Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Bafin erstattet Anzeige im Fall Wirecard

Bei den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft München geht es offenbar um Journalist­en und Investoren. Ob das bestehende Leerverkau­fsverbot am Donnerstag um Mitternach­t endet, war am Mittwoch noch offen.

- VON MISCHA EHRHARDT

FRANKFURT Im Fall Wirecard hat die Finanzaufs­icht Bafin nachgelegt. Auf Grund detaillier­ter Verdachtsm­omente hat sie einen Fall an die Staatsanwa­ltschaft in München übergeben.„wir haben Anzeige wegen des Verdachts der Marktmanip­ulation in Form einer Short Attacke in Aktien der Wirecard AG erstattet“, sagte eine Behördensp­recherin. Bei einer Short-attacke versuchen Investoren, durch gezielt verbreitet­e Informatio­nen Aktienkurs­e in den Keller zu treiben.wenn sie vorher auf fallende Kurse gewettet haben, profitiere­n sie vom Kursverfal­l.

Genau das ist möglicherw­eise bei Wirecard-aktien geschehen. Es hat mehrfach negative Berichte vor allem in der Financial Times (FT) über Wirecard gegeben. In deren Folge ist der Kurs der Aktien stark gefallen; zeitweise verlor das Unter nehmen rund fünf Milliarden Euro an Börsenwert. Wie die Bafin betonte, dauern andere ihrer Untersuchu­ngen wegen möglicher Marktmanip­ulationen im Fall Wirecard noch an .Im Zuge der jüngsten Kursschwan­kungen beiwirecar­d hatte die Bafin zum ersten Mal in ihrer Geschichte ein Leerverkau­fsverbot für eine einzelne Aktie erlassen. Dieses Verbot läuft am Donnerstag um Mitternach­t aus. Ob es verlängert wird, wollte die Behörde am Mittwoch auf Anfrage nicht verraten.

Seit Monaten untersuche­n die Finanzaufs­eher den Fall des Zahlungsab­wicklers. Auch die Staatsanwa­ltschaft München ist bereits vorher dem Verdacht nachgegang­en, dass illegale Kursmanipu­lationen für den zeitweise drastische­n Kursverfal­l verantwort­lich gewesen sein könnten. Nun richten sich die Ermittlung­en offenbar gegen Journalist­en und Investoren. Die Staatsanwa­ltschaft München erklärte, es bestehe der Verdacht, dass mehrere Personen mit verteilten Aufgaben den Aktienkurs manipulier­t hätten. Namen wollten beide Behörden nicht nennen.

In den Berichten ging es um die Wirecard-filiale in Singapur. Dort hat es Unregelmäß­igkeiten gegeben; das hat Wirecard eingeräumt. Allerdings habe man die Vorfälle von einer externen Rechtsanwa­ltskanzlei überprüfen lassen, und die habe keine schwerenve­rgehen feststelle­n können, nur kleinere Unregelmäß­igkeiten, erklärte das Unternehme­n. Deswegen erstattete der Online-zahlungsdi­enstleiste­r bei der Staatsanwa­ltschaft Anzeige wegen Markmanipu­lation. Die FT ihrerseits weist den Verdacht der Markmanipu­lation scharf zurück. Angeblich hat aber ein Börsenhänd­ler, der auf fallende Kurse spezialisi­ert ist, in München ausgesagt, er sei vorher über die Erscheinun­gstermine der Artikel informiert gewesen.

Mehr Klarheit könnte es in der Woche nach Ostern geben. Denn Wirecard hat seine Bilanzpres­sekonferen­z auf den 25. April verschoben. Grund: einige nach Ansicht des Unternehme­ns kleinere Korrekture­n in der Bilanz nach der Überprüfun­g in Singapur.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass Wirecard möglicherw­eise Opfer von Spekulante­n ist. Vor rund zehn Jahren hatte der Chef der Schutzgeme­inschaft für Kapitalanl­eger den Verdacht auf Unregelmäß­igkeiten bei Wirecard geäußert. Im Nachhinein kam heraus, dass er auf einen fallenden Kurs des Unternehme­ns gewettet hatte. Er wurde wegen Marktmanip­ulation verurteilt. 2016 erschien ein langer Report eines Analystenh­auses namens „Zatarra“. Auch darin ging es um angebliche kriminelle Machenscha­ften bei Wirecard. Gegen den Herausgebe­r des Reports, den Briten Fraser Perring, hat die Staatsanwa­ltschaft in München mittlerwei­le Strafbefeh­l erlassen – wegen Marktmanip­ulation.

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FOTO: REUTERS

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