Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss
„Hoffentlich passiert uns das nicht“
Auch an vielen Kirchen in NRW wird gebaut. Die Baumeister können nicht komplett ausschließen, dass dabei ein Brand ausbricht.
DÜSSELDORF Nach dem Brand von Notre-dame versuchen Dombaumeister und Kirchenverantwortliche, den Menschen die Sorge vor ähnlichen Szenarien in NRW zu nehmen. Bei den derzeit laufenden Bauarbeiten am Aachener Dom gebe es besondere Sicherheitsvorkehrungen, sagte der Aachener Dombaumeister Helmut Maintz unserer Redaktion. So werde die Stromzufuhr nach Feierabend ausgeschaltet, die Bauarbeiter dürften nicht rauchen, und die Baustelle müsse stets sauber gehalten werden.
Er halte ständigen Kontakt zur Feuerwehr, sagte der Baumeister. Wenn dort neue Führungskräfte anfingen, gehöre eine Dom-begehung zu deren ersten Übungen. Zudem gebe es regelmäßige Trainings für Maschinisten, die im Ernstfall Drehleitern und Hubbühnen bedienen müssten. Mit der Höhenrettungsabteilung werde geprobt, wie Menschen, die im Falle eines Brandes eingeschlossen sind, per Leiter oder gespanntem Seil gerettet werden könnten.
In Bonn sind die Menschen besonders besorgt, weil das Münster zurzeit generalsaniert wird. Stadtdechant Wolfgang Picken äußerte sich tief betroffen über den Brand in Paris: „Ich konnte in der Brandnacht erst zu Bett gehen, als in den Medien gemeldet wurde, dass die Struktur der Kathedrale erhalten werden kann und das Feuer nicht auf diewesttürme übergreifen würde.“wie in einem Reflex habe er mit gefalteten Händen vor dem Fernseher gesessen. „Ich konnte die Bilder von Paris nicht sehen, ohne daran zu denken, dass unserer Basilika mit ihrem Holzdachstuhl eine ähnliche Tragödie widerfahren könnte,“sagte der Münsterpfarrer. „Was wäre das für eine Katastrophe, wir Bonner stünden morgens auf und unsere Basilika läge in Schutt und Asche.“Nach Angaben von Ägidius Strack, der als Projektleiter die Sanierungsmaßnahme der Münsterkirche betreut, wird bei der gegenwärtigen Sanierung auf den Brandschutz besonders geachtet.
In Düsseldorf kam es vor fast zehn Jahren bei Sanierungsarbeiten zu einem Dachstuhlbrand in Sankt Peter. Beobachter sprechen von einem ähnlichen Szenario wie in Notre-dame. Damals entzündete sich Bodenstaub beim Schweißen.
Auch für die Düsseldorfer Lambertus-basilika kann Küster Joel Buschinski nicht vollständig Entwarnung geben: „Wir haben zwar eine sehr gute Brandmeldeanlage, die mit der Feuerwehr direkt verbunden ist“, sagt Buschinski. „Das schützt aber nicht zu 100 Prozent davor, dass solch ein Brand auch hier passieren kann.“Dachstuhl und auch der Boden seien aus Holz. Von dem Feuer in Notre-dame erfuhr Buschinski von einem Freund per Messengerdienst. Er erzählt, dass einer seiner ersten Gedanken sofort gewesen sei: „Hoffentlich passiert uns das nicht.“
Die Lambertus-basilika entging bereits im Jahr 1815 nur knapp einer Brandkatastrophe. Damals fing ein Turm Feuer. Weil jedoch der Handwerker Josef Wimmer die Nachbarschaft zum Löschen aufrief, konnte der Brand schnell gelöscht werden. Zum Wiederaufbau wurde frisches Holz genutzt, beim Trocknen verzogen sich die Balken, seither ist der Turm verdreht.
Der Dachstuhl im Xantener Dom ist hingegen ähnlich wie beim Kölner Dom aus Stahl, wie Kaplan Christoph Potowski sagt. Nach dem Zweitenweltkrieg habe man sich für diese Konstruktion entschieden. Zudem gebe es Steigleitungen. Regelmäßig kämen sämtliche Feuerwehren der Umgebung zu Übungen am Dom zusammen. „Dennoch ist ein Feuer generell denkbar.“
In Münster verweist Dombaumeisterin Anette Brachthäuser auf die vielen Sicherheitsvorkehrungen, die in den vergangenen Jahren getroffen wurden: „Für den Paulusdom kann ich sagen, dass die brandschutztechnische Ausstattung aus 2013 regelmäßig gewartet wird und somit auf aktuellem Stand ist. Mehr kann man vorbeugend eigentlich nicht tun.“