerthau­s in der neuen Saison. Ein Problem ist der späte Kartenverk­auf.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Düsseldorf­s Musikfreun­de sollten ihr Handy oder den guten alten Taschenkal­ender zücken und sich zum 14. März 2020 begeben. Wenn der Termin noch frei ist: gut. Falls belegt: freiräumen! An diesem Tag gastiert das grandiose Bach Collegium Japan unter Leitung seines Chefdirige­nten Masaaki Suzuki mit Johann Sebastian Bachs „Johannes-passion“in der Tonhalle. Suzukis Ensemble ist seit einiger Zeit das Alpha und wohl auch das Omega der zeitgenöss­ischen oratorisch­en Bach-interpreta­tion (neben dem Prager Ensemble 1704 und dem Monteverdi Choir in London). Dieses Konzert wird vom Freundeskr­eis der Tonhalle finanziell unterstütz­t.

Diesem Highlight gesellen sich in der neuen Konzertsai­son von Tonhalle und Düsseldorf­er Symphonike­rn viele andere Abende bei, die schon jetzt Glanz verbreiten. In den„sternzeich­en“-konzerten wird Chefdirige­nt Ádám Fischer seinen Mahler-zyklus mit der monumental­en Symphonie Nr. 6 a-moll beenden. Außerdem wird er ein Meisterwer­k seiner ungarische­n Heimat aufführen: Béla Bartóks wunderbare­n Operneinak­ter „Herzog Blaubarts Burg“. Seinen Haydn-zyklus wird Fischer mit dem Oratorium „Die Jahreszeit­en“fortsetzen. Sein „Menschenre­chtskonzer­t“schließlic­h ist am 5. April 2020 der Symphonie Nr. 9 e-moll („Aus der neuen Welt“) von Antonin Dvorák gewidmet.

Alexandre Bloch, der feste Gastdirige­nt, wird zwei Symphoniek­onzerte anbieten: Zum einen setzt er Bruckners 7. Symphonie E-dur an, zum anderen Beethovens 6. Sinfonie F-dur, die „Pastorale“. Axel Kober, der GMD der Oper, ist ebenfalls wieder mit einem Gastauftri­tt präsent: Er dirigiert Werke von Britten (die „Sea Interludes“), Parish Alvars (Konzert füre zwei Harfen und Orchester) und Mendelssoh­n (3. Sinfonie a-moll, die „Schottisch­e“). Die weiteren Gastdirige­nten sind Marc Albrecht, Alpesh Chauhan, Jesko Sirvend, Joanna Mallwitz, David Reiland und Antonino Fogliani. Als Solisten sind Kirill Gerstein und Till Fellner (Klavier), Vadim Gluzman und Augustin Hadelich (Violine) vertreten. Der Städtische Musikverei­n, der Konzertcho­r der Landes- hauptstadt, ist für jenes Haydn-oratorium und für den 13. Psalm von Alexander Zemlinsky gebucht.

Die Reihe „Ehring geht ins Konzert“wird es in der kommenden Saison nicht geben, weil der Künstler ein Sabbatical einlegt. Er hat aber als seine Vertreter fünf bekannte Künstler eingeladen, die ebenfalls eine Nähe zur Klassik verspüren. Es sind Marco Tschirpke, René Heinersdor­ff, Martin Zingsheim, Torsten Sträter und Anke Engelke.

Zahllose Klassik-stars adeln auch die Kammerkonz­erte: Elisabeth Leonskaja (Klavier), Sabine Meyer (Klarinette), Isabelle Faust (Violine), Antoine Tamestit (Viola), Daniel Müller-schott, Jean-guihen Queyras und Christian Poltéra (alle Violoncell­o), Francois Leleux (Oboe), Paul Meyer (Klarinette), Radovan Vlatkovic (Horn), Bertrand Chamayou und Eric Le Sage (Klavier) sowie das Jerusalem-quartett. Im Bereich der Neuen Musik lockt ein Konzert mit lauter flammneuen­weihnachts­stücken von zwölf Komponiste­n.

Erfreulich ist, dass die Zahl der Abonnenten für die „Sternzeich­en“-symphoniek­onzerte weiterhin gestiegen ist. Nachfrage gibt es aber auch aus dem Ausland: So werden die Symphonike­r im Herbst nach Moskau reisen, außerdem liegen Tournee-anfragen aus Japan und Spanien vor. Das Orchester besitzt künftig übrigens einen „Haustarifv­ertrag“(analog zum Kölner Gürzenich-orchester), was die Arbeit noch flexibler gestaltet.

Unerfreuli­ch ist, dass Nicht-abonnenten die Konzerte erst ab August buchen können. In fünf Monaten! Warum lädt die Tonhalle dann schon im März zur Pressekonf­erenz? Das Jahresmaga­zin „Oton“soll es auch erst demnächst geben; Informatio­nen im Internet? Mangelware. Ein Haus, das sich als kundenfreu­ndliche Gmbh profiliere­n will, sollte in der Lage sein, das Angebot simultan auf allen Kanälen zu offerieren und zeitnah die Nachfrage zu befriedige­n, auch im Einzelverk­auf. Gestern Nachmittag ruderte die Tonhalle auf Nachfrage unserer Redaktion zurück und teilte mit, dass sie für das Sonderkonz­ert mit Suzuki und das „Menschenre­chtskonzer­t“mit Fischer bereits Bestellung­en entgegenne­hmen will – telefonisc­h unter 0211 / 89-96123 oder per Mail unter konzertkas­se@tonhalle.de.

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FOTO: SCHMID Masaaki Suzuki wird mit dem Bach Collegium Japan die „Johannes-passion“in der Tonhalle aufführen.

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