Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

„Hoffentlic­h passiert uns das nicht“

Auch an vielen Kirchen in NRW wird gebaut. Die Baumeister können nicht komplett ausschließ­en, dass dabei ein Brand ausbricht.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF Nach dem Brand von Notre-dame versuchen Dombaumeis­ter und Kirchenver­antwortlic­he, den Menschen die Sorge vor ähnlichen Szenarien in NRW zu nehmen. Bei den derzeit laufenden Bauarbeite­n am Aachener Dom gebe es besondere Sicherheit­svorkehrun­gen, sagte der Aachener Dombaumeis­ter Helmut Maintz unserer Redaktion. So werde die Stromzufuh­r nach Feierabend ausgeschal­tet, die Bauarbeite­r dürften nicht rauchen, und die Baustelle müsse stets sauber gehalten werden.

Er halte ständigen Kontakt zur Feuerwehr, sagte der Baumeister. Wenn dort neue Führungskr­äfte anfingen, gehöre eine Dom-begehung zu deren ersten Übungen. Zudem gebe es regelmäßig­e Trainings für Maschinist­en, die im Ernstfall Drehleiter­n und Hubbühnen bedienen müssten. Mit der Höhenrettu­ngsabteilu­ng werde geprobt, wie Menschen, die im Falle eines Brandes eingeschlo­ssen sind, per Leiter oder gespanntem Seil gerettet werden könnten.

In Bonn sind die Menschen besonders besorgt, weil das Münster zurzeit generalsan­iert wird. Stadtdecha­nt Wolfgang Picken äußerte sich tief betroffen über den Brand in Paris: „Ich konnte in der Brandnacht erst zu Bett gehen, als in den Medien gemeldet wurde, dass die Struktur der Kathedrale erhalten werden kann und das Feuer nicht auf diewesttür­me übergreife­n würde.“wie in einem Reflex habe er mit gefalteten Händen vor dem Fernseher gesessen. „Ich konnte die Bilder von Paris nicht sehen, ohne daran zu denken, dass unserer Basilika mit ihrem Holzdachst­uhl eine ähnliche Tragödie widerfahre­n könnte,“sagte der Münsterpfa­rrer. „Was wäre das für eine Katastroph­e, wir Bonner stünden morgens auf und unsere Basilika läge in Schutt und Asche.“Nach Angaben von Ägidius Strack, der als Projektlei­ter die Sanierungs­maßnahme der Münsterkir­che betreut, wird bei der gegenwärti­gen Sanierung auf den Brandschut­z besonders geachtet.

In Düsseldorf kam es vor fast zehn Jahren bei Sanierungs­arbeiten zu einem Dachstuhlb­rand in Sankt Peter. Beobachter sprechen von einem ähnlichen Szenario wie in Notre-dame. Damals entzündete sich Bodenstaub beim Schweißen.

Auch für die Düsseldorf­er Lambertus-basilika kann Küster Joel Buschinski nicht vollständi­g Entwarnung geben: „Wir haben zwar eine sehr gute Brandmelde­anlage, die mit der Feuerwehr direkt verbunden ist“, sagt Buschinski. „Das schützt aber nicht zu 100 Prozent davor, dass solch ein Brand auch hier passieren kann.“Dachstuhl und auch der Boden seien aus Holz. Von dem Feuer in Notre-dame erfuhr Buschinski von einem Freund per Messengerd­ienst. Er erzählt, dass einer seiner ersten Gedanken sofort gewesen sei: „Hoffentlic­h passiert uns das nicht.“

Die Lambertus-basilika entging bereits im Jahr 1815 nur knapp einer Brandkatas­trophe. Damals fing ein Turm Feuer. Weil jedoch der Handwerker Josef Wimmer die Nachbarsch­aft zum Löschen aufrief, konnte der Brand schnell gelöscht werden. Zum Wiederaufb­au wurde frisches Holz genutzt, beim Trocknen verzogen sich die Balken, seither ist der Turm verdreht.

Der Dachstuhl im Xantener Dom ist hingegen ähnlich wie beim Kölner Dom aus Stahl, wie Kaplan Christoph Potowski sagt. Nach dem Zweitenwel­tkrieg habe man sich für diese Konstrukti­on entschiede­n. Zudem gebe es Steigleitu­ngen. Regelmäßig kämen sämtliche Feuerwehre­n der Umgebung zu Übungen am Dom zusammen. „Dennoch ist ein Feuer generell denkbar.“

In Münster verweist Dombaumeis­terin Anette Brachthäus­er auf die vielen Sicherheit­svorkehrun­gen, die in den vergangene­n Jahren getroffen wurden: „Für den Paulusdom kann ich sagen, dass die brandschut­ztechnisch­e Ausstattun­g aus 2013 regelmäßig gewartet wird und somit auf aktuellem Stand ist. Mehr kann man vorbeugend eigentlich nicht tun.“

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FOTO: DPA Der Aachener Dom besteht aus mehreren Teilbauten und gehört zu den wichtigste­n sakralen Bauwerken in Nordrhein-westfalen.

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