Neuss-Grevenbroicher Zeitung Neuss

Die Fans vergöttern ihre Stars

Eishockey ist in Nordamerik­a, vor allem in Kanada, für viele Menschen wie eine Religion. Die Fans verehren ihre Spieler wie Götter. Das ist auch eine große Verantwort­ung für die Sportler.

- VON CHRISTIAN EHRHOFF

Du sollst keine anderen Götter neben mir haben – im Sport verschwimm­t dieses Gebot ganz schnell. Wir Sportler sind keine Götter, und doch werden einige von uns verehrt und gefeiert, als wären wir welche. Als Eishockey-spieler in Nordamerik­a habe ich das besonders gespürt. 13 Jahre habe ich in der NHL gespielt. Da ist es ein ganz anderes Gefühl als Spieler als in Deutschlan­d. In Deutschlan­d erkennt man uns auf der Straße nicht, dort schon. Die Eishockey-spieler sind die Stars, vor allem in Kanada.

Dort ist Eishockey für die Menwenn man verehrt wird, und eine große Ehre. Es hat mir immer gezeigt, dass meine Leistung von den Fans wahrgenomm­en und honoriert wird. Ich habe auch nie erlebt, dass Fans aufdringli­ch geworden sind. Vielleicht ist das auch so, eben weil sie uns verehren. Die Fans sind mir und meinen Teamkolleg­en immer sehr respektvol­l begegnet. Das waren sehr positive Erfahrunge­n für mich, die mich bis heute prägen und für die ich auch dankbar bin. Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass man eine solche Verehrung erleben darf.

Trotzdem war es für mich manchmal komisch, dass ich für die Menschen zum Beispiel in Vancouver, wo ich zwei Jahre gespielt habe, so wichtig war. Wenn ich mit meiner Frau mal durch die Einkaufsma­ll gelaufen bin, kamen zum Beispiel Menschen und haben ganz ehrfurchts­voll gefragt, ob sie mir mal die Hand schütteln dürften. Das war schon ein komisches Gefühl. Aber natürlich habe ich das gerne gemacht und mich gefreut, dass ich den Menschen so einfach eine Freude machen konnte.

Als Kind hatte ich selbst Poster von Eishockey-spielern in meinem Zimmer hängen und Vorbilder, die ich vergöttert habe. Jetzt gehöre ich selbst zu denen und bin Vorbild für viele Jugendlich­e. Das ist schön, es macht mich stolz, aber ich empfinde das auch als große Verantwort­ung, dem Bild von mir gerecht zu werden. Ich will ein gutes Vorbild für die jungen Leute sein. Ich will ihnen Positives, wichtige Werte für den Sport und das Leben mitgeben und ein guter Einfluss für sie sein. Vor allem heute ist es wichtig, dass sich die Jugendlich­en an gutenvorbi­ldern orientiere­n können. Ich bemühe mich, ein gutes Vorbild zu sein.

Deswegen war es mir auch immer wichtig, für die Fans nahbar zu sein. Denn manchmal kann man schon mit kleinen Aktionen jemandem eine große Freude machen und ein Leben positiv beeinfluss­en. Die Nähe ist wichtig für Fans und Spieler, weil sie beide motiviert. Der Fan freut sich über die persönlich­e Begegnung und man selbst über das schöne Feedback der Fans.

Wenn ich nach dem Training zum Beispiel meinen Schläger einem Fan gegeben habe oder einfach mit jemandem gesprochen habe, der an der Bande stand, hat mancher davon sein Leben lang gezehrt und mir Jahre später noch von der Begegnung erzählt – oder nach dem Aufwärmen habe ich den Puck immer einem Fan zugespielt, das war ein richtiges Ritual.

Vorher war man vielleicht gar nicht im Fokus desjenigen, und dann verehrt er einen wegen dieser einen kurzen Begegnung und zehrt da möglicherw­eise jahrelang von. Deswegen sind Vorbilder auch so wichtig für die Menschen. Sie können sich an ihnen orientiere­n und zu ihnen aufschauen und ihnen trotzdem auch ganz persönlich nahe kommen – anders als bei Gottheiten.

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FOTO: IMAGO IMAGES Juni 2011: Christian Ehrhoff lässt den Fans seines Nhl-clubs Vancouver Canucks einen Puck zukommen. Die sind begeistert.
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FOTO: DPA Der Moerser Christian Ehrhoff begann seine Eishockey-karriere bei den Krefeld Pinguinen und wurde in der NHL zum verehrten Star.

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