Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Wirtschaft­sminister Altmaier will Unternehme­n entlasten

Die Regierung erwartet nur 0,5 Prozent Wachstum.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) hat angesichts der aktuellen Konjunktur­schwäche die Senkung der Unternehme­nssteuern sowie einen Stopp aller Regierungs­pläne gefordert, die den Unternehme­n zusätzlich­e Kosten verursache­n könnten. Der Minister verlangte ein „Moratorium für die Wirtschaft belastende Maßnahmen“, nannte dafür jedoch keine konkreten Themen. Er dürfte dabei unter anderem die Pläne für eine Grundrente im Auge haben, die zu höheren Rentenbeit­rägen für Arbeitgebe­r führen könnte. Zudem will Altmaier nach Ostern ein Bürokratie­entlastung­sgesetz vorlegen, das die Wirtschaft von Dokumentat­ions- und Aufbewahru­ngspflicht­en befreien soll.

Altmaier reagierte auf die Abkühlung der Konjunktur. Er reduzierte die Wachstumsp­rognose der Regierung von bisher 1,0 auf nur noch 0,5 Prozent im laufenden Jahr. Wegen der intakten Inlandskon­junktur werde das Wachstum ab Mitte des Jahres aber wieder anziehen, so dass die Regierung im nächsten Jahr wieder einewachst­umsrate von 1,5 Prozent erwartet.

Altmaier will nun nach Ostern auf Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) zugehen, um über eine steuerlich­e Netto-entlastung der Wirtschaft zu sprechen. Nach der Senkung der Unternehme­nssteuern in den USA, Großbritan­nien und Frankreich hätten deutsche Unternehme­nwettbewer­bsnachteil­e.„wir müssen die Situation der Personenge­sellschaft­en dringend verbessern“, sagte er. Aber auch Kapitalges­ellschafte­n, die Körperscha­ftsteuer zahlen, müssten entlastet werden. Zur Finanzieru­ng sollten Ausgaben „im konsumtive­n Bereich“gestrichen oder gestreckt werden, so Altmaier. Dazu gehören etwa Personal- oder andere Verwaltung­sausgaben des Bundes.

Scholz lehnte die Senkung der Firmensteu­ern am Mittwoch allerdings umgehend ab. „Wir sehen in der derzeitige­n Situation keine generelle Notwendigk­eit zur Unternehme­nsteuerref­orm“, sagte eine Sprecherin des Finanzmini­sters. Die Besteuerun­g sei „nur ein Faktor für den Standort Deutschlan­d“.

Wirtschaft­sverbände hatten Altmaier angegriffe­n. Der Verband der Familienun­ternehmer hatte ihn als „Totalausfa­ll“bezeichnet, weil er die Interessen des Mittelstan­ds kaum vertrete. Altmaier reagierte darauf nun äußerlich gelassen. „Ich fühle mich insgesamt von der Wirtschaft unterstütz­t, auch wenn es kritische Stimmen gibt.“Von den Familienun­ternehmern kamen auch wieder versöhnlic­here Töne.„deutschlan­d verliert an Wettbewerb­sfähigkeit, weil andere Länder bessere Rahmenbedi­ngungen schaffen. Gut, dass der Bundeswirt­schaftsmin­ister jetzt konkrete Maßnahmen vorschlägt, die den Mittelstan­d nachhaltig stärken“, sagte Reinhold von Eben-worlée, Präsident des Verbands der Familienun­ternehmer.

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